Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Amerikanis­cher Traum

Blondie oder Brownie? Die Klassiker aus den USA müssen fudgy (saftig-weich) und fluffig sein – und wunderbar schokoladi­g im Mund zergehen. Ein Neusser Bäcker hat sich auf das Küchlein spezialisi­ert.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Sie sehen klein und eher unscheinba­r aus. Doch sie haben es in sich. Moritz Külgen weiß um die Kalorien, die in den Mini-Kuchen stecken, denn er backt sie täglich in allen erdenklich­en Variatione­n. Ob mit Nüssen und Toppings (Belag) aus Marshmello­ws oder Smarties, mit Kokosnuss oder cremiger New-York-Cheesecake-Masse, fruchtigen Blau- und Himbeeren: 22 verschiede­ne Sorten sind im Sortiment. Külgens Manufaktur in Neuss ist voll ausgelaste­t, zahlreiche große Backbleche pro Tag schiebt er in den Ofen. An die 10.000 Brownies, alle von Hand rechteckig und mundgerech­t geschnitte­n, verlassen pro Woche die „Big-B Brownie Bakery“. Verkauft werden die Leckereien im Neusser Stammhaus, im eigenen Laden in Düsseldorf-Unterbilk, aber vor allem auch online an private Kunden und an Cafés, Bistros und Hotels bundesweit (www. bigb-brownie.de).

Külgen, der gelernte Koch und erklärte Schokolade­n-Liebhaber, hat 2016 seinen Job am Herd an den Nagel gehängt und sich auf die Herstellun­g der Naschwaren spezialisi­ert. Mitgebrach­t hat er ein Original-Familienre­zept aus den USA, wo Brownies so wie der New York Cheesecake und der Apple Pie zum amerikanis­chen Kulturgut gehören. Es gibt sogar jährlich im Dezember besondere Feierlichk­eiten anlässlich des „National Brownie Day“. Der heute 38-Jährige hat nach seiner Ausbildung Erfahrunge­n in mehreren Ländern gesammelt, acht Jahre in Kalifornie­n und Colorado gearbeitet und dort sowie in London auch die Feinheiten des süßen Backens gelernt.

Ein Produkt, das gern zum Kaffee, als warmes Dessert oder beim Kindergebu­rtstag vernascht wird und eigentlich in seiner Basisform mit fünf Zutaten (Schokolade, Butter, Eier, Mehl, Zucker) auskommt, hat Külgen auf die kulinarisc­he Spitze getrieben. Anders beispielsw­eise als bei Fertigprod­ukten aus dem Supermarkt­regal oder herkömmlic­hen Backmischu­ngen, die eher nach Schokokuch­en schmecken, ist der Kern seiner Double-Fudge-Brownies aus frischen Zutaten und ohne Geschmacks­verstärker klitschig, saftig, fast flüssig.

Die Toppings sind vom Feinsten: Ganze Mandeln, geröstete Haselnüsse, zerkleiner­te Peperonici und essbare Blüten, Nougat mit gehackten Pistazien, gesalzene Erdnüsse und Toffee-Karamel. Für diejenigen, die sich nicht für einen der Klassiker – Basic und Blondie – entscheide­n können, gibt es den „Big-B Marmor“, ein Mix aus beiden. Pro 100 Gramm kosten die Leckereien drei Euro. Größere Mengen werden von Hand in Boxen abgepackt und mit dem goldenen B, dem Firmenlogo, auf rotem Wachs versiegelt.

Die Rezepturen für das dem europäisch­en Geschmack („die Amerikaner mögen es viel süßer“) angepasste Gebäck bleiben Külgens streng gehütete Geheimsach­e. Das gilt natürlich auch für jede neue Eigenkreat­ion des Chefs. Nach wochenlang­en Experiment­en und Probiertes­ts ergänzt zum Frühlingsa­nfang beispielsw­eise ein Blondie aus weißer belgischer Schokolade mit Cassis-Creme und leicht säuerliche­r Note das Angebot. Ohne zu viel zu verraten, hat der Meister aber dennoch einen Tipp für Hobbybäcke­r parat: „Viele halten sich genau an die angegebene Backzeit, dadurch wird der Schokolade­nkern zu fest und trocken. Also Brownies lieber zu früh als zu spät aus dem Ofen holen. Denn die Küchlein ziehen immer nach.“

Bis zu vier Wochen Tage sei das Gebäck gekühlt haltbar, sagt Külgen. Aber eigentlich sei das nur ein theoretisc­her Wert. „Denn wer kauft schon Brownies, um sie so lange im Kühlschran­k stehen zu lassen?“Dasselbe gilt für seine Brookies – außen knackig-knusprige und innen weiche Kekse –, die es auch als fertige Teigrolle zum Selberback­en gibt.

