Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Issum aus dem Dornröschenschlaf wecken
ISSUM Morgens halb zehn in Issums Ortskern. Es ist sehr ruhig und wenig Geschäftigkeit auf den Straßen. Außer es ist Donnerstag, dann ist nämlich Wochenmarkt. Die Entwicklung sehen die Politiker mit Sorge. Ein Grund für die beschauliche Ruhe im Ort könnte sein: fehlende Geschäfte. Schon jetzt stehen auf der Internetseite der Gemeinde Issum sechs Ladenlokale, auch das Schuhgeschäft Sonntag, das ab 1. August frei wird. Ein weiterer Leerstand wird in Sevelen dazukommen, die Inhaberin des dortigen Schuhgeschäfts geht nach Alpen.
Die Issumer FPD fordert, „dass der Wirtschaftsförderer aktiver vorgeht“. So formuliert es FDP-Sprecher Thomas Wittenburg. Die FDP stellte außerdem einen Antrag zur Entwicklung einer langfristigen Strategie für die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde Issum. Dafür waren vorsorglich 30.000 Euro als Haushaltsmittel vorgeschlagen worden. Die brauche es erst einmal nicht, so die FDP, denn die Idee sei, dass man nicht auf externe Dienstleister zurückgreife, sondern der lokale Wirtschaftsförderer selber eine Idee und Strategie entwickle. „Er kann ja auch mit den Leuten reden. Ich will ja nicht zu viel verlangen, aber schon, dass er sich bei den Geschäftsleuten meldet und signalisiert: Ich bin für euch da“, so Wittenburg im Haupt- und Finanzausschuss.
Dort wurde rege über die Aufgaben des Wirtschaftsförderers diskutiert, der allerdings beim Ausschuss gar nicht selbst anwesend war. Dafür
sprang ihm Fachbereichsleiter Alexander Alberts zu Hilfe. „Ich muss Herrn Hüls in Schutz nehmen. Der führt Gespräche. Er ist ständig in Kontakt mit Geschäftsleuten.“Allerdings, so Alberts später im Gespräch mit der RP, sei vieles für die Politik vielleicht nicht sichtbar, wenn der Wirtschaftsförderer zum Beispiel ein längeres Gespräch mit jemandem führt, der sich selbstständig machen möchte und der es sich doch anders überlegt. Oder wenn auf der Suche nach Hausärzten („Wir strecken die Fühler über Herrn Hüls aus“) zehn Gespräche geführt werden, aber es am Ende kein Ergebnis gibt.
Außerdem sei der Wirtschaftsförderer aktuell auch in Sachen Corona eingespannt, er kümmere sich zum Beispiel um die Organisation der Mitfahrbörse zum Impfzentrum Kalkar. Der Wirtschaftsförderer selbst erklärt, dass er insgesamt 800 Unternehmen, vom Nebengewerbe bis zum großen Unternehmen, in der Gemeinde Issum betreut. „Ich kann nicht alle anrufen. Es kann aber jeder auf mich zukommen“, sagt Franz-Josef Hüls. Im Haupt- und Finanzausschuss war mehrmals der Wunsch geäußert worden, dass der Wirtschaftsförderer aktiv die Geschäftsleute fragt, wie es ihnen in der Corona-Krise geht.
Die FDP machte den Vorschlag, dass die Gemeinde bei Mieten unterstützend unter die Arme greift, damit Leerstände schneller wieder gefüllt werden. Bürgermeister Clemens Brüx erklärte, dass das Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstadt und Zentren, wie Geldern und Straelen es haben, für die Gemeinde Issum wegen der fehlenden Größe nicht in Frage komme, Issum sei leider kein Zentrum. Außerdem seien die Mieten nicht das Problem, erklärt Alberts. Manche Geschäftsräume seien einfach zu klein (es gibt einen Leerstand auf der Kapellener Straße mit 35 Quadratmetern), an anderer Stelle hätten die Eigentümer sehr konkrete Vorstellungen davon, wen sie im Geschäftslokal haben möchten. „Im Moment ist Corona, wer will jetzt ein Geschäft eröffnen?“, gibt Alberts zu bedenken. „Das soll aber keine Ausrede sein.“Sicher sei, dass der kommende Leerstand mit dem Weggang von Familie Sonntag aus dem Schuhgeschäft an der Rosenstraße schnellstmöglich besetzt werden soll. Das Geschäft befinde sich in bester Lage.
Außerdem setze er auf eine bessere
Die Politik, allen voran die FDP, fordert eine Strategie zur wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinde. Themen sollen unter anderem die Bekämpfung von Leerständen und die Erweiterung des Gewerbegebiets sein.
Vernetzung des Einzelhandels, so Alberts. Er erinnert an die Zeiten, als die Issumer Werbegemeinschaft zum Beispiel zu Konzerten unter freiem Himmel unter dem Motto „Rämmi Dämmi“einlud. „Ideen gibt es mit Sicherheit genug, die wir als Konzept zusammenstellen können“, sagt er mit Blick auf die Forderung aus der Politik.
Dazu gehört auch die Schaffung neuer Gewerbeflächen. Die CDU hatte einen Antrag gestellt, das vorhandene Gebiet Am Schankweiler zu erweitern oder an anderer Stelle mit der Bezirksregierung über neue Flächen zu sprechen. Unabhängig vom Antrag der CDU habe man das im Blick, sagt Alberts.
Tatsächlich wolle man beim Erstellen des Konzeptes auf externe Hilfe verzichten, so will es ja auch die Politik. Man werde sehen, ob man im zweiten Schritt Geld braucht, sollte etwa eine technische Ausstattung nötig sein. Vom Zeitplan passe das ganz gut, so Alberts. „Wir gucken, was wir nächstes Jahr an Mitteln brauchen.“So wird der aktuelle Haushalt nicht belastet.
„Ich will ja nicht zu viel verlangen, aber schon, dass er sich bei den Geschäftsleuten meldet und signalisiert: Ich bin für euch da“
Thomas Wittenburg FDP-Sprecher