Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
WINNEKENDONK Boom mit bunten Reifen.
Ende 2020 schloss der traditionsreiche Raumausstatter Bayer DecoDomus seine Hallen in Winnekendonk. Jetzt ist ein neues Unternehmen eingezogen, es verschickt von nun an Fahrradzubehör vom Wissener Weg in alle Welt.
WINNEKENDONK Die Umzugskartons sind gerade erst ausgepackt, doch das Geschäft boomt schon – jetzt ist die Firma „Bike Parts Europe“in die Hallen am Wissener Weg in Winnekendonk eingezogen. Wo vorher der Raumausstatter „Bayer DecoDomus“Möbel und Dekoartikel verkaufte, stehen nun Bremsklötze, Klingeln, Fahrradreifen in allen denkbaren Farben und andere Fahrradteile zum Versand bereit. Die Firma verschickt das Fahrradzubehör an Privat- und Großkunden momentan hauptsächlich über das Internet, möchte aber in Zukunft auch ein Ladengeschäft in Winnekendonk eröffnen. Bei dem Berg an Arbeit, der ihnen gerade entgegenkommt, könnte das aber wohl noch etwas dauern.
„Wir haben gerade so viele Bestellungen wie im Hochsommer“, erzählt Geschäftsführer Andreas Igrec. Das liege vor allem an dem plötzlichen guten Wetter, aber auch am Lockdown. Die Corona-Krise hat dem Geschäft nicht geschadet. „Im Gegenteil“, erzählt Igrec, „die Leute können ja nur draußen was machen.“Zu der Gelegenheit wollen wohl einige ihr Fahrrad noch etwas aufhübschen. Und das am liebsten mit bunten Reifen: Die verkaufen sich nämlich mit Abstand am besten. Aus über 5000 verschiedenen Ausführungen kann sich der Kunde sein Lieblingsmodell aussuchen – von rosa mit Reflexstreifen bis zum Wintermodell mit Spikes. „Trotzdem ist das mit Corona natürlich schade, und wir wollen keinen Gewinn mit der Krise machen. Deshalb haben wir auch die Preise trotz der Umzugskosten nicht erhöht“, so Igrec.
Der 52-Jährige ist selbst leidenschaftlicher Fahrradfahrer und hat die Firma 2007 mit drei Bekannten gegründet. Ursprünglicher Sitz war in Krefeld – über die Jahre sei das Geschäft aber kontinuierlich gewachsen, sodass nun der Umzug nötig wurde. „In Krefeld hatten wir jetzt am Ende drei verschiedene Lager, plus ein Ladenlokal und ein Büro. Da ist es hier in Winnekendonk doch entspannter, alles an einem Ort zu haben.“Für Igrec ist jedoch nicht nur der Platz wichtig: Auch die Zusammenarbeit mit lokalen, alteingesessenen Geschäften liegt ihm am Herzen. „Wir wurden hier so toll aufgenommen und möchten der Region auch etwas zurückgeben. Wir wollen keine Konkurrenz sein, sondern mit Fahrradgeschäften zusammenarbeiten, sodass man sich gegenseitig bereichern kann.“
Josefa Bayer, ehemalige Seniorchefin von DecoDomus, ist froh über den Verkauf der Hallen an ein sympathisches Unternehmen. „Ich bin sehr zufrieden, das sind wirklich nette Menschen, sehr zuvorkommend“, so Bayer. Entgegen dem ersten Anschein wurde das traditionsreiche Familiengeschäft nicht aufgrund fehlender Einnahmen im Corona-Lockdown geschlossen. „Die Entscheidung hatten wir noch vor Corona getroffen.“Nun genießen die Bayers ihre freie Zeit im Ruhestand. Eigentlich habe man drei bis fünf Jahre für die Suche nach einem passenden Käufer eingeplant, aber dann ging doch alles schneller als gedacht – nach einem Jahr schon bekundete „Bike Parts Europe“Interesse an den Hallen.
Auch Igrec ist angetan von der Zusammenarbeit mit DecoDomus: „Sie waren während der ganzen Übergabe sehr freundlich, und wir telefonieren immer noch ab und zu.“Wegen der Menge an Bestellungen, die sie momentan verarbeiten müssen,
sucht das Team um Igrec momentan Unterstützung: Drei bis vier neue Mitarbeiter, am liebsten auch aus der Region, wollen sie so bald wie möglich anlernen. Und noch etwas anderes ist bei „Bike Parts Europe“gerade besonders wichtig: Umweltschutz. „Der Umweltgedanke hängt bei uns ganz hoch. So kleben wir zum Beispiel nicht mit Plastikklebeband, sondern tackern, wir benutzen keine Folie und bauen unsere eigenen Kartons.“Auch eine spezielle Maschine ist in Planung, die die alten Kartons schreddert, sodass keine Plastik-Füllstoffe mehr benutzt werden müssen. „Ich will meiner Tochter und meinem Enkel einfach keinen Sauhaufen übergeben“, so Igrec.
Mit der Vergrößerung der Lagerhallen sieht es so aus, als könne er diese Mission auch ganz gut erfüllen – und anderen dabei helfen, sich mal wieder auf den Drahtesel anstatt in den Autositz zu schwingen.