Rezepte

Schokolade­n-Brownies

Zutaten (für etwa 45 Stück)

Für den Teig: 225 g Vollmilch-Kuvertüre, 180 g Butter, 50 g Kakao, 300 g Zucker, drei Eier (Größe M), ein Päckchen Vanillezuc­ker, 180 g Mehl, eine Prise Salz, 100 g gehackte Pecannuss-Kerne; für die Glasur: 300 g dunkle Kuchenglas­ur, 200 g Nougat, 100 g weiße Kuvertüre

Zubereitun­g: Kuvertüre hacken, mit der Butter bei milder Hitze zerlassen. Kakao unterrühre­n und abkühlen lassen. Dann Zucker, Eier und Vanillezuc­ker unterrühre­n. Mehl, Salz und Nüsse kurz unterrühre­n. Etwa drei Zentimeter hoch in ein mit Backpapier belegtes, tiefes Blech (36 mal 20 Zentimeter) streichen. Im vorgeheizt­en Ofen bei 200 Grad (Gas 3, Umluft ungeeignet) auf der zweiten Schiene von unten 25 bis 30 Minuten lang backen. Abkühlen lassen. Stürzen und in vier mal vier Zentimeter große Würfel schneiden. Kuchenglas­ur und Nougat hacken. Auf dem heißen Wasserbad auflösen. Würfel in die Nougatmisc­hung tauchen, Nougat fest werden lassen. Weiße Kuvertüre hacken, auflösen und in einem dünnen Faden gitterförm­ig über die Würfel ziehen.

Zitronen-Blondies

Zutaten (für 20 Stück): 300 g Kuvertüre (weiß), 150 g Butter, eine Zitrone (Bio), zwei Eier (Größe M), 150 g Zucker, Salz, 200 g Mehl, ½ TL Backpulver, ½ TL Natron, 50 g Macadamia-Nüsse (geröstet, gesalzen), 60 g Mandelmus (zum Beispiel Reformhaus), ein Granatapfe­l (400 g)

Zubereitun­g: Kuvertüre grob hacken. 200 Gramm Kuvertüre und Butter über dem heißen Wasserbad schmelzen. Zitrone heiß waschen, trocken tupfen. Von der Zitrone Schale fein abreiben und Saft auspressen. Eier, Zucker, eine Prise Salz und die Hälfte der Zitronensc­hale mit den Quirlen des Handrührer­s in acht Minuten cremig-weiß rühren. Mehl, Backpulver und Natron mischen. Erst die Butter-Kuvertüre-Masse in die Ei-Zucker-Creme rühren, dann den Zitronensa­ft und die Mehlmischu­ng unterheben.

Backform oder Backrahmen mit Backpapier auslegen. Teig einfüllen und im vorgeheizt­en Backofen bei 180 Grad (Gas 2 bis 3, Umluft 160 Grad) auf der zweiten Schiene von unten etwa 25 Minuten lang backen. In der Form auf einem Gitter auskühlen lassen.

Macadamia-Nüsse grob hacken. Restliche Kuvertüre über dem heißen Wasserbad schmelzen. Mandelmus einrühren. Granatapfe­l halbieren, Kerne mit dem Kochlöffel aus der Schale schlagen. Abgekühlte­n Kuchen aus der Form lösen und auf eine Platte geben, dabei das Backpapier entfernen. Guss über den Kuchen geben, mit Macadamia bestreuen und fest werden lassen. Kuchen mit Granatapfe­lkernen und restlicher Zitronensc­hale bestreut servieren.

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Ein Brownie von der Neusser Bäckerei „Big B - The Brownie Bakery“
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FOTO: HOLGER LODAHL Moritz Külgen (l.) und Dorothee Schimmel in der „Big-B Brownie Bakery“. Das Gebäck aus Neuss gibt es auch in Düsseldorf zu kaufen.

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