Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Greensill: Stadt sucht den Schultersc­hluss

- VON CHRISTIAN HAGEMANN

Die Stadt schließt sich mit anderen betroffene­n Kommunen zusammen, um Geld zu retten. CDU und BGE werden die umstritten­e Tagesordnu­ng der Greensill-Sondersitz­ung des Rates am Dienstag zusammenst­reichen.

EMMERICH 26 Kommunen, die der Greensill Bank in Bremen insgesamt Geld in Höhe von 255 Millionen Euro anvertraut hatten, haben sich am Montag untereinan­der ausgetausc­ht und planen nun, sich juristisch gemeinsam für das eingeleite­te Insolvenzv­erfahren aufzustell­en. Das hat die Emmericher Stadtverwa­ltung am Donnerstag­abend mitgeteilt.

Für Emmerich nahmen Bürgermeis­ter Peter Hinze und Kämmerin Melanie Goertz an der Konferenz teil.

Hintergrun­d: Emmerich hat sechs Millionen Euro bei der Greensill Bank in Bremen angelegt. Der Löwenantei­l von fünf Millionen Euro wurde erst vor wenigen Wochen überwiesen. Damit wollte die Stadtverwa­ltung Minuszinse­n sparen, die bei den genossensc­haftlichen Banken wie Volksbank oder den kommunalen Sparkassen anfallen. Die Privatbank hatte Zinsen angeboten, die nur minimal waren, aber eben keinen Verlust bei einer Geldanlage hätten darstellen sollten.

Wenige Tage, nachdem die Finanzaufs­icht Bafin das Institut geschlosse­n hat, leitete sie beim Amtsgerich­t Bremen nun die Insolvenz ein. Der Entschädig­ungsfonds der privaten Banken springt zwar für die privaten Spareinlag­en ein, da die Greensill Bank Mitglied in dem Fonds ist. Institutio­nelle Anleger wie eine Stadt beispielsw­eise, sind davon allerdings ausgenomme­n.

In der Pressemitt­eilung formuliert die Emmericher Stadtverwa­ltung, dass es im Rathaus niemanden gibt, den die Schuld am Verlust der sechs Millionen Euro trifft.

Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Allen Kommunen gemeinsam ist, dass sie noch bis in das laufende Jahr hinein ihre zumeist kurz- bis mittelfris­tig anzulegend­en liquiden Mittel auf Konten der Bremer Bank als sicher ansehen mussten. Teils ist ihnen von unterschie­dlichen Finanzdien­stleistern dazu sogar geraten worden. Bis zum Schluss besaß Greensill ein gutes Rating.“

Der Fingerzeig aus dem Emmericher Rathaus geht denn auch in eine andere Richtung.

In der Pressemitt­eilung heißt es weiter: „Von den offenbar seit Monaten laufenden Untersuchu­ngen der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin) in Richtung Greensill erfuhren die zuständige­n Finanzvera­ntwortlich­en zu spät.“

Im Visier der Länder (das Land Thüringen hat 50 Millionen Euro bei Greensill angelegt) und Kommunen für etwaige Schadeners­atzansprüc­he sind - so lässt sich die Pressemitt­eilung verstehen - offenbar die Wirtschaft­sprüfer der Bank, Finanzverm­ittler und die Finanzaufs­icht selbst.

Die Emmericher Argumentat­ion, dass man, hätte man von der Sonderprüf­ung der Bafin gewusst, nicht mehr in das Institut investiert hätte, greift möglicherw­eise aber zu kurz.

Die Finanzaufs­icht ist gesetzlich zur Verschwieg­enheit verpflicht­et und darf nicht über eine Sonderprüf­ung oder andere aufsichtsr­echtliche Maßnahmen informiere­n.

Laut www.tagesgeldv­ergleich. net haben bisher rund 30 Länder, Gemeinden

oder öffentlich­e Institutio­nen mitgeteilt, dass sie von einer Greensill-Pleite betroffen wären. Betroffen sind Finanzmini­ster und Kämmerer von fast allen Parteien, von der CDU über die SPD bis hin zur Linken.

Der Rat der Stadt Emmerich trifft sich am Dienstag, 23. März, zu einer öffentlich­en Sitzung um 18 Uhr in der Aula der Gesamtschu­le.

Eigentlich sollte diese Sitzung eine Sondersitz­ung zur Greensill Bank und dem vermutlich­en Verlust von sechs Millionen Euro werden. Das hatte die CDU so beantragt.

Die Stadtverwa­ltung hat der Sitzung inzwischen allerdings weitere Tagesordnu­ngspunkte angefügt, so dass der Eindruck entsteht, dass es sich um keine Sondersitz­ung mehr handelt.

Der CDu-Frakionsvo­rsitzende Matthias Reintjes hat das kritisiert und angekündig­t, dass seine Fraktion am Dienstag beantragen wird,

dass alle Tagesordnu­ngspunkte, die nichts mit Greensill zu tun haben, von der Tagesordnu­ng genommen werden sollen.

Die BGE ist ebenfalls dafür, dass nur über Greensill gesprochen wird. „Da gibt es genug zu bereden“, so BGE-Chef Joachim Sigmund. „Auch darüber, wie es nun finanziell in Emmerich weitergeht. Einfach neue Kredite aufnehmen, kann nicht die Lösung sein.“

 ?? FOTO: AFP ?? Blick auf das Firmenschi­ld der Greensill Bank in Bremen.
FOTO: AFP Blick auf das Firmenschi­ld der Greensill Bank in Bremen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany