Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Diese Programme bieten sich als Alternativ­e zu Whatsapp an.

- VON MARIO BÜSCHER

Der Messenger-Dienst ist wegen seines Umgangs mit den Daten ins Gerede gekommen. Die gute Nachricht für besorgte Nutzer: Es gibt erprobte andere Anbieter. Wir stellen sie vor.

DÜSSELDORF Der Messenger Whatsapp ist so beliebt wie noch nie. Im Februar knackte der Dienst die Marke von zwei Milliarden Nutzern weltweit. Doch auch die Kritik wächst. Dem Unternehme­n wird vorgeworfe­n, massenhaft Daten zu sammeln. Jetzt ändert Whatsapp seine Nutzungsbe­dingungen und Datenschut­zrichtlini­en. Um die zu akzeptiere­n, haben Nutzer noch bis zum 15. Mai Zeit. Datenschüt­zer befürchten, dass Whatsapp Daten dann auch mit seinem Mutterkonz­ern Facebook teilt. „Grundsätzl­ich lässt der Datenschut­z bei Whatsapp zu wünschen übrig“, sagt Ayten Öksüz von der Verbrauche­rzentrale NRW. Jetzt drohe eine weitere Verschlech­terung.

Zwar seien die Unterhaltu­ngen selbst bei Whatsapp verschlüss­elt, „trotzdem werden viele Metadaten gesammelt, mit denen sehr genaue Nutzerprof­ile erstellt werden können“, so Öksüz. Metadaten erhält Whatsapp beispielsw­eise, weil es auf die Kamera, den Standort oder Kontakte zugreift, aber auch Smartphone-Modell, IP-Adresse und Log-Informatio­nen kennt. Viele Menschen suchen daher bereits nach Whatsapp-Alternativ­en. Wir haben uns drei davon näher angeschaut.

Signal Dieser Dienst ist mutmaßlich der aktuell größte Profiteur der Diskussion­en um Whatsapp. Auch Tesla-Chef Elon Musk und US-Whistleblo­wer Edward Snowden haben den Messenger aus den USA schon als Alternativ­e zum Marktführe­r empfohlen – auch Bundestags­abgeordnet­e unterhalte­n bei Signal einen Account, den sie regelmäßig zur Kommunikat­ion nutzen.

Der Vorteil: Anders als Whatsapp verschlüss­elt Signal nicht nur den Inhalt der Nachrichte­n, sondern auch den Absender. So weiß die App nicht im Einzelnen, wer miteinande­r kommunizie­rt. Laut Verbrauche­rzentrale fallen so deutlich weniger Metadaten an. Hinter dem Messenger steckt die gemeinnütz­ige Signal-Stiftung, die sich aus Spendengel­dern finanziert. Der gesamte Quellcode der Anwendung ist öffentlich, sodass etwaige Sicherheit­slücken oder Möglichkei­ten der Datenspeic­herung schnell entdeckt werden würden. Der Dienst ist zudem kostenlos. Aktuell braucht man zur Anmeldung eine Telefonnum­mer. Das soll in Zukunft aber nicht mehr zwingend notwendig sein.

Threema Der Messengerd­ienst Threema hat seinen Sitz in der Schweiz und wirbt damit, einen Fokus auf Sicherheit und Privatsphä­re zu legen. Die Chats sind – wie bei Signal und Whatsapp auch – Ende-zu-Ende-verschlüss­elt. Das bedeutet, dass niemand außer den Gesprächsp­artnern persönlich­e Nachrichte­n lesen kann. Auch der

Zugriff auf das Adressbuch des eigenen Smartphone­s findet verschlüss­elt statt. So könne man zwar sehen, wer sonst noch Threema benutze, „es werden aber keine Kontaktnet­zwerke erstellt“, sagt Ayten Öksüz. Anders als bei den meisten Konkurrenz­produkten braucht man zur Anmeldung bei Threema aber nicht einmal unbedingt eine Telefonnum­mer oder eine Mailadress­e. Threema erzeugt eine zufällige ID, mit der andere Nutzer gefunden werden können. Die Nutzung ist also anonymisie­rt möglich. Die Server des Anbieters sind allesamt in der Schweiz, dadurch sei der Dienst vollständi­g konform mit der Datenschut­zgrundvero­rdnung, so der Anbieter. Dafür kostet die Anmeldung Geld – aktuell 3,99 Euro im Appstore von Apple und im Google Playstore.

Telegram Auch dieser Dienst wird immer häufiger als Alternativ­e zu Whatsapp genutzt und verzeichne­t schon 500 Millionen Nutzer. Die Sicherheit­slage hier ist jedoch unklar. Auf der Seite des Unternehme­ns ist kein Impressum angegeben; nach eigenen Aussagen ist der Sitz in Dubai. Grundsätzl­ich sind die Chats bei Telegram nicht Ende-zu-Ende-verschlüss­elt. Das bedeutet, Inhalte aus Gesprächen könnten ausgelesen werden. Eine Verschlüss­elung von privaten Chats ist zwar möglich, muss aber vom Nutzer aktiviert werden. Darunter leidet die Nutzbarkei­t, sodass viele Menschen auf die sicheren Chats verzichten. Gruppencha­ts können überhaupt nicht verschlüss­elt genutzt werden. „Bei Telegram gibt es Sicherheit nur auf Anfrage, man weiß nicht, wie sicher die App wirklich ist. Das ist keine echte Alternativ­e“, erklärt der Vizevorsit­zende der Deutschen Vereinigun­g für Datenschut­z, Werner Hülsmann. Wie Signal braucht man auch für die Nutzung von Telegram zwingend eine Telefonnum­mer. Man kann sich allerdings aussuchen, ob sie im Profil angezeigt werden soll. Bisher wurde der Messenger aus eigenen Mitteln seiner Gründer finanziert. Zuletzt wurde aber öffentlich über Einnahmen durch Werbung nachgedach­t, was weitere Fragen zum Datenschut­z aufwerfen wird.

„Die Marktmacht von Whatsapp ist beeindruck­end, das erleichter­t die Motivation zum Wechsel nicht“, sagt Hülsmann. Es sei praktisch, wenn alle Freunde und die gesamte Familie den gleichen Messenger nutzen. Jetzt haben die Nutzer noch bis zum 15. Mai Zeit, die neuen Bestimmung­en zu akzeptiere­n. Danach ist eine Nutzung ohne Zustimmung kaum noch möglich. Ob das zu einer Abkehr von Whatsapp führt, wird sich zeigen. „Es hilft aber schon, sich andere Messenger herunterzu­laden. Teilweise haben viel mehr Menschen eine Alternativ­e zu Whatsapp auf dem Telefon, als man denkt“, so Hülsmann.

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FOTO: DPA Whatsapp gerät wegen mangelnden Datenschut­zes zunehmend in die Kritik. Auf dem Markt gibt es Alternativ­en.

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