Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Seniorenheime wollen vorsichtig bleiben
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann will, dass die Einrichtungen jetzt schnell zur Normalität zurückkehren. Die Verantwortlichen in den Häusern selbst sind skeptisch angesichts steigender Infektionszahlen.
GELDERLAND Der Wunsch von höherer Stelle ist da. Möglichst schnell soll es laut Karl-Josef Laumann, dem Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, in den Altenheimen wieder zu Lockerungen und zu einer Rückkehr in den normalen Betrieb kommen. Die Reaktionen in den Einrichtungen im Gelderland fallen unterschiedlich aus.
Die Bewohner des Hauses „Im Hagenland“haben alle schon ihre zweite Impfung erhalten, wie Leiterin Christiane Bürkel-Caelers am Freitag berichtete. Bisher ist die Einrichtung in Wachtendonk ohne Covid-Infektion durch die Pandemie gekommen.
Jeder Besucher von außen muss einen Termin ausmachen und wird vor Betreten des Hauses getestet. Bei diesem Prozedere soll es bleiben, bis aus dem Ministerium etwas Schriftliches über mögliche Lockerungen vorliegt. „Und dann werden wir im Team überlegen, ob und in welchem Umfang wir lockern werden“, erklärte die Leiterin des Hauses.
Maik Wilmsen, Leiter von Haus Boeckelt in Geldern, hält es für den „falschen Schritt, alles zu lockern“. Bedenken äußerte er unter anderem an den Plänen des Ministers, die Maskenpflicht aufzuheben. Zwar seien mittlerweile 40 von 44 Bewohnern durchgeimpft – vier wollen sich nicht impfen lassen –, dass die Besucher aber künftig im Zimmer die Maske abnehmen dürfen, findet er nicht richtig. „Angesichts wieder steigender Inzidenz-Zahlen halte ich diesen Schritt für verfrüht“, sagte Wilmsen. „Unser bisheriges Einrichtungskonzept sieht eine Maske vor und daran möchten wir weiterhin festhalten.“
Seit Beginn der Pandemie habe es in der Einrichtung keinen einzigen Corona-Fall gegeben. Auch weil das Hygienekonzept von allen Beteiligten konsequent eingehalten werde. Er versteht die Lockerung der Maskenpflicht eher als Kann- und weniger als Muss-Option. Er wartet allerdings noch auf eine Stellungnahme des Verbandes Deutscher Alten und Behindertenhilfe, geht aber davon aus, dass ein gewisser Interpretationsspielraum gegeben ist.
Auch dass künftig wieder fünf statt zwei Besucher auf einmal kommen dürfen, hält er für den falschen Schritt. „Unsere Zimmer sind 18 Quadratmeter groß plus Badezimmer. Sechs Personen auf so engem Raum, das kann nicht gut sein. Ausgerechnet in so einem sensiblen Bereich möchte ich es nicht leichtfertig darauf ankommen lassen, dass sich die Bewohner anstecken.“Auch auf die regelmäßigen Testungen wolle er nicht verzichten. Mindestens einmal in der Woche werden die Bewohner in Haus Boeckelt bisher getestet. „Unsere Bewohner kommen gut damit zurecht. Außerdem steht es ihnen frei, die Einrichtung jederzeit zu verlassen, um beispielsweise ihre Angehörigen zu besuchen. Da bin ich froh, wenn wir weiter testen können.“Auch die Angehörigen hätten sicher Verständnis für diese Regelung.
Eine ganze Reihe von Altenheimen in der Region sind in der Trägerschaft des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer. Auch dort werden die Entwicklungen rund um mögliche Öffnungen nach außen genau verfolgt. „Natürlich werden wir die Lockerungen umsetzen, sobald diese in der Allgemeinverfügung Pflege und Besuche veröffentlicht werden“, sagt Markus Kremer, Bereichsleiter Stationäre Altenhilfe des Caritasverbandes. Wann dies genau der Fall sein werde, können man aktuell aber noch nicht sagen.
Gruppenangebote finden weiterhin in den jeweiligen Hausgemeinschaften oder Bereichen statt. Dies war auch schon in den vergangenen Monaten der Fall. „Allerdings sehen wir den vollständigen Wegfall der Maskenpflicht kritisch. Gerade vor dem Hintergrund der steigenden Infektionszahlen und dem Umstand, dass in unseren Seniorenhäusern mit einer vergleichsweisen hohen Impfquote von über 80 Prozent zwar der überwiegende Teil, aber eben nicht alle Mitarbeiter und Bewohner geimpft sind“, so Markus Bremer.
Auch die geplante maximale Besucherzahl von fünf pro Bewohner sieht er wie Maik Wilmsen von Haus Boeckelt kritisch. „Ebenso hoffen wir, dass die genannte maximale Besucherzahl pro Bewohner am Tag nicht vollständig ausgeschöpft wird. Das Infektionsrisiko würde sonst unnötig in die Höhe getrieben“, meint der Bereichsleiter des Caritasverbandes.