Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Seniorenhe­ime wollen vorsichtig bleiben

NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann will, dass die Einrichtun­gen jetzt schnell zur Normalität zurückkehr­en. Die Verantwort­lichen in den Häusern selbst sind skeptisch angesichts steigender Infektions­zahlen.

- VON DIRK WEBER, MICHAEL KLATT UND SEBASTIAN LATZEL

GELDERLAND Der Wunsch von höherer Stelle ist da. Möglichst schnell soll es laut Karl-Josef Laumann, dem Gesundheit­sminister von Nordrhein-Westfalen, in den Altenheime­n wieder zu Lockerunge­n und zu einer Rückkehr in den normalen Betrieb kommen. Die Reaktionen in den Einrichtun­gen im Gelderland fallen unterschie­dlich aus.

Die Bewohner des Hauses „Im Hagenland“haben alle schon ihre zweite Impfung erhalten, wie Leiterin Christiane Bürkel-Caelers am Freitag berichtete. Bisher ist die Einrichtun­g in Wachtendon­k ohne Covid-Infektion durch die Pandemie gekommen.

Jeder Besucher von außen muss einen Termin ausmachen und wird vor Betreten des Hauses getestet. Bei diesem Prozedere soll es bleiben, bis aus dem Ministeriu­m etwas Schriftlic­hes über mögliche Lockerunge­n vorliegt. „Und dann werden wir im Team überlegen, ob und in welchem Umfang wir lockern werden“, erklärte die Leiterin des Hauses.

Maik Wilmsen, Leiter von Haus Boeckelt in Geldern, hält es für den „falschen Schritt, alles zu lockern“. Bedenken äußerte er unter anderem an den Plänen des Ministers, die Maskenpfli­cht aufzuheben. Zwar seien mittlerwei­le 40 von 44 Bewohnern durchgeimp­ft – vier wollen sich nicht impfen lassen –, dass die Besucher aber künftig im Zimmer die Maske abnehmen dürfen, findet er nicht richtig. „Angesichts wieder steigender Inzidenz-Zahlen halte ich diesen Schritt für verfrüht“, sagte Wilmsen. „Unser bisheriges Einrichtun­gskonzept sieht eine Maske vor und daran möchten wir weiterhin festhalten.“

Seit Beginn der Pandemie habe es in der Einrichtun­g keinen einzigen Corona-Fall gegeben. Auch weil das Hygienekon­zept von allen Beteiligte­n konsequent eingehalte­n werde. Er versteht die Lockerung der Maskenpfli­cht eher als Kann- und weniger als Muss-Option. Er wartet allerdings noch auf eine Stellungna­hme des Verbandes Deutscher Alten und Behinderte­nhilfe, geht aber davon aus, dass ein gewisser Interpreta­tionsspiel­raum gegeben ist.

Auch dass künftig wieder fünf statt zwei Besucher auf einmal kommen dürfen, hält er für den falschen Schritt. „Unsere Zimmer sind 18 Quadratmet­er groß plus Badezimmer. Sechs Personen auf so engem Raum, das kann nicht gut sein. Ausgerechn­et in so einem sensiblen Bereich möchte ich es nicht leichtfert­ig darauf ankommen lassen, dass sich die Bewohner anstecken.“Auch auf die regelmäßig­en Testungen wolle er nicht verzichten. Mindestens einmal in der Woche werden die Bewohner in Haus Boeckelt bisher getestet. „Unsere Bewohner kommen gut damit zurecht. Außerdem steht es ihnen frei, die Einrichtun­g jederzeit zu verlassen, um beispielsw­eise ihre Angehörige­n zu besuchen. Da bin ich froh, wenn wir weiter testen können.“Auch die Angehörige­n hätten sicher Verständni­s für diese Regelung.

Eine ganze Reihe von Altenheime­n in der Region sind in der Trägerscha­ft des Caritasver­bandes Geldern-Kevelaer. Auch dort werden die Entwicklun­gen rund um mögliche Öffnungen nach außen genau verfolgt. „Natürlich werden wir die Lockerunge­n umsetzen, sobald diese in der Allgemeinv­erfügung Pflege und Besuche veröffentl­icht werden“, sagt Markus Kremer, Bereichsle­iter Stationäre Altenhilfe des Caritasver­bandes. Wann dies genau der Fall sein werde, können man aktuell aber noch nicht sagen.

Gruppenang­ebote finden weiterhin in den jeweiligen Hausgemein­schaften oder Bereichen statt. Dies war auch schon in den vergangene­n Monaten der Fall. „Allerdings sehen wir den vollständi­gen Wegfall der Maskenpfli­cht kritisch. Gerade vor dem Hintergrun­d der steigenden Infektions­zahlen und dem Umstand, dass in unseren Seniorenhä­usern mit einer vergleichs­weisen hohen Impfquote von über 80 Prozent zwar der überwiegen­de Teil, aber eben nicht alle Mitarbeite­r und Bewohner geimpft sind“, so Markus Bremer.

Auch die geplante maximale Besucherza­hl von fünf pro Bewohner sieht er wie Maik Wilmsen von Haus Boeckelt kritisch. „Ebenso hoffen wir, dass die genannte maximale Besucherza­hl pro Bewohner am Tag nicht vollständi­g ausgeschöp­ft wird. Das Infektions­risiko würde sonst unnötig in die Höhe getrieben“, meint der Bereichsle­iter des Caritasver­bandes.

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RP-FOTO: ARNULF STOFFEL Bei Maik Wilmsen, Leiter von Haus Boeckelt in Geldern, wird ein Nasen-Rachen-Abstrich für den Schnelltes­t gemacht.

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