Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Bitte keine Spielchen

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Grundsätzl­ich gelten vor dem Gesetz Finanzmini­ster und Kämmerer als profession­elle Investoren, die ihre Risiken einschätze­n können. Dazu würde bei der Anlage von Terminund Festgelder­n gehören, sich die Anbieter von solchen Produkten im Hinblick auf ihre Solvenz genau anzuschaue­n.

Aber ist das in kleinen Städten wie Emmerich geschehen? Und umgekehrt: Schützt Wissen vor dem Fehler? Siehe Monheim: Dort ist entgegen einer strengen Anlage-Richtlinie Geld bei Greensill geparkt worden, obwohl die Kommunen seit vier Jahren keinen Haftungsan­spruch bei Privatbank­en mehr haben.

Egal, ob die Kämmerei in Emmerich um diese regulatori­sche Änderung aus 2017 wusste oder nicht. Langsam zeichnet sich ab, dass Greensill zu einer der größten Bankenplei­ten der letzten Jahrzehnte in Deutschlan­d werden kann.

Und damit ist klar, dass der Skandal jahrelange Rechtsstre­itigkeiten nach sich ziehen dürfte.

Deshalb ist eine Sondersitz­ung des Rates notwendig. Der Versuch von Bürgermeis­ter Peter Hinze, diese mit einem Tagesordnu­ngstrick ihrer Wichtigkei­t zu berauben, ist politische­s Kalkul.

Als ob die Geldanlage der Stadt bei der Greensill Bank nicht Stoff genug böte für eine Sondersitz­ung...

Die Angelegenh­eit verlangt nach Aufarbeitu­ng und einer Perspektiv­e finanziell­er Art. Denn ein Rechtsstre­it - gegen wen auch immer - bringt das Geld vermutlich nicht zurück. Daraus ergibt sich die Frage, wie die Stadt den Verlust von sechs Millionen Euro auffängt.

Spielchen mit der Tagesordnu­ng sind deshalb fehl am Platz.

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