Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Kaum Bürgermeisterinnen in NRW
Der Gleichstellungsatlas der Landesregierung belegt die Benachteiligung von Frauen bei Bezahlung, Beförderung und Repräsentanz in politischen Spitzenämtern.
DÜSSELDORF In NRW sind Bürgermeisterinnen noch immer die Ausnahme. Mit der Kommunalwahl 2020 hat sich ihr Anteil nur leicht von 11,5 auf 14,2 Prozent erhöht. In Zahlen: 53 weibliche Bürgermeister stehen in NRW 320 männlichen gegenüber. Das geht aus dem NRW-Gleichstellungsatlas hervor, den die Landesregierung am Montag vorstellte. Besonders selten bekleiden in ländlichen Regionen Frauen kommunale Spitzenämter. „Da ist wirklich noch Luft nach oben“, sagte NRW-Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) bei Vorlage des Berichts.
Der Gleichstellungsatlas unterstreicht, dass Frauen in Politik, Gesellschaft und Arbeit unterrepräsentiert sind. Die Daten reichen allerdings meist nur bis 2017 zurück. Die Regierungszeit von CDU und FDP wurde also nicht erfasst.
Der Stundenverdienst von Frauen lag 2017 um rund 22 Prozent niedriger, fünf Jahre zuvor waren es 24 Prozent. Aufschluss über die Chancengleichheit von Männern und Frauen im öffentlichen Dienst gibt der Frauenanteil an den Beförderungen: 2017 lag er um 2,1 Prozentpunkte niedriger, als es dem weiblichen Anteil am gesamten Personalbestand entspricht. 2013 lag diese Differenz noch bei 6,1 Prozent.
Dabei gäbe es einiges aufzuholen: „Mit Ausnahme der Schulen hatten 2018 in allen Teilbereichen des unmittelbaren Landesdienstes deutlich mehr Männer als Frauen eine Führungsposition inne“, heißt es in dem Atlas. In den beiden obersten Führungsebenen von Ministerien und Landtagsverwaltung war 2018 nur rund ein Viertel der Führungskräfte weiblich, mit leicht steigender Tendenz. Rückläufig ist der Frauenanteil in den Spitzenämtern der schwarz-gelben Landesregierung mit rund 33 zu 38 Prozent im Vergleich zur rot-grünen Regierungszeit.
„Auch 100 Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag bewegt sich der Fortschritt in Sachen Gleichberechtigung im Schneckentempo“, sagte die Grünen-Co-Vorsitzende in NRW, Josefine Paul. Direkt nach Regierungsübernahme habe die schwarz-gelbe Koalition die schärfere Quotenregelung zur wirksamen Durchsetzung von mehr Gleichstellung zurückgenommen. Die Beurteilungskriterien für Beförderungen seien nicht überarbeitet: „Auch das im Koalitionsvertrag noch groß angekündigte ‚Gesetz für Chancengerechtigkeit und Vielfalt‘ ist scheinbar in der Schublade von Ministerin Scharrenbach versandet“, so Paul. Dazu die Ministerin: „In dem neuen Gesetz werden wir nicht ohne Quoten auskommen.“