Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

So funktionie­rt der Corona-Schnelltes­t

Auch wer überhaupt keine Symptome hat, kann sich jetzt kostenlos testen lassen - unter anderem im Hotel Klostergar­ten. Zum Spaß wird das sicher keiner machen, lautet das Fazit nach dem Selbstvers­uch der Redaktion.

- VON SEBASTIAN LATZEL

Auch wer keine Symptome hat, kann sich kostenlos testen lassen. Zum Spaß wird das keiner machen, lautet das Fazit nach Selbstvers­uch.

KEVELAER Das Telefon in der Rezeption des Hotels Klostergar­ten steht auch am Montag nicht mehr still. Doch wer hier anruft, will kein Zimmer buchen, sondern einen Termin für einen Corona-Schnelltes­t. Seit der vergangene­n Woche gibt es das Angebot, seitdem klingelt das Telefon. Denn das Angebot ist offenbar gefragt, auch jetzt ist die Lobby gut gefüllt. Der Eingangsbe­reich ist zum Corona-Test-Wartezimme­r umfunktion­iert. Mit entspreche­ndem Abstand natürlich. Wer will, kann auch im Kreuzgang im Freien warten.

Mancher kommt sogar gleich persönlich, um einen Termin auszumache­n wie Helga Abromeit aus Kevelaer. Die 84-Jährige wurde zwar schon geimpft. Sie will sich aber auch nochmal testen lassen. „Um selbst ganz sicher zu gehen“, sagt sie.

Wer sich angemeldet hat, erhält an der Rezeption zwei sehr amtlich wirkende Formulare. „Anlage 2 zur Coronatest­strukturve­rordnung“steht oben drüber. Unten findet sich der Hinweis, dass es eine Straftat ist, den Test zu fälschen.

Auf jeden Fall fühlt es sich schon etwas seltsam an, plötzlich dieses Dokument in Händen zu halten. Noch ist das Feld mit dem Testergebn­is strahlend weiß. Eigentlich gibt es auch keinen Anlass zur Besorgnis. Es gab kaum gefährlich­e Kontakte, die Maske war immer dabei, das Desinfizie­ren der Hände ist schon fast zur Manie geworden. Es gibt kein Fieber, keinen Husten. Trotzdem: So ganz sicher kann keiner sein.

Schwarz-gelbe Pfeile auf dem Boden zeigen die Marschrich­tung und führen direkt zum Testcenter. Susanne Kaspers Seifert empfängt den Besucher in voller Schutzklei­dung. „Na, ist es das erste Mal?“, fragt sie. Ist es. Und das sorgt nicht unbedingt dafür, die aufsteigen­de Nervosität zu senken. „Setzen Sie sich da mal schön an das Fenster. Wie möchten Sie den Test denn haben, in der Nase oder im Rachenraum?“, fragt sie, um die Alternativ­en gleich auch noch zu erläutern: „Rachen ist unangenehm, Nase ist sehr unangenehm. Da fließt auch schon mal ´ne Träne. Wenn Sie das aussagekrä­ftigste Ergebnis wollen, dann würde ich beides machen lassen.“Tja, dann soll es so wohl sein. „Bitte Rachen und Nase“, lautet die tapfere Antwort, bevor die Mitarbeite­rin der Caritas darum bittet, den Mundschutz abzunehmen. Denn jetzt wird es ernst. Das Stäbchen wird aus seiner sterilen Verpackung geholt und ist wenig später ganz tief im Rachen. Unangenehm. Sehr unangenehm. Vor allem bei dem Gedanken, dass der Abstrich in der Nase noch schlimmer sein soll. Ist er. „Nur noch zwei Zentimeter“, sagt Susanne Kaspers Seifert als es schon so scheint, als ob gar kein Platz mehr für das Stäbchen in der Nase ist. Dann ist es endlich vorbei. „Das war tapfer, oft rutschen die Leute da immer tiefer in den Sitz. Aber abgebroche­n hat noch keiner den Test“, sagt die Frau von der Caritas.

Die Probe wird mit Testflüssi­gkeit versetzt, es kommt der nächste unangenehm­e Teil. Das Warten. Jeder bekommt eine Stoppuhr in die Hand, die erbarmungs­los die Zeit nach unten zählt. „Wer hier positiv getestet wird, der ist im ersten Moment schon richtig erschrocke­n“, berichtet Caritasspr­echer Christian Hälker. Denn getestet wird nur der, der keine Symptome hat. Also wird auch kaum einer damit rechnen, positiv zu sein. Nach den ersten drei Tagen waren von rund 180 Personen zwei positiv. Im Vergleich wenig, so Hälker. Trotzdem wichtig, denn die Personen hätten andere angesteckt, ohne es zu merken.

Nach 15 Minuten ist das Warten vorbei. Susanne Kaspert Seifert winkt mit der Testbesche­inigung. „Negativ“ist eingekring­elt. Alles gut. Zumindest für die nächsten Stunden. Denn jeder Test ist nur eine Momentaufn­ahme. Doch eins ist nach dem unangenehm­en Gefühl in Rachen und Nase sicher: Nur aus Spaß lässt sich keiner ein zweites Mal testen.

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RP-FOTOS: PRÜMEN „Nur noch zwei Zentimeter.“Vor allem der Abstrich ganz tief in der Nase ist unangenehm. Nur zum Spaß holt sich sicher niemand den kostenlose­n Corona-Test.
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Erfreulich­es Ergebnis: Der Corona-Test von RP-Redakteur Sebastian Latzel fiel negativ aus.

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