Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Eigene Stadtwerke: Straelen prüft
„Kleine“Stadtwerke gibt es bereits mit dem Wasserwerk. Weiterer Einstieg könnte die Übernahme der Stromversorgung sein. Die Verwaltung warnt auch vor Risiken.
STRAELEN Die Stadt Straelen prüft die Gründung eigener Stadtwerke. Das hat der Rat auf Antrag der FDP-Fraktion beschlossen. Im nächsten Schritt werde man juristische und energiewirtschaftliche Fachberatungen in Anspruch nehmen. Dafür werden Haushaltsmittel in Höhe von 20.000 Euro zur Verfügung gestellt. Noch vor den Sommerferien soll es einen Zwischenbericht geben.
„Kleine“Stadtwerke hat Straelen bereits: Das Wasserwerk gehört zum Versorgungs- und Verkehrsbetrieb der Stadt. Der Versorgungs- und Verkehrsbetrieb ist ein Eigenbetrieb der Stadt Straelen. Betriebsleiterin ist Monika Trienekens. Das Wasserwerk Straelen versorgt rund 15.800 Menschen in Straelen mit Trinkwasser. Die Privathaushalte und Gewerbebetriebe in Straelen werden über etwa 4580 Hausanschlüsse versorgt.
Weiterer Einstieg in eigene Stadtwerke könnte die Übernahme der Stromversorgung sein. Momentan betreiben die Stadtwerke Krefeld das Stromnetz in Straelen und die Gelsenwasser AG die Netzversorgung mit Gas. Die von der Stadt Straelen vergebene Konzession im Strombereich endet am 30. September 2030. Die Stadt Straelen kann diesen Vertrag jedoch mit einer Frist von zwei Jahren zum Ende eines jeden Jahres kündigen. Der Altkonzessionär wäre verpflichtet, die Konzession in die Gesellschaft einzubringen und könnte Mitgesellschafter der neuen Stadtwerke werden.
Die Verwaltung berichtete in ihrer Vorlage, dass viele Städte auf diesem Wege einen ersten Schritt in die Richtung Rekommunalisierung der Energieversorgung machen. Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH weiß demnach von insgesamt 72 Stadtwerke-Neugründungen in Deutschland – meist mit dem Ziel, den Einfluss auf den energiewirtschaftlichen Gestaltungund Wertschöpfungsprozess zu verbessern. Dabei spielt nach Einschätzung des Wuppertal Instituts oft die Unzufriedenheit mit dem Altkonzessionär eine große Rolle. Darunter befinden sich Kommunen, die jahrelang unter maroden örtlichen Verteilnetzen (wegen mangelnder Wartung, Instandsetzung und Modernisierung) der Altkonzessionäre zu leiden hatten. Dies sei in Straelen jedoch keineswegs der Fall, betont Bürgermeister Bernd Kuse. „Ganz im Gegenteil. Der aktuelle Konzessionär hat in das örtliche Verteilnetz umfangreich investiert und es in den vergangenen Jahren zu einem modernen Netz aufgebaut“, so Straelens Verwaltung.
Stadtwerke-Neugründungen gebe es nur selten in Orten in der Größenklasse unter 25.000 Einwohner. Für die kleinen Kommunen sei es aus unterschiedlichen Gründen (fehlende Personalkapazität, fehlendes technischen Know-how, ungünstiges Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen) zunehmend schwieriger wird, Stadtwerke zu gründen und zu betreiben. Die Verwaltung verweist auch darauf, dass es bei der Neugründung von Stadtwerken Risiken gibt.