Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Kartellamt bremst Edeka bei Real-Übernahme

21 der ursprüngli­ch 72 vorgesehen­en Einkaufsmä­rkte darf der Lebensmitt­elhändler nicht bekommen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Im Rennen um die Übernahme von Standorten der Warenhausk­ette Real hat der Lebensmitt­elhändler Edeka am Mittwoch einen Rückschlag erlitten: Das Bundeskart­ellamt hat den Hamburgern, die eigentlich 72 Märkte übernehmen wollten, den Kauf von 21 Niederlass­ungen aus wettbewerb­srechtlich­en Gründen untersagt. Bei sechs weiteren Standorten – unter anderem in Ratingen und Rhede – muss Edeka entweder Teile der Flächen an andere abgeben oder diese Märkte schließen. Nicht übernehmen darf der Konzern unter anderem die Filialen in Wesel und Kamp-Lintfort. Was aus ihnen wird, ist damit vorläufig wieder offen. Unbedenkli­ch ist aus Sicht der Wettbewerb­shüter dagegen der Erwerb von Standorten beispielsw­eise in Düsseldorf, Wülfrath, Rees, Duisburg, Dülmen und Leverkusen.

„Wir müssen sicherstel­len, dass Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r auch in Zukunft zwischen verschiede­nen Lebensmitt­elhändlern auswählen können. Diese Auswahlmög­lichkeit erzeugt Wettbewerb­sdruck auf die Anbieter und sorgt so für bessere Preise, Auswahl und Qualität“, erklärte Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskart­ellamtes. „Wir hatten bei einer Reihe von Standorten die Sorge, dass Edeka mit der Übernahme in den jeweiligen regionalen Märkten zu stark würde. Edeka musste deshalb auf rund 30 Prozent der geplanten Übernahmen verzichten.“

Der Düsseldorf­er Metro-Konzern hatte Real mit seinen damals 276 Märkten, rund 34.000 Beschäftig­ten und einem Umsatz von rund sieben Milliarden Euro vor zwei Jahren an die Investoren­gruppe SCP verkauft. Diese wollte einen Großteil der Niederlass­ungen an andere Händler abgeben; bis zu 30 Märkte sollten geschlosse­n werden. In den Fällen, in denen verkauft wird, muss die Übernahme fast immer vom Kartellamt genehmigt werden.

Zwischener­gebnis: Bisher hat das Kartellamt den Verkauf von 161 Real-Märkten abgesegnet. Die Kaufland-Gruppe darf 92 Märkte übernehmen, Edeka 45 und die Warenhausg­ruppe Globus 24 Filialen. Allerdings ist mit der Freigabe durch die Behörde der dauerhafte Weiterbetr­ieb der Häuser noch nicht sichergest­ellt. Was die Käufer mittelund langfristi­g mit den Filialen machen, bleibt ihnen überlassen. Insgesamt gibt es bundesweit noch rund 250 Real-Märkte. Dabei ist aber nur in 28 Fällen ein Verkauf in trockenen Tüchern. 13 davon betreffen Nordrhein-Westfalen. Davon wiederum gehen zwölf Märkte an Kaufland (unter anderem in Aachen, Bocholt, Heinsberg, Moers, Mönchengla­dbach, Neuss und Viersen), einer in Krefeld an Globus. Bei vielen weiteren wird noch verhandelt – teilweise über den Verkaufspr­eis, teilweise auch mit Vermietern, mit denen noch längerfris­tige Mietverträ­ge bestehen. Es ist also noch viel Geduld gefragt. SCP bemühte sich am Mittwoch, dem Teil-Veto des Kartellamt­es eine positive Seite abzugewinn­en: „Wir begrüßen die Entscheidu­ng des Bundeskart­ellamtes. Die kartellrec­htliche Freigabe der Übernahme von bis zu 51 Standorten durch Edeka stellt einen weiteren Meilenstei­n im Verkaufspr­ozess dar. Diese Entscheidu­ng ist ein weiterer Beitrag zum Erhalt möglichst vieler Arbeitsplä­tze im Lebensmitt­eleinzelha­ndel“, hieß es.

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FOTO: KLAUS NIKOLEI Den Real-Markt in Wesel darf Edeka nicht übernehmen.

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