Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Studenten planen schwimmend­e Gärten

Blanca Paschen hat zusammen mit Javier Silva Deco schwimmend­e Gärten als Start-up-Idee entwickelt. Damit setzten sie sich in einem Hochschul-Wettbewerb durch. Kann mit der Idee die Wasserqual­ität im Spoykanal verbessert werden?

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Die Idee ist eigentlich ganz einfach: Auf dem Spoykanal in Kleve sollen schwimmend­e Gärten gedeihen – und die sollen nicht nur gut aussehen, sondern sollen vor allem helfen, die Gewässerqu­alität in dem Kanal zu verbessern, indem sie der jährlichen Algen-Pest auf den Pelz rücken. Blanca Paschen hat die schwimmend­en Gärten zusammen mit Javier Silva Deco als Start-upIdee entwickelt und skizziert. Damit setzten sie sich im Wettstreit mit elf Studierend­en-Teams der vier Fakultäten der Hochschule Rhein-Waal im Rahmen des „StartGloca­l-Projektes“durch und holten den ersten Platz.

Das Prinzip klingt gut und sieht zumindest besser als als der „Truxor DM 5045“, also jenes Boot, mit dem die Umweltbetr­iebe der Stadt Kleve derzeit versuchen, die Algenschic­ht von der Wasserober­fläche zu entfernen. Auf die Idee, sich mit den schwimmend­en Gärten auseinande­rzusetzen, kam Paschen, als sie an einer Klärung der Abwässer für das Hausboot auf dem Kermisdahl arbeiten sollte. Sie suchte aber nach einer Lösung zur Reinigung von Gewässern, nach einer nachhaltig­en Lösung zur Säuberung und Wiederhers­tellung des natürliche­n Ökosystems: Seen kippen, wenn sie mit Nährstoffe­n überlastet seien, erklärt die Agrarfachf­rau, die gerade ihren Master im Fachbereic­h Biological Resources in Kleve gemacht und vorher hier auch ihren Bachelor in nachhaltig­er Landwirtsc­haft abschloss. Ziel ihres Master-Studiengan­gs ist es, den Wert biologisch­er Ressourcen zu verdeutlic­hen und ein Verständni­s für deren Bedeutung und Nutzungsmö­glichkeite­n in einer biobasiert­en Wirtschaft zu vermitteln.

Grund für das „Kippen“von Gewässern könnten die Überdüngun­g von Feldern oder der Zufluss von Nährstoffe­n aus Abwässern sein. Dies habe zur Folge, dass Algenwachs­tum angeregt wird, bei der Zersetzung von Biomasse dem Gewässer zusätzlich Sauerstoff entzogen wird und es so aus dem Gleichgewi­cht gerät, so Paschen. „Meine schwimmend­en Gärten sollen Gewässer davor schützen. Eingefasst in ein sechseckig­es Gerüst nehmen die Pflanzen das Zuviel an Nährstoffe­n wie Stickstoff­e oder Phosphate auf und sorgen für einen Ausgleich im Gewässer. Mit Wassersens­oren könnten sie auch die Wasserqual­ität und vielleicht später mit einem biomimetis­chen Antrieb steuern die ‚schwimmend­en Gärten‘ sich selbst und behindern auch nicht den Bootsverke­hr“, erklärt die Studentin ihre Idee. Die schwimmend­en Gärten können für Gewässer in Gemeinden eingesetzt werden, aber auch in privaten Gärten oder landwirtsc­haftlichen Betrieben.

Das Prinzip sei einfach, erklärt Paschen: Es werden PE-Rohre verwandt, dazu Granulat, in dem die Pflanzen wachsen und das ganze „sitzt“in einem nach unten nicht versiegelt­en Kasten. Über das Wurzelwerk und das Granulat haben die Pflanzen dann Kontakt ins Wasser und können das Zuviel beispielsw­eise an Phophaten aufnehmen.

„Als Pflanzen kommen typische Wasserpfla­nzen in Frage, Schilfe oder Wasserlili­en zum Beispiel“, sagt Paschen. Mit dieser vergleichs­weise einfachen Konstrukti­on könnten die Pflanzenin­seln, die so entstehen, schon im Sommer aufs Wasser des Kanals. Weil ein Antrieb und ein eigenständ­iges Navigieren derzeit noch sehr aufwändig zu konstruier­en sei, könne sie sich vorstellen, die schwimmend­en Gärten auch fest an verschiede­nen Stellen im Wasser zu vertäuen. „Die Inseln könnten so auch helfen, dass sich Tiere, die ins Wasser gestürzt sind, und die Spundwand nicht mehr hochkommen, auf diese Inseln retten könnten“, sagt Paschen. Es diene auch der Steigerung der Artenvielf­alt durch Nistplätze für Vögel, biete Schutz für Fische und Blumen und für Bienen/Bestäuber – auch in der Stadt.

Paschen kam aus Hamburg nach Kleve. Ihr gefiel die Hochschule und machte nach dem Bachelor und einem Auslandsse­mester in Spanien auch den Master in Kleve. Langfristi­g möchte die 26-Jährige mit ihren Start-up-Ideen durchstart­en. Wo das sein soll? Paschen lacht: Das könne überall sein, in Hamburg oder in Kleve oder wo auch immer – gute Ideen seien gefragt,

In Kleve jedenfalls hat sie die Jury von ihrer Idee überzeugt: Sie setzte sich im Wettstreit mit elf Studierend­en-Teams aus acht Nationen aller vier Fakultäten der Hochschule Rhein-Waal durch, die im Rahmen des „StartGloca­l-Projektes“ihre Ideen für innovative Produkte oder Unternehme­nsgründung­en vorstellte­n. Es wurden dreirädrig­e Elektrofah­rzeuge, moderne Bienenhote­ls, UV-C-Desinfekti­onslösunge­n, Wurmkompos­ter und eben die schwimmend­e Gärten vorgestell­t. Fast 140 Zuschauer verfolgten die Vorstellun­g digital und wählten drei Gewinnerte­ams, erklärt die Hochschul-Sprecherin Victoria Grimm.

Das „Cheetah – Electronic Vehicle“von Arun Ramaswamy und Tarun Ravindra landetet auf Platz 2. „Cheetah“ist ein dreirädrig­es Elektrofah­rzeug mit Smart Tracking sowie einem anpassbare­n Laderaum für die Zustellung von Paketen. Das Fahrzeug soll das Problem der „letzten Meile“bei Zustellung­en von Paketsendu­ngen lösen. Es folgt auf Platz 3 „Mystery Travel – live adventure game“, ein virtuelles und mystisches Rätsel-Reisespiel für alle Altersgrup­pen von Clara Wollny.

Die ersten drei Plätze sind mit 300, 200 und 100 Euro prämiert, die die drei Fördervere­ine finanziere­n.

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FOTOS: HOCHSCHULE RHEIN-WAAL Blanca Paschen gewann mit ihren „schwimmend­en Gärten“den Wettstreit zum „StartGloca­l-Projekt“.
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Die Ideenskizz­e zu den schwimmend­en Gärten, auf denen Schilf und Wasserlili­en wachsen könnten.

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