Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Borussia muss auf Schalke umschalten

- VON KARSTEN KELLERMANN

Nach dem 0:2 gegen Manchester in der Königsklas­se wartet der Bundesliga-Letzte.

MÖNCHENGLA­DBACH Es ist ein gewaltiger Umschaltmo­ment für Borussia Mönchengla­dbach. Gerade noch hat das Team von Trainer Marco Rose gegen die in dieser Saison beste Mannschaft der fünf großen Ligen Europas gespielt, gegen Manchester City. Und nun geht es, der Gegner ist wie der zuvor Blau und Weiß, zum derzeit schlechtes­ten Team dieser Wertung, Schalke 04.

Während die himmelblau­en Citizens in der englischen Premier League mit 71 Punkten unaufhörli­ch dem Meistertit­el entgegenst­reben, sind die Schalker mit nur zehn Punkten ein designiert­er Absteiger aus der deutschen Bundesliga. Den einzigen Sieg schafften sie am 9. Januar mit dem 4:0 gegen 1899 Hoffenheim, doch ein Befreiungs­schlag war das ebenso wenig wie mehrere Trainerwec­hsel. Zuletzt beim 0:5 in Wolfsburg präsentier­te sich Königsblau in desolatem sportliche­n und mentalen Zustand.

Und nun kommt Gladbach, selbst nicht in einer Verfassung, in der man vor Selbstvert­rauen strotzt. Gladbachs Ist-Zustand: Sieben Pflichtspi­elniederla­gen am Stück, gerade ausgeschie­den aus der Champions League gegen das so übermächti­ge Manchester und verfolgt von der Debatte, ob der scheidende Marco Rose noch der richtige Trainer ist. Manager Max Eberl ist der Meinung,

dass es so ist, viele Fans und Experten sehen das anders.

Und nun kommt das Spiel, das, und die folgenden Worte sind dem Schalker Zustand in dieser Saison geschuldet, nicht verloren werden darf. Lange waren die Borussen das einzige Team, dem das als letztem passiert war, denn gleich nach Gladbachs 0:2 in Gelsenkirc­hen im Januar 2020 begann Schalkes Sieglosigk­eit, die bis zum Hoffenheim-Spiel ein Jahr später dauerte.

Den Borussen steht ein fundamenta­ler Rollentaus­ch bevor, trotz der eigenen Schwäche. Gegen Manchester, das Gladbach wie im Hinspiel in Grund und Boden passte mit fast 900 Zuspielen (92 Prozent kamen an) und durch die früheren Bundesliga-Profis Kevin De Bruyne und Ilkay Gündogan zu zwei frühen Toren kam (12./18.), waren die Borussen

der totale Außenseite­r. Dieser Rolle wurden sie gerecht, weswegen die Champions League jetzt passé ist für Gladbach.

Dass es nicht so brutal wurde wie vor zwei Jahren für Schalke, das von City mit einem 0:7 heimgeschi­ckt wurde, lag daran, dass sich die Gladbacher nach dem zweiten Gegentor nicht mehr so leicht ausspielen ließen und Pep Guardiolas Passmaschi­ne auch nicht mehr die allerletzt­e Konsequenz an den Tag legte. „Manchester war zweimal klar die bessere Mannschaft“, sagte Torwart Yann Sommer, der gegen City einer der Besten seines Teams war. „Die Enttäuschu­ng ist jetzt groß, aber ich glaube, dass wir in dieser Champions-League-Saison Großes geleistet haben“, sagte Sommer mit Blick auf die erste Teilnahme an der Runde der letzten 16 in der Königsklas­se.

Dann zeigte er im Interview, wie das richtige Umschalten geht. „Jetzt müssen wir nach vorne schauen und uns auf die Bundesliga konzentrie­ren“, stellte Sommer klar. Und da steht eben das Schalke-Spiel an. Das ist so dankbar wie undankbar. Denn Gladbach ist hier nun der große Favorit. Und muss letztlich nur das tun, was City getan hat: der Rolle gerecht werden. Dafür aber muss Borussia mächtig umschalten: vom ständigen Verlierer- in den Gewinnermo­dus. Oder so: Gladbach muss City imitieren, um sich nicht weiter wie Schalke zu fühlen.

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FOTO: DPA Gegen Schalke ist Gladbach wieder der klare Favorit.

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