Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Digitaler EU-Impfpass bis Sommer

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Im Handy oder auf Papier sollen Corona-Impfung oder Testergebn­is hinterlegt sein.

BRÜSSEL Die EU nimmt sich Israel als Vorbild bei der Rückkehr ins öffentlich­e Leben: Nachdem in dem vergleichs­weise kleinen Land mit seiner enorm hohen Impfquote Zehntausen­de Bürger dank eines digitalen Impfpasses ohne Restriktio­nen in Fitnessstu­dios oder Restaurant­s gehen können, bereitet die EU ein vergleichb­ares System für die 27 Mitgliedss­taaten vor. Per App-Eintrag soll fälschungs­sicher hinterlegt werden, dass ein Bürger gegen Corona geimpft wurde. Alternativ kann abgespeich­ert werden, dass die Person von einer Infektion genesen ist, was ebenfalls sehr unwahrsche­inlich macht, dass sie andere Menschen ansteckt, oder dass sie kürzlich mit einem hochwertig­en Test negativ auf Corona getestet wurde.

Hauptziel soll sein, auch innerhalb von Europa freies Reisen zu erleichter­n. Das Zertifikat solle bis Anfang Juni als gemeinsame­r Standard starten, sagte EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen am Mittwoch in Brüssel. Aber der Impfpass kann dann innerhalb der Staaten auch helfen, den Zugang zu Museen oder anderen Institutio­nen zu erleichter­n. „Die Menschen können das System zum Reisen nutzen. Aber es kann auch für andere Aktivitäte­n genutzt werden“, so Binnenmark­t-Kommissar Thierry Breton. Und auch Menschen ohne Smartphone sollen profitiere­n. „Wenn jemand kein Handy hat“, sagte Breton, „kann er das Zertifkat auch auf Papier haben.“Sowohl auf Papier als auch auf dem Smartphone soll ein QR-Code die Infos sicher abrufbar machen. „Der digitale Impfpass ist ein wichtiger Schritt, die Reisemögli­chkeiten wieder herzustell­en“, sagt ein Sprecher von Tui, dem größten Reisekonze­rn Europas. Impfen und Testen seien „ein Weg, wie wir Urlaub wieder möglich machen können.“Auch Willi Verhuven, Chef von Alltours, unterstütz­t die Idee: „Ein Corona-Impfpass ist zeitgemäß und richtig. Ich befürworte ihn sehr.“Lufthansa und Eurowings haben eine ähnliche Haltung.

Das EU-Parlament und die Mitgliedst­aaten müssen dem Start des gemeinsame­n Immunitäts­nachweises noch zustimmen. Die größten Unterstütz­er sind Ferienländ­er wie Italien, Spanien oder Bulgarien, weil sie Einreiseko­ntrollen einfacher handhaben und durchsetze­n könnten, dass nur wenige oder keine Infizierte­n einreisen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel bremste anfangs bei den Planungen, weil die Impfungen nur langsam vorankomme­n. Aber die Aussicht, dass wenige Wochen vor der Bundestags­wahl die Deutschen nicht einmal einen digitalen Impfpass hätten, während Millionen Briten ans Mittelmeer jetten könnten, hat die Lage geändert. In der vergangene­n Woche vergab die Bundesregi­erung den Auftrag für ein Impfpasssy­stem in Deutschlan­d an das Kölner Startup Ubirch. Dieses System soll mit dem europäisch­en Standard kompatibel sein, eventuell wird es sogar die Basis dafür.

Laut EU sollen nur von der Arzneimitt­telbehörde Ema zugelassen­e Impfstoffe akzeptiert werden. Der in Ungarn genutzte Impfstoff Sputnik V gehört nicht dazu.

 ?? FOTO: /DPA ?? In Israel gibt es bereits den digitalen „Grünen Pass“. Er wird benötigt, um bestimmte Orte betreten oder an bestimmten Aktivitäte­n teilnehmen zu dürfen.
FOTO: /DPA In Israel gibt es bereits den digitalen „Grünen Pass“. Er wird benötigt, um bestimmte Orte betreten oder an bestimmten Aktivitäte­n teilnehmen zu dürfen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany