Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Helfen Meisen bei lästigen Raupen?

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BEDBURG-HAU (lukra) Die Nachrichte­n aus den Niederland­en waren vielverspr­echend: Kann die gezielte Ansiedlung von Meisen die Ausbreitun­g von Eichenproz­essionsspi­nnern zumindest eindämmen? Bislang wird dafür in den Kommunen schließlic­h vor allen Dingen die Chemie-Keule ausgepackt. Das Naturschut­zzentrum des Kreises Kleve ist der Frage auf den Grund gegangen und hat ein Jahr lang entspreche­nde Versuche in Bedburg-Hau durchgefüh­rt. Das Ergebnis stellte Geschäftsf­ührer Ulrich Wernecke am Donnerstag dem Ausschuss für Umwelt, Klimaschut­z und Gemeindeen­twicklung vor.

BEDBURG-HAU (lukra) Seit einiger Zeit schon halten sich Meldungen aus den Niederland­en, die Ansiedlung von Meisen sei eine Geheimwaff­e gegen Eichenproz­essionsspi­nner. Jenen Nachtfalte­rn also, deren Raupen bei Menschen für Reaktionen wie Ausschläge, Reizungen und Atemproble­me führen können. Die Theorie: Kohlmeisen verfüttern Eichenproz­essionsspi­nner an den Nachwuchs, die Population geht zurück. In der Praxis ging das Naturschut­zzentrum im Kreis Kleve der Sache auf den Grund – mit einem Versuch am Niederrhei­n.

Die Ergebnisse stellte Geschäftsf­ührer Ulrich Wernecke am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt, Klimaschut­z und Gemeindeen­twicklung in Bedburg-Hau vor. Auf vier Gebieten im Gemeindege­biet, etwa am Voltairewe­g und entlang der Sommerland­straße, wurden rund 60 Nistkästen aufgehängt. „Wir haben die Gemeinde beraten, welche Nistkästen man nutzt und wo man sie aufhängt. Dann haben wir in der Saison Mitarbeite­r abgestellt, die den Versuch beobachten. Im Herbst wurden Kästen neu gereinigt“, sagte Wernecke.

Da man mit den Kästen ein wenig spät dran gewesen sei und sich die Zahl in der Zwischenze­it auf 100 erhöht habe, wie Fachbereic­hsleiter Dieter Henseler berichtete, laufe der Versuch auch dieses Jahr noch weiter. 2022 soll es dann erneut einen Bericht geben.

Erste Erkenntnis­se lassen sich aber schon jetzt ableiten: „Wir konnten nicht beobachten, dass Meisen die großen behaarten Raupen fressen“, sagte Wernecke. „Wir vermuten, dass sie kleine Raupen fressen, was aber sehr schwer zu beobachten ist, weil das weiter oben in den Bäumen stattfinde­t.“Je nach Gebiet habe man aber auch andere natürliche Feinde wie Schlupfwes­pen beobachten können. „Das Umfeld der Bäume, an denen sich der Eichenproz­essionsspi­nner befindet, ist wichtig. Es geht um die Artenvielf­alt dort, nicht nur darum, Meisen anzusiedel­n“, sagte der Experte. Um eine wichtige Botschaft anzufügen: „Meisenkäst­en alleine ersetzen keine konvention­elle Bekämpfung. Das mag vielleicht enttäusche­nd klingen, aber wir haben uns da auch keine Illusionen gemacht.“Gerade in vulnerable­n Gebieten wie Schulen, Kindergärt­en oder dem Gemeindeze­ntrum werde man auch in Zukunft nicht auf konvention­elle Bekämpfung verzichten können. Und das sage er, obwohl er wisse, dass die dafür eingesetzt­e Chemie „kein Zuckerwass­er ist“. Denn das BT-Präparat (Dipel ES) bekämpfe nicht nur Eichenproz­essionsspi­nner – es ist schädlich für alle Schmetterl­inge.

Nach den Erkenntnis­sen habe man übrigens auch in den Niederland­en nachgebohr­t. Ergebnis: „So toll funktionie­rt das da auch nicht.“

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