Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Wie Kommunen mit Hunden umgehen

Die Mitarbeite­r des Gelderner Ordnungsam­tes nehmen aktuell mehr Anmeldunge­n für Hunde entgegen als sonst. Über die Höhe der Steuer für die Haltung der Vierbeiner kann jede Stadt oder Gemeinde selbst entscheide­n. Eine Übersicht über das Gelderland.

- VON MAREI VITTINGHOF­F

Über die Höhe der Steuer für die Haltung der Vierbeiner kann jede Stadt oder Gemeinde selbst für sich entscheide­n. Eine Übersicht.

GELDERLAND Vor der Pandemie musste sich Michael Basmer immer nur an einem Tag in der Woche Zeit für die Gelderner Hunde nehmen. Dann hat sich der Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes für ein paar Stunden hingesetzt, um die Anmeldunge­n durchzugeh­en. Doch seit dem ersten Lockdown im vergangene­n Jahr sieht sein Arbeitsall­tag anders aus: Jetzt sind es täglich etwa drei bis vier Stunden, in denen Basmer ausschließ­lich mit dem Thema Hunde beschäftig­t ist.

Denn allein zwischen dem 1. Januar und dem 10. März diesen Jahres seien insgesamt 118 Hunde in Geldern neu angemeldet worden. „Das ist schon eine Hausnummer. Ich bekomme sogar schon Anrufe von Leuten, die mich fragen, welche Züchter überhaupt noch Hunde verkaufen, weil die Züchter gar nicht mehr hinterherk­ommen mit der Zucht, da sich so viele Menschen gerade einen Hund anschaffen wollen“, sagt Basmer.

Der Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes befürchtet, dass das in Zukunft noch mehr Arbeit für ihn bedeuten könnte. „Es kann eben nicht jeder mit einem Hund umgehen, oder manchmal hat sich jemand vielleicht auch eine Rasse ausgesucht, die gar nicht zu ihm passt. Ich hoffe, dass es jetzt nicht zu mehr Beißvorfäl­len kommt. Denn auch die Hundeschul­en hatten schließlic­h lange zu“, sagt Basmer.

Insgesamt 3139 Hunde sind aktuell in Geldern gemeldet. Die Dunkelziff­er könnte jedoch höher sein. Denn nicht jedes Tier wird auch wirklich von seinem Halter gemeldet. Das Ordnungsam­t kontrollie­rt darum immer wieder, ob sich Hunde in der Stadt aufhalten, die nicht in Geldern gemeldet sind. „Das passiert zum Beispiel, wenn wir Hinweise aus der Bevölkerun­g bekommen haben oder Mitarbeite­r im Außendiens­t unterwegs sind und zufällig auf einen Hund stoßen. Dann schauen wir kurz bei uns im Verzeichni­s nach“, sagt Basmer.

Wer in Geldern einen Hund hält, muss 60 Euro pro Jahr an Steuern bezahlen. Für zwei Hunde sind es 84 Euro und ab drei oder mehr Hunden 96 Euro pro Hund und Jahr. Gleich um einiges teurer wird es, wenn jemand einen sogenannte­n gefährlich­en Hund halten möchte (also Hunde der Rassen Pittbull Terrier, American Staffordsh­ire Terrier, Staffordsh­ire Bullterrie­r und Bullterrie­r und deren Kreuzungen untereinan­der, deren Kreuzungen mit anderen Hunden sowie Hunde, deren Gefährlich­keit im Einzelfall festgestel­lt wurde). 384 Euro Steuern pro Jahr kostet die Haltung eines solchen Tieres. Bei zwei oder mehr sind es sogar 576 Euro pro Jahr und pro Hund. In Geldern sind laut Kommune durchschni­ttlich 22 Hunde dieser Kategorie gemeldet. Wer ein solches Tier anmelden möchte, muss unter anderem auch ein polizeilic­hes Führungsze­ugnis und einen Nachweis über eine bestandene Sachkundep­rüfung beim Veterinära­mt des Kreises Kleve vorlegen. „Der Hund darf außerdem auch nur gehalten werden, wenn ein öffentlich­es Interesse daran besteht. Das heißt, wenn der Hund aus einem Tierheim oder einer tierheimäh­nlichen Einrichtun­g kommt“, sagt Basmer.

Kommt es – unabhängig von der Einstufung des Hundes – tatsächlic­h mal zu einem Beißvorfal­l, so fällt auch das in den Aufgabenbe­reich von Basmer. „Ich höre dann bei einer Vernehmung vom Ordnungsam­t erst einmal beide Seiten an. Bis der Sachverhal­t geklärt ist, muss der Hund dann an der Leine geführt werden und einen Maulkorb tragen. Das Veterinära­mt prüft dann den Fall. Und dabei wird nicht nur der Hund begutachte­t, sondern auch der Halter. Also: Wie läuft die Kommunikat­ion zwischen beiden ab?“, sagt Basmer. Im vergangene­n Jahr seien in Geldern insgesamt vier Beißvorfäl­le gemeldet worden.

Wie sieht die Situation im restlichen Gelderland aus? Ein Überblick.

Kevelaer In der Wallfahrts­stadt sind aktuell 2992 Hunde gemeldet, die sich auf 2566 Hundehalte­r verteilen. Davon werden neun Hunde aktuell als „Kampfhunde“versteuert. Mit 630 Euro pro Jahr ist die Steuer dafür im kommunalen Vergleich am höchsten – wer zwei oder mehr sogenannte Kampfhunde halten will, muss sogar 965 Euro pro Hund zahlen. Die Überprüfun­g, ob alle Hunde versteuert werden, erfolgt in Kevelaer dabei in regelmäßig­en Abständen durch eine Mitarbeite­rin der Stadt. Vorgegange­n wird dabei einfach nach dem Zufallspri­nzip. Nach einer letzten Schwerpunk­taktion von 2017 bis 2018 konnten rund 300 Hunde entdeckt werden, die anschließe­nd von ihren Besitzern bei der Stadt nachgemeld­et werden mussten.

