Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Realschule soll 33 Kinder abweisen
Eine erneute Dreizügkeit hält die Stadtverwaltung nicht für genehmigungsfähig. Folgt dem der Schulausschuss, gibt es ein Losverfahren.
Eine erneute Dreizügkeit hält die Stadtverwaltung nicht für genehmigungsfähig. Folgt der Schulausschuss der Argumentation, gibt es ein Losverfahren. Kinder aus Geldern dürfen dabei nicht bevorzugt werden.
GELDERN Nur kurz sah es nach Ruhe an der Gelderner Schulfront aus. Die Anmeldungen waren an allen Schulen erfolgreich verlaufen, es sah nicht nach Korrekturbedarf aus. Doch die Verwaltung möchte jetzt 33 Kindern den Besuch ihrer gewählten Schulform verweigern. Sie schlägt dem Schulausschuss vor, dass die Realschule An der Fleuth nur zweizügig ins neue Schuljahr geht. Bei 95 Anmeldungen könne der Schulleiter „unter Berücksichtigung der rechtlichen Vorgaben 62 Kinder aufnehmen und muss 33 Kinder ablehnen“, so die Verwaltung in der Vorlage für die Sitzung des Schulausschusses am Mittwoch. Findet die Politik keinen anderen Weg, muss ein Losverfahren durchgeführt werden, bei dem auch Gelderner Kinder keinen Vorrang haben und möglicherweise ihre Wunschschule nicht besuchen können. Sie müssten dann versuchen, noch bei den Gymnasien oder in der Gesamtschule unterzukommen.
Neben der Gesamtschule freut sich die Realschule trotz der baulichen Einschränkungen – derzeit ist die Schule mit vielen Provisorien am Westwall untergebracht, der Neubau am Standort der früheren Geschwister-Scholl-Schule steht noch nicht zur Verfügung – großer Beliebtheit. Davon zeugen die 95 Anmeldungen. In den vergangen zwei Jahren war eine zusätzliche Eingangsklasse genehmigt worden. Das ist aus Sicht der Verwaltung in diesem Jahr nicht mehr machbar. „Eine Überhangklasse an der Realschule An der Fleuth ist nicht möglich“, heißt es in der Vorlage. Die Schule selbst hat nun beantragt, die Realschule angesichts der hohen Nachfrage grundsätzlich dreizügig zu machen. Auch das lehnt die Verwaltung ab. „Eine Drei-Zügigkeit ist nach den schulrechtlichen Vorgaben nicht genehmigungsfähig“, heißt es.
Schon im Dezember vor dem Anmeldeverfahren hatte die Schule einen ähnlichen Antrag gestellt, ihn aber nach Hintergrundgesprächen mit der Stadtspitze kurzfristig zurückgezogen. Für die Zukunft bewertet die Verwaltung den Sachverhalt anders: Für die Zeit ab 2024/25 schlägt sie selbst die Dreizügigkeit der Realschule vor.
Wilfried Schönherr, Schulleiter der Realschule An der Fleuth, ist überzeugt, dass die Dreizügkeit für das neue Schuljahr durchaus möglich wäre, wenn der Schulträger, also die Stadt Geldern, das wolle. Zudem ist er erstaunt, dass die Verwaltung vor dem Erstellen der Vorlage nicht das Gespräch mit der Schule gesucht habe. Er bestätigte am Donnerstag, dass die Eltern bereits beim Anmeldeverfahren unterschrieben haben, dass sie wissen, dass es möglich ist, dass Aufnahmen wegen der
Beschränkung der Zügigkeit nicht erfolgen können.
Das Verfahren wäre Folgendes: Geschwisterkinder und Mädchen können entspannt aufatmen. Sie dürfen die Realschule An der Fleuth besuchen. Es bleiben 29 Jungen aus
Geldern und 29 aus anderen Orten, deren Namen in den Lostopf wandern. Da andere Kommunen die Schulform Realschule nicht anbieten, darf es keine Bevorzugung der Gelderner Kinder geben. Von diesen 58 Kindern stehen dann 33 zunächst auf der Straße und ihre Eltern müssen eine andere Schule für sie suchen.
Realschulleiter Schönherr befürchtet, dass dieser Schritt mittelfristig auch zur Folge haben könnte, dass Eltern aus Angst vor möglicher Abweisung ihre Kinder gar nicht mehr an der Realschule anmelden. Das könnte den „schleichenden Tod“der Realschule in Geldern zur Folge haben, warnt er vor der Ausschusssitzung. Gemeinsam mit den Elternvertretern werde nun überlegt wie man mit der Politik ins Gespräch kommen kann.
Der Ausschuss für Schule und Weiterbildung tagt am Mittwoch, 24. März, ab 18 Uhr, in öffentlicher Sitzung im Bürgerforum.