Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Sieben Fünkchen Hoffnung

Sieben Niederlage­n am Stück gab es, Gladbach ist in der Krise, es geht nicht viel. Und doch gab es in den verlorenen Spielen Ansätze, die die Wende bringen könnten, wenn sie am Samstag auf Schalke auf den Platz gebracht werden.

- VON KARSTEN KELLERMANN UND JANNIK SORGATZ

Sieben Pflichtspi­ele in Serie hat Borussia verloren, das gab es erst dreimal in der Vereinshis­torie und nur einmal wurde ein Borussen-Team noch öfter hintereina­nder besiegt. Das war in der Saison 1989/90 unter Wolf Werner. Nun ist Marco Rose der verantwort­liche Trainer. Für ihn und sein Team geht es am Samstag ab 18.30 Uhr darum, die schwarze Serie zu stoppen – beim aktuell schlechtes­ten Team der großen fünf Ligen Europas: Schalke 04.

Im Hinspiel gab es ein 4:1 gegen die Schalker, es war der bislang höchste Gladbacher Sieg dieser Bundesliga-Saison. Und eines der besten Spiele der Borussen. Allein der Blick zurück kann den Gladbacher­n also Mut machen, dass etwas gehen sollte beim Bundesliga-Letzten. Doch geben auch die sieben verlorenen Partien ein paar Fünkchen Hoffnung her.

Mainz 05 (1:2) Die Art und Weise wie das Tor zum 1:1 herausgesp­ielt wurde, war feinstes Borussen-Tiki-Taka. Valentino Lazaro nahm plötzlich Tempo auf dem Flügel auf, Jonas Hofmann legte passgenau ab und Lars Stindl schoss den Ball mit seiner starken Innenseite präzise in die lange Ecke. Die Szene zeigte: Die Spielkultu­r ist noch da, sie muss nur wieder freigelegt werden.

Manchester City (0:2) Hannes Wolf hatte in der Nachspielz­eit die beste Chance und machte eigentlich alles richtig, doch der starke Torwart Ederson verhindert­e das Tor des Borussen. In der Szene war Wolf hellwach, beim einzigen Aussetzer der City-Defensive. Wolf hat auch im Hinspiel gegen Schalke getroffen als Joker – eine Wiederholu­ng würde nicht nur Marco Rose gefallen.

RB Leipzig (2:3) Ein Stilmittel von Rose in seiner ersten Saison als Borussen-Trainer

war die Überfallta­ktik in den ersten Minuten eines Spiels. Diese wendeten die Gladbacher beim 2:3 in Leipzig mal wieder gekonnt an: Erst holte Breel Embolo resolut den Elfmeter heraus durch sein Solo im Strafraum, dann legte er per Kopf für Marcus Thuram vor – da waren 18 Minuten vergangen, die ersten beiden Abschlüsse brachten zwei Tore, das war pure Effektivit­ät. Dass so etwas ein angeschlag­enes Team wie Schalke wohl anders als das höchst selbstbewu­sste RB treffen würde, ist anzunehmen, siehe

Gladbachs Spiel gegen Manchester am Dienstag. Da schoss City nach 18 Minuten das 2:0 und die Sache war durch.

Borussia Dortmund (0:1) „Wir müssen wütend sein und uns gegen die Situation wehren“, sagte Torhüter Yann Sommer nach dem Königsklas­sen-Aus mit Blick auf die Situation in der Liga. Wie das geht, zeigte vor allem Ramy Bensebaini im Pokalspiel gegen den BVB. Er war ein kämpferisc­hes Vorbild und tat dem Gegner damit zuweilen auch weh. Über den Kampf ins Spiel kommen, das ist zwar eine Floskel, aber eine mit viel Wahrheit.

Bayer Leverkusen (0:1) Das Spiel gibt selbst unter der Lupe fast nichts Positives her. Wenn, dann die Tatsache, dass Borussia nach der schwachen Startphase doch wieder ins Spiel fand und Bayer zeitweise zumindest ebenbürtig war.

FC Augsburg (1:3) Nachdem die Borussen gegen Leverkusen fast gar nicht aufs Tor geschossen hatten, gab es in Augsburg 26 Versuche und einen Expected-Goals-Wert von 2,31, den besten der Rückrunde

und den viertbeste­n der gesamten Bundesliga-Saison. Was fehlte, war der Ertrag. Wie das zusammenge­ht, zeigten die Gladbacher im Hinspiel gegen Schalke. Produktivi­tät und Effektivit­ät passten da perfekt: vier Treffer gab es bei einem Expected-Goals-Wert von 3,16 - dem höchsten in allen 25 Ligapartie­n. Zudem: Das schnelle Umschalten nach Nico Elvedis Rettungsta­t, das im Elfmeter mündete (den Stindl verschoss), das war Rose-Fußball in Reinkultur mit nötigen Effekt. Auch das geht also noch.

Manchester City (0:2) Im Rückspiel gegen City gab es mit der Chance von Embolo wieder einen Blitzstart. Ederson hielt wie im Hinspiel gegen Wolf ganz stark. Aber Embolos Engagement war einer der wenigen positiven Aspekte dieses Spiels. Dass der Schweizer gegen seinen Ex-Verein erneut den Vorzug vor dem zuletzt sehr unauffälli­gen Alassane Plea erhalten könnte, ist zumindest eine Denkoption.

Fazit All das sind Ansätze gewesen, nicht mehr und letztlich ohne den großen Effekt. Schaffen es die Borussen aber, diese Aspekte zu vereinen, kann das eine Mischung sein, die am Samstag auf Schalke den ersten Sieg seit dem 2:1 im DFB-Pokal-Viertelfin­ale beim VfB Stuttgart am 3. Februar bringt.

 ?? FOTO: AP/MICHAEL SOHN ?? Ein Ansatz, der Hoffnung macht: Gladbachs Blitzstart in Leipzig. Breel Embolo, der zuvor schon den Elfmeter zum
1:0 herausgeho­lt hatte, legt hier Marcus Thuram nach 18 Minuten das 2:0 auf.
FOTO: AP/MICHAEL SOHN Ein Ansatz, der Hoffnung macht: Gladbachs Blitzstart in Leipzig. Breel Embolo, der zuvor schon den Elfmeter zum 1:0 herausgeho­lt hatte, legt hier Marcus Thuram nach 18 Minuten das 2:0 auf.

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