Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Was wird aus Borussias Traoré?
Der 32-Jährige ist der zweitälteste Feldspieler im Kader. Im Sommer läuft sein Vertrag aus.
Mit 32 Jahren hat Ibrahima „Ibo“Traoré schon so einiges in der Fußballwelt erlebt. 130 Pflichtspiele hat er für Borussia Mönchengladbach bestritten. Schaut man genauer hin, hat er das Maximum seiner Schaffenskraft aber bereits vor einiger Zeit erreicht. Einen Großteil seiner Einsätze absolvierte er in seinen ersten beiden Saisons. Und das ist lange her. Von 2014 bis 2016 kam der Offensivspieler auf 66 Spiele. Neun Tore erzielte er in der Zeit, acht legte er auf.
Danach hatte Traoré viel mit Verletzungen zu kämpfen, musste immer wieder kürzertreten. Meist waren es Muskelverletzungen, die ihn außer Gefecht setzten. Seit Marco Rose im Sommer 2019 den Posten des Cheftrainers übernommen hat, spielte Traoré gerade einmal 237 Minuten.
Während zwischenzeitlich Spieler wie Patrick Herrmann, Marcus Thuram oder Jonas Hofmann über Wochen auf den Außenbahnen gesetzt waren, blieb Traoré meist nur die Jokerrolle. In der Hinrunde schaffte er es beim 1:1 gegen Hertha BSC immerhin einmal in die Startelf, es war eine Englische Woche, davon profitierte er. Zu Beginn des Jahres stand er in fünf Ligaspielen hintereinander nicht im Kader, obwohl er fit war. In der vergangenen Woche erhielt er ein paar Minuten gegen Leverkusen, eine große Rolle spielt er aber auch in dieser Saison nicht. In Augsburg saß er 90 Minuten auf der Bank. Beklagt hat sich Traoré in der Öffentlichkeit bislang nie.
Intern ist sein Stellenwert trotz seiner Nebenrolle hoch. In der Kabine hat der „Integrationsminister“ein hohes Ansehen. So sorgte er unter anderem dafür, dass sich Alassane Plea und Marcus Thuram nach ihren Wechseln schnell wohlfühlten. Sie hatten mit dem französischsprachigen Traoré, geboren bei Paris, einen Ansprechpartner. Um den Dauerverletzten Mamadou Doucouré kümmerte sich Traoré rührend, lud ihn immer wieder zu sich und seiner Familie nach Hause ein. Das herzliche Lachen des Spaßvogels ist auch auf dem Trainingsplatz nicht zu überhören. Sein wahrscheinlicher Abschied in wenigen Monaten, wenn sein Vertrag endet, droht aber ein leiser zu werden.
Offiziell hält sich Manager Max Eberl zurück, möchte keine Tendenz abgeben. „Er ist ein Spieler, bei dem der Vertrag ausläuft. Da gibt es natürlich Redebedarf. Das werden wir zuallererst mit dem Spieler besprechen, und wenn es dann was zu verkünden gibt, werden wir es verkünden“, sagte Eberl am Donnerstag auf Nachfrage unserer Redaktion.
Doch die Chancen auf eine Vertragsverlängerung dürften für Traoré gering sein. Da sind seine geringen Spielanteile, die Verletzungsanfälligkeit, sein Alter und sein Gehalt, das bei der letzten Vertragsverlängerung im Jahr 2017, als er zum ersten Mal überhaupt in seiner Karriere einen Vertrag verlängerte, seiner damaligen guten Leistungen entsprechend angepasst wurde. Ähnlich war die Situation im vergangenen Sommer bei Fabian Johnson, bei dem die Einsatzzeiten immer mehr zurückgingen und für den es bei Borussia deshalb keine Zukunft gab.
Die Wege von Traoré und Borussia werden sich wohl bald trennen. Ein Abschied vor Zuschauern im Borussia-Park, den im vergangenen Sommer schon Raffael, Johnson und Tobias Strobl nicht bekamen, dürfte Traoré ebenso verwehrt bleiben.