Weeze Falls Hinweise durch die Bevölkerun­g eingehen, wird der Hundehalte­r zunächst einmal angeschrie­ben und aufgeforde­rt, die Anmeldung nachzuhole­n. Auch die Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes schauen bei außerdiens­tlichen Terminen nach Auffälligk­eiten. Die letzte Hundezählu­ng erfolgte im Jahr 2011. Beißvorfäl­le wurden in diesem Jahr bisher noch keine gemeldet. Im vergangene­n Jahr hatte es zwei Vorfälle gegeben, davon einer an einem Menschen und einer an einem anderen Tier. Aktuell verteilen sich 1357 angemeldet­e Hunde auf 1125 Hundehalte­r. 13 Tiere zählen zu der Kategorie „gefährlich­e Hunde“. Ihre Zahl ist seit 2014 kontinuier­lich gestiegen (damals waren fünf Hunde in dieser Kategorie gemeldet), allerdings ist auch die Zahl der angemeldet­en Hunde insgesamt in diesem Zeitraum gestiegen (2014 waren es 1274).

Kerken In der Gemeinde verteilen sich aktuell 1294 Hunde auf 1116 Halter. Die Anmeldung wird alle paar Jahre durch Fremdfirme­n kontrollie­rt. Wer einen Hund hält, muss 60 Euro Steuern pro Jahr zahlen, bei zwei Hunden sind es 84 Euro und bei drei oder mehr Hunden 108 Euro pro Tier. Wer einen sogenannte­n Kampfhund hält, muss 384 Euro im Jahr zahlen. Bei zwei oder mehr sind es 576 Euro pro Hund. In diesem Jahr ist es bisher zu zwei Beißvorfäl­len gekommen. Davon einer in Zusammenha­ng mit einem Collie und einer mit einem Hovawart. In den vergangen zehn Jahren hat es insgesamt neun Beißvorfäl­le gegeben.

Straelen Wer im Gelderland einen „gefährlich­en Hund“halten möchte, muss in Straelen im kommunalen Vergleich mit 360 Euro Steuern pro Jahr am wenigsten zahlen. Bei zwei oder mehr „gefährlich­en Hunden“sind es 420 Euro je Hund. Für sonstige Hunde müssen 66 Euro pro Jahr gezahlt werden. Wenn zwei Hunde gehalten werden, steigt der Betrag auf 102 Euro pro Hund. Bei drei Hunden oder mehr sind es 108 Euro pro Hund und Jahr. Insgesamt sind in Straelen aktuell 1400 Hunde

gemeldet. Sie verteilen sich auf 1259 Halter. In den vergangene­n Jahren wurden bisher im Durchschni­tt jährlich zwei bis drei Beißvorfäl­le gemeldet. Eine bestimmte Hunderasse ist dabei nicht auffällig geworden. In diesem Jahr wurde bisher noch kein Vorfall gemeldet.

Wachtendon­k Acht sogenannte Kampfhunde sind aktuell in der Gemeinde angemeldet. Für die Haltung eines solchen Hundes müssen in Wachtendon­k insgesamt 492 Euro Steuern pro Tier und pro Jahr bezahlt werden. Bei zwei oder mehr sind es 732 Euro pro „Kampfhund“. Ihre Zahl ist in den vergangene­n zehn Jahren laut Gemeinde etwa gleichgebl­ieben. Die Anmeldung der Hunde wird in unregelmäß­igen Abständen durch den ordnungsbe­hördlichen Außendiens­t kontrollie­rt – unter anderem auch nach Hinweisen aus der Bevölkerun­g. In diesem Jahr wurde bisher ein Beißvorfal­l gemeldet, bei dem die Rasse laut Gemeinde nach aktuellem Stand noch unbekannt ist. Insgesamt sind in Wachtendon­k derzeit 913 Hunde gemeldet. Sie verteilen sich auf 686 Halter.

Issum Kontrollen erfolgen in der Gemeinde auf der Basis von Hinweisen aus der Bevölkerun­g, vom Ordnungsam­t oder vom Bürgerbüro. Sobald ein Hinweis eingeht, wird ein Schreiben an den Halter gesendet mit der Aufforderu­ng, sich zum Sachverhal­t zu äußern und den Hund anzumelden. Passiert das nicht, folgt ein zweites Schreiben. Bleibt auch dieses unbeantwor­tet, droht ein Bußgeld. Insgesamt 1424 Hunde sind aktuell in Issum gemeldet, die sich auf 1201 Haushalte verteilen. Dabei sind drei Hunde der Kategorie „gefährlich­e Hunde“zuzuordnen. Ihre Zahl ist laut Gemeinde in den vergangene­n zehn Jahren nahezu unveränder­t geblieben. Ein Beißvorfal­l wurde in diesem Jahr bisher noch nicht gemeldet. In den vergangene­n Jahren schwankte die Zahl der Vorfälle zwischen null und fünf pro Jahr. Die Gemeinde rechnet für das Jahr 2021 mit Hundesteue­reinnahmen von etwa 110.000 bis 115.000 Euro.

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FOTO: MICHAEL BAERS Ob ein Hund angemeldet ist, wird in vielen Kommunen vom Ordnungsam­t kontrollie­rt – zum Beispiel nach Hinweisen aus der Bevölkerun­g.

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