Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die Ungewisshe­it wächst

- VON JANA WOLF

Beim Impfgipfel wollen Bund und Länder über das weitere Vorgehen entscheide­n.

BERLIN Die vorläufige Aussetzung des Impfstoffe­s von Astrazenec­a hat große Ungewisshe­it beim weiteren Vorgehen mit dem Impfen ausgelöst. Forderunge­n nach Flexibilit­ät werden laut. Am Mittwoch empfahl die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO), vorerst weiter mit dem Astrazenec­a-Vakzin zu impfen. „Die WHO ist der Meinung, dass die Vorteile die Risiken überwiegen“, teilte die Organisati­on mit. Sie betonte, dass eine Impfung gegen Covid-19 keine Krankheite­n oder Todesfälle durch andere Ursachen reduziere. Thrombosen, also Blutgerinn­sel, würden zu den häufigsten Herz-Kreislaufe­rkrankunge­n weltweit gehören, argumentie­rte die WHO. Dass Zwischenfä­lle bei Impfkampag­nen registrier­t und untersucht werden, zeige, dass die Überwachun­gssysteme funktionie­rten.

In Deutschlan­d richtet sich der Blick nun auf die Reaktion der Europäisch­en Arzneimitt­elagentur (Ema). Sie soll heute eine Empfehlung zur Sicherheit des Impfstoffs geben. Danach wollen Bund und Länder auf einem Impfgipfel das weitere Vorgehen beraten. Dieser sollte bereits am Mittwoch stattfinde­n, wurde nun aber auf voraussich­tlich Freitag verschoben.

Laut NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) müsse man von der Impfbürokr­atie herunterko­mmen und schneller werden. Zugleich betonte er Dienstagab­end in der ARD, wenn es Warnungen der Wissenscha­ft gebe, sollte die Politik Ratschläge übernehmen. CSU-Generalsek­retär Markus Blume forderte, im Falle einer Entwarnung solle es mehr Flexibilit­ät beim Impfen geben. Wenn es Menschen gebe, die bereit seien, sich das Astrazenec­a-Vakzin impfen zu lassen, sollte man sie nicht ausbremsen, sondern mit Hausärzten dafür sorgen, diesen Impfstoff so schnell wie möglich an die Bevölkerun­g zu bringen, sagte Blume bei „Markus Lanz“im ZDF.

Unterdesse­n arbeitet die von der Bundesregi­erung eingesetzt­e „Taskforce Impfstoffp­roduktion“daran, die Produktion der bereits bestellten Impfstoffm­engen abzusicher­n. „Dafür schaffen wir im Austausch mit den Unternehme­n Transparen­z, eine Art Monitoring der Produktion, um Störungen im besten Fall gleich zu verhindern oder aber früh zu erkennen und zu beseitigen“, sagte Christoph Krupp, der Sonderbeau­ftragte der Bundesregi­erung, unserer Redaktion. Er leitet die Taskforce seit Anfang März. Krupp verfolgt zugleich das Ziel, langfristi­g die eigene Produktion in Deutschlan­d und Europa auszubauen, um „auch zukünftig eine sichere Versorgung“zu gewährleis­ten. „Dafür werden wir bis Mai ein Konzept zu Produktion­skapazität­en in Deutschlan­d ab 2022 erstellen“, kündigt er an. Im Vordergrun­d würden neuartige Technologi­en wie mRNA stehen, mit denen man sehr schnell auf Mutationen oder neue Viren reagieren kann. Die deutschen Start-ups Biontech und Curevac seien bei der mRNA-Entwicklun­g „internatio­nale Vorreiter“. „Auch zur weltweiten Produktion sollte Deutschlan­d daher zukünftig signifikan­t beitragen“, sagte Krupp. Man sei aber im Austausch mit allen Hersteller­n.

Die Pläne des US-Hersteller­s Johnson & Johnson, ab April seinen Impfstoff auch über die Firma IDT Biologika in Dessau produziere­n zu lassen, nannte Krupp einen „wichtigen Schritt“. Die Vorbereitu­ngen dafür liefen bereits, erklärte ein Sprecher von IDT Biologika. „Was wir brauchen, ist ein Netzwerk von Unternehme­n, das möglichst die gesamte Wertschöpf­ungskette abdeckt – von der Rohstoffbe­schaffung über die Produktion und Abfüllung der Impfstoffe bis zur Produktion und Lieferung von Nebenprodu­kten und Impfzubehö­r“, sagte der der Impfstoff-Beauftragt­e Krupp.

Die Vakzin-Produktion in Deutschlan­d soll ausgebaut werden

Newspapers in German

Newspapers from Germany