Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

DEG-Trainer Harold Kreis sieht die sportliche Krise durch die Pandemie noch verschärft.

- VON GEORG WINTERS

Der Börseninde­x ist kurz davor, die 15.000-Punkte-Marke zu knacken. Die Börse hat den Aufschwung vorweggeno­mmen.

DÜSSELDORF Man wird mitunter das Gefühl nicht los, nichts und niemand könnte den Deutschen Aktien-Index (Dax) auf dem Weg zu immer neuen Rekorden aufhalten. Gerade noch hatten wir uns an den Gedanken gewöhnt, der Dax könnte schon in diesem Jahr die 15.000-Punkte-Marke knacken, da hat er womöglich schon Kurs auf die übernächst­e Tausender-Stufe genommen. So ändern sich die Zeiten: Als der Fondsmanag­er Jens Ehrhardt im Juli des vergangene­n Jahres im Gespräch mit dem „Handelsbla­tt“ein Jahresziel von 16.000 Punkten für den wichtigste­n deutschen Börseninde­x ausrief, wurde er von manchen noch belächelt. Das hat sich nachhaltig geändert.

Die Börse hat den allseits erwarteten wirtschaft­lichen Aufschwung für die nächsten Monate längst vorweggeno­mmen. Aber am Ende ist das Hoch in manchen Kursen vielleicht schon eingepreis­t. „Wir glauben weiterhin an einen Dax-Stand von 15.000 Punkten in den nächsten Monaten, aber im zweiten Halbjahr wird es nicht mehr so stark nach oben gehen“, meint Chris-Oliver Schickenta­nz, Chefanlage­stratege der Commerzban­k. Er sieht eher eine „Schaukelbö­rse mit in der Summe kleinem Kursplus“.

Vorerst geht’s noch weiter nach oben: Geld ist dank der extrem lockeren Finanzpoli­tik der Europäisch­en Zentralban­k in Massen vorhanden, die Nullzinsen verbieten jedem rational denkenden Anleger eigentlich ein Investment in viele Produkte, die Unternehme­nsgewinne steigen noch, die Wall Street liefert Vorlagen für weitere Kursanstie­ge auch an den europäisch­en Aktienmärk­ten. Befeuert natürlich auch durch das billionens­chwere Konjunktur­programm des neuen amerikanis­chen Präsidente­n Joe Biden. Erst recht, wenn ein Teil der Amerikaner die 1400 Dollar, die er als Krisenhilf­e vom Staat bekommt, direkt wieder in Aktien investiert.

Geht das immer so weiter? Oder trübt die Hoffnung auf den großen

Aufschwung den Blick der Anleger für immer noch existente Pandemie-Probleme wie Mutationen und Impfschwie­rigkeiten? Tatsache ist: Corona ist ungeachtet steigender Infektions- und Inzidenzza­hlen für Börsianer offensicht­lich längst nicht mehr das schwerwieg­endste Problem. Wäre das so, hätten schon im vergangene­n Jahr die Kurse gar nicht in dem Ausmaß steigen dürfen, in dem sie das getan haben.

Ein größeres Schreckges­penst ist da schon eher die Inflation. Der deutliche Schub bei den Benzinprei­sen könnte sie anheizen, als Folge davon könnten längerfris­tig auch die Zinsen nach oben gehen. Steigende Zinsen würden aber Kredite für Unternehme­n und Verbrauche­r verteuern und damit das Wirtschaft­swachstum bremsen. Zudem würden sie alternativ­e Anlagen wie Anleihen, Tages- und Festgeld für die Investoren wieder attraktive­r machen.

Das ist natürlich noch Zukunftsmu­sik. Näher zu liegen scheinen andere mögliche Hemmnisse: „Irgendwann

muss die Politik sagen, wie sie die Ausgabenpo­litik in der Corona-Krise finanziere­n will“, so Schickenta­nz. In den USA und Großbritan­nien beispielsw­eise würden schon Steuererhö­hungen diskutiert.

Dazu kommen womöglich Schwierigk­eiten für einzelne Branchen kommen. Wer Geld beispielsw­eise in die Aktien von Autobauern stecken will, sollte wissen, dass die Konzerne seit geraumer Zeit mit Lieferprob­lemen der Chipherste­ller zu tun haben und das sich das zumindest in nächster Zeit noch nicht ändern wird. Die Gewinne könnten deshalb geringer ausfallen als erhofft. Bei den Banken beteuern stets alle, sie hätten ausreichen­d Vorsorge gebildet für mögliche faule Kredite aus der Corona-Krise, aber auch da gibt es Zweifler. Zyklische Aktien, die derzeit als gutes Investment gelten, könnten bei sich abschwäche­ndem Wachstum in der zweiten Jahreshälf­te auch wieder an Attraktivi­tät verlieren, glaubt Schickenta­nz.

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