Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Studenten planen schwimmende Gärten
Blanca Paschen hat zusammen mit Javier Silva Deco schwimmende Gärten als Start-up-Idee entwickelt. Damit setzten sie sich in einem Hochschul-Wettbewerb durch. Kann mit der Idee die Wasserqualität im Spoykanal verbessert werden?
KLEVE Die Idee ist eigentlich ganz einfach: Auf dem Spoykanal in Kleve sollen schwimmende Gärten gedeihen – und die sollen nicht nur gut aussehen, sondern sollen vor allem helfen, die Gewässerqualität in dem Kanal zu verbessern, indem sie der jährlichen Algen-Pest auf den Pelz rücken. Blanca Paschen hat die schwimmenden Gärten zusammen mit Javier Silva Deco als Start-upIdee entwickelt und skizziert. Damit setzten sie sich im Wettstreit mit elf Studierenden-Teams der vier Fakultäten der Hochschule Rhein-Waal im Rahmen des „StartGlocal-Projektes“durch und holten den ersten Platz.
Das Prinzip klingt gut und sieht zumindest besser als als der „Truxor DM 5045“, also jenes Boot, mit dem die Umweltbetriebe der Stadt Kleve derzeit versuchen, die Algenschicht von der Wasseroberfläche zu entfernen. Auf die Idee, sich mit den schwimmenden Gärten auseinanderzusetzen, kam Paschen, als sie an einer Klärung der Abwässer für das Hausboot auf dem Kermisdahl arbeiten sollte. Sie suchte aber nach einer Lösung zur Reinigung von Gewässern, nach einer nachhaltigen Lösung zur Säuberung und Wiederherstellung des natürlichen Ökosystems: Seen kippen, wenn sie mit Nährstoffen überlastet seien, erklärt die Agrarfachfrau, die gerade ihren Master im Fachbereich Biological Resources in Kleve gemacht und vorher hier auch ihren Bachelor in nachhaltiger Landwirtschaft abschloss. Ziel ihres Master-Studiengangs ist es, den Wert biologischer Ressourcen zu verdeutlichen und ein Verständnis für deren Bedeutung und Nutzungsmöglichkeiten in einer biobasierten Wirtschaft zu vermitteln.
Grund für das „Kippen“von Gewässern könnten die Überdüngung von Feldern oder der Zufluss von Nährstoffen aus Abwässern sein. Dies habe zur Folge, dass Algenwachstum angeregt wird, bei der Zersetzung von Biomasse dem Gewässer zusätzlich Sauerstoff entzogen wird und es so aus dem Gleichgewicht gerät, so Paschen. „Meine schwimmenden Gärten sollen Gewässer davor schützen. Eingefasst in ein sechseckiges Gerüst nehmen die Pflanzen das Zuviel an Nährstoffen wie Stickstoffe oder Phosphate auf und sorgen für einen Ausgleich im Gewässer. Mit Wassersensoren könnten sie auch die Wasserqualität und vielleicht später mit einem biomimetischen Antrieb steuern die ‚schwimmenden Gärten‘ sich selbst und behindern auch nicht den Bootsverkehr“, erklärt die Studentin ihre Idee. Die schwimmenden Gärten können für Gewässer in Gemeinden eingesetzt werden, aber auch in privaten Gärten oder landwirtschaftlichen Betrieben.
Das Prinzip sei einfach, erklärt Paschen: Es werden PE-Rohre verwandt, dazu Granulat, in dem die Pflanzen wachsen und das ganze „sitzt“in einem nach unten nicht versiegelten Kasten. Über das Wurzelwerk und das Granulat haben die Pflanzen dann Kontakt ins Wasser und können das Zuviel beispielsweise an Phophaten aufnehmen.
„Als Pflanzen kommen typische Wasserpflanzen in Frage, Schilfe oder Wasserlilien zum Beispiel“, sagt Paschen. Mit dieser vergleichsweise einfachen Konstruktion könnten die Pflanzeninseln, die so entstehen, schon im Sommer aufs Wasser des Kanals. Weil ein Antrieb und ein eigenständiges Navigieren derzeit noch sehr aufwändig zu konstruieren sei, könne sie sich vorstellen, die schwimmenden Gärten auch fest an verschiedenen Stellen im Wasser zu vertäuen. „Die Inseln könnten so auch helfen, dass sich Tiere, die ins Wasser gestürzt sind, und die Spundwand nicht mehr hochkommen, auf diese Inseln retten könnten“, sagt Paschen. Es diene auch der Steigerung der Artenvielfalt durch Nistplätze für Vögel, biete Schutz für Fische und Blumen und für Bienen/Bestäuber – auch in der Stadt.
Paschen kam aus Hamburg nach Kleve. Ihr gefiel die Hochschule und machte nach dem Bachelor und einem Auslandssemester in Spanien auch den Master in Kleve. Langfristig möchte die 26-Jährige mit ihren Start-up-Ideen durchstarten. Wo das sein soll? Paschen lacht: Das könne überall sein, in Hamburg oder in Kleve oder wo auch immer – gute Ideen seien gefragt,
In Kleve jedenfalls hat sie die Jury von ihrer Idee überzeugt: Sie setzte sich im Wettstreit mit elf Studierenden-Teams aus acht Nationen aller vier Fakultäten der Hochschule Rhein-Waal durch, die im Rahmen des „StartGlocal-Projektes“ihre Ideen für innovative Produkte oder Unternehmensgründungen vorstellten. Es wurden dreirädrige Elektrofahrzeuge, moderne Bienenhotels, UV-C-Desinfektionslösungen, Wurmkomposter und eben die schwimmende Gärten vorgestellt. Fast 140 Zuschauer verfolgten die Vorstellung digital und wählten drei Gewinnerteams, erklärt die Hochschul-Sprecherin Victoria Grimm.
Das „Cheetah – Electronic Vehicle“von Arun Ramaswamy und Tarun Ravindra landetet auf Platz 2. „Cheetah“ist ein dreirädriges Elektrofahrzeug mit Smart Tracking sowie einem anpassbaren Laderaum für die Zustellung von Paketen. Das Fahrzeug soll das Problem der „letzten Meile“bei Zustellungen von Paketsendungen lösen. Es folgt auf Platz 3 „Mystery Travel – live adventure game“, ein virtuelles und mystisches Rätsel-Reisespiel für alle Altersgruppen von Clara Wollny.
Die ersten drei Plätze sind mit 300, 200 und 100 Euro prämiert, die die drei Fördervereine finanzieren.