Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
So funktioniert der Corona-Schnelltest
Auch wer überhaupt keine Symptome hat, kann sich jetzt kostenlos testen lassen - unter anderem im Hotel Klostergarten. Zum Spaß wird das sicher keiner machen, lautet das Fazit nach dem Selbstversuch der Redaktion.
Auch wer keine Symptome hat, kann sich kostenlos testen lassen. Zum Spaß wird das keiner machen, lautet das Fazit nach Selbstversuch.
KEVELAER Das Telefon in der Rezeption des Hotels Klostergarten steht auch am Montag nicht mehr still. Doch wer hier anruft, will kein Zimmer buchen, sondern einen Termin für einen Corona-Schnelltest. Seit der vergangenen Woche gibt es das Angebot, seitdem klingelt das Telefon. Denn das Angebot ist offenbar gefragt, auch jetzt ist die Lobby gut gefüllt. Der Eingangsbereich ist zum Corona-Test-Wartezimmer umfunktioniert. Mit entsprechendem Abstand natürlich. Wer will, kann auch im Kreuzgang im Freien warten.
Mancher kommt sogar gleich persönlich, um einen Termin auszumachen wie Helga Abromeit aus Kevelaer. Die 84-Jährige wurde zwar schon geimpft. Sie will sich aber auch nochmal testen lassen. „Um selbst ganz sicher zu gehen“, sagt sie.
Wer sich angemeldet hat, erhält an der Rezeption zwei sehr amtlich wirkende Formulare. „Anlage 2 zur Coronateststrukturverordnung“steht oben drüber. Unten findet sich der Hinweis, dass es eine Straftat ist, den Test zu fälschen.
Auf jeden Fall fühlt es sich schon etwas seltsam an, plötzlich dieses Dokument in Händen zu halten. Noch ist das Feld mit dem Testergebnis strahlend weiß. Eigentlich gibt es auch keinen Anlass zur Besorgnis. Es gab kaum gefährliche Kontakte, die Maske war immer dabei, das Desinfizieren der Hände ist schon fast zur Manie geworden. Es gibt kein Fieber, keinen Husten. Trotzdem: So ganz sicher kann keiner sein.
Schwarz-gelbe Pfeile auf dem Boden zeigen die Marschrichtung und führen direkt zum Testcenter. Susanne Kaspers Seifert empfängt den Besucher in voller Schutzkleidung. „Na, ist es das erste Mal?“, fragt sie. Ist es. Und das sorgt nicht unbedingt dafür, die aufsteigende Nervosität zu senken. „Setzen Sie sich da mal schön an das Fenster. Wie möchten Sie den Test denn haben, in der Nase oder im Rachenraum?“, fragt sie, um die Alternativen gleich auch noch zu erläutern: „Rachen ist unangenehm, Nase ist sehr unangenehm. Da fließt auch schon mal ´ne Träne. Wenn Sie das aussagekräftigste Ergebnis wollen, dann würde ich beides machen lassen.“Tja, dann soll es so wohl sein. „Bitte Rachen und Nase“, lautet die tapfere Antwort, bevor die Mitarbeiterin der Caritas darum bittet, den Mundschutz abzunehmen. Denn jetzt wird es ernst. Das Stäbchen wird aus seiner sterilen Verpackung geholt und ist wenig später ganz tief im Rachen. Unangenehm. Sehr unangenehm. Vor allem bei dem Gedanken, dass der Abstrich in der Nase noch schlimmer sein soll. Ist er. „Nur noch zwei Zentimeter“, sagt Susanne Kaspers Seifert als es schon so scheint, als ob gar kein Platz mehr für das Stäbchen in der Nase ist. Dann ist es endlich vorbei. „Das war tapfer, oft rutschen die Leute da immer tiefer in den Sitz. Aber abgebrochen hat noch keiner den Test“, sagt die Frau von der Caritas.
Die Probe wird mit Testflüssigkeit versetzt, es kommt der nächste unangenehme Teil. Das Warten. Jeder bekommt eine Stoppuhr in die Hand, die erbarmungslos die Zeit nach unten zählt. „Wer hier positiv getestet wird, der ist im ersten Moment schon richtig erschrocken“, berichtet Caritassprecher Christian Hälker. Denn getestet wird nur der, der keine Symptome hat. Also wird auch kaum einer damit rechnen, positiv zu sein. Nach den ersten drei Tagen waren von rund 180 Personen zwei positiv. Im Vergleich wenig, so Hälker. Trotzdem wichtig, denn die Personen hätten andere angesteckt, ohne es zu merken.
Nach 15 Minuten ist das Warten vorbei. Susanne Kaspert Seifert winkt mit der Testbescheinigung. „Negativ“ist eingekringelt. Alles gut. Zumindest für die nächsten Stunden. Denn jeder Test ist nur eine Momentaufnahme. Doch eins ist nach dem unangenehmen Gefühl in Rachen und Nase sicher: Nur aus Spaß lässt sich keiner ein zweites Mal testen.