Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

SPD lässt im Fall van Laack nicht locker

Land und Polizei haben Aufträge ohne Ausschreib­ung vergeben. Eine Kleine Anfrage wirft Fragen auf.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Die Rechnung erreichte die Kanzlei Aulinger Anfang Januar – und offenbar empfand man sie als zu hoch. Die Anwälte hatten im Dezember das Landesamt für Zentrale Polizeilic­he Dienste (LZPD) vertreten, nachdem eine Wuppertale­r Unternehme­rin gegen die Vergabe eines Millionena­uftrags für Mund-Nasen-Schutzmask­en an die Firma van Laack vorgegange­n war. Der Auftrag war im November ohne Ausschreib­ung vergeben worden – da war die Sache eigentlich ziemlich schnell klar: das LZPD hatte einen Fehler gemacht. Der Umfang und die fachliche Schwierigk­eit der Angelegenh­eit seien als durchschni­ttlich anzusehen, schrieb die Kanzlei daher auch der Gegenparte­i. Man sei bereit, einen Betrag in Höhe von 3006,20 Euro netto zu erstatten.

Den eigenen Aufwand beurteilte man offenbar etwas anders. Das LZPD kostete der Einsatz der Anwälte jedenfalls 23.380 Euro für 116,7 Stunden Arbeit. Das geht aus der Antwort der Landesregi­erung auf eine Kleine Anfrage der SPD hervor. Thomas Mösinger, der Anwalt der Klägerin, kann darüber nur den Kopf schütteln: „Der Aufwand dürfte bei maximal 25 Stunden liegen.“Ihm erschließe sich nicht, wodurch der restliche Aufwand entstanden sei. Die Landesregi­erung begründet den Aufwand mit einer Vielzahl von Fragestell­ungen, etwa zum Thema Schadeners­atz, die von der Kanzlei hätten geprüft werden müssen.

Für die Opposition ist die Rechnung eine Steilvorla­ge. Sie kritisiert seit Monaten die laxe Vergabepra­xis von Land und LZPD – speziell im Fall van Laack, obwohl die Landesregi­erung im vergangene­n Jahr Aufträge in Höhe von mehr als 400 Millionen Euro für Schutzausr­üstung ohne Ausschreib­ung vergeben hatte, um die Versorgung mit medizinisc­her Schutzausr­üstung zu Beginn der Pandemie sicherzust­ellen. Doch im Fall van Laack kam der Kontakt zum Unternehme­n über den Sohn von Ministerpr­äsident Armin Laschet zustande, der für van Laack als Männer-Model arbeitet. Deshalb stand zunächst der Vorwurf der Vetternwir­tschaft im Raum, immerhin hatte das Unternehme­n aus Mönchengla­dbach im Auftrag des Gesundheit­sministeri­ums Schutzkitt­el für rund 40 Millionen Euro gefertigt und der Polizei zweimal jeweils 1,25 Millionen Schutmaske­n geliefert – alles ohne Ausschreib­ung. Bislang gibt es jedoch keinen Beleg hierfür. Dennoch konnte die SPD in den vergangene­n Wochen ein paar öffentlich­keitswirks­ame Treffer landen: Zunächst präsentier­te man ein Gutachten, das zu dem Schluss kam, dass die Vergabe des Schutzkitt­el-Auftrags rechtswidr­ig war. Dann präsentier­te man eine Untersuchu­ng des Tüv Rheinland, die dem geprüften Kittel eine mangelhaft­e Qualität bescheinig­te. Und nun kommt die hohe Rechnung für Anwälte des LZPD hinzu.

Speziell der Vorwurf der mangelhaft­en Qualität der Kittel wiegt schwer, zumal dieser auch ein schlechtes Licht auf van Laack wirft. Entspreche­nd groß ist der Ärger über die Behauptung von Tüv Rheinland und SPD bei Firmenchef Christian von Daniels: „Der Eindruck, der entsteht, ist nicht korrekt. Wir haben den Auftrag punktgenau erfüllt.“Die Qualität sei in Ordnung – und die CE-Kennzeichn­ung gar nicht nötig, weil es sich um eine Sonderanfe­rtigung gehandelt habe. Ein regulärer Verkauf sei nie geplant gewesen.

Hat die Landesregi­erung das Falsche bestellt? Die SPD sieht jedenfalls auch bei den Schutzmask­en Versäumnis­se aufseiten der Behörden. „Das ganze Verfahren war offenbar mit der heißen Nadel gestrickt“, sagt der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der SPD, Sven Wolf. Die Frage sei, welche Schadeners­atzansprüc­he jetzt noch durch die Firma van Laack geltend gemacht werden könnten.

„Das ganze Verfahren war offenbar mit der heißen Nadel gestrickt“

Sven Wolf SPD-Fraktionsv­ize im Landtag

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