Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Reisebüros warten auf Mallorca-Boom
Nachdem die Baleareninsel nicht länger zu den Risikogebieten zählt, sind die Buchungen nicht überall deutlich angezogen.
Nachdem die Baleareninsel nicht länger zu den Risikogebieten zählt, sollen die Buchungen deutlich angezogen haben. Im Gelderland ist davon nichts zu spüren. Was anzieht, sind die Preise. Auch die Flüge haben sich verteuert.
GELDERLAND Erst vor Kurzem ist die Reisewarnung für die Lieblingsinsel der Deutschen aufgehoben worden. Das heißt nicht, dass Reisen jetzt grundsätzlich wieder erlaubt wären. Noch immer rät das Auswärtige Amt davon ab. Auch in Deutschland besteht mindestens noch bis zum 28. März ein Beherbergungsverbot für alle privaten Reisen. Dennoch könnte die Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca und andere Regionen Spaniens Signalwirkung entfalten.
Vor allem die Airlines haben reagiert und ihre Preise deutlich erhöht. So zahlt man beispielsweise für einen Ryanair-Flug über Ostern von Weeze nach Palma statt 12,99 Euro satte 296,98 Euro hin und zurück – plus 83,98 Euro für einen Koffer, berichtet der „Focus“. Und was ist mit den Reisebüros? Profitieren auch sie vom aktuellen Mallorca-Boom?
Michael Pollmann von Pollmann Flugreisen in Straelen bestätigt, dass die Nachfrage über Ostern angezogen habe. Das gelte nicht nur für Mallorca, sondern auch für andere klassische Frühjahrsreiseziele wie die Kanaren, Portugal oder Griechenland. Fernreisen seien hingegen nach wie vor schwierig. „Die Kunden reagieren sehr sensibel auf Signale aus der Politik“, sagt Pollmann. Einerseits begrüßt er die Aufhebung der Reisewarnung. „Das ist schon eine Erleichterung, schließlich müssen die Urlauber nach der Einreise nicht mehr in Quarantäne.“Auch böten viele Reiseanbieter mittlerweile kostenlose Stornierungen oder sogenannte Flex-Optionen bei der Buchung an, um es den Reisenden bei kurzfristigen Änderungen leichter zu machen. Doch das Misstrauen bleibt.
„Keiner weiß, wie sich die Lage entwickeln wird. Was wir merken, ist, dass die Preise in die Höhe schießen“, sagt Pollmann. Wer langfristig plane, also ab den Sommerferien und darüber hinaus, sollte sich besser frühzeitig ein Angebot sichern. „Jetzt lassen sich noch Schnäppchen machen“, ist der Reiseprofi überzeugt.
„Nö“, antwortet Martina Westermann auf die Frage, ob im Kerkener Reisebüro seit der Aufhebung der Reisewarnung mehr los sei. „Wir haben gerade mal zehn Prozent des Umsatzes erreicht, den wir 2019 hatten.“Und es werde sicher einige Jahre dauern, bis man wieder auf diesem Niveau angekommen sei. Sie habe von Hochrechnungen erfahren, die nicht vor 2024 von einer Normalisierung ausgehen. Die Politik tue einfach alles, damit sich an der Situation nichts ändere, obwohl die Ansteckungen nachweislich nicht von den Reisenden ausgehe. Das Flugzeug sei in der Pandemie eines der sichersten Verkehrsmittel. „Wenn Sie mich fragen, besteht eine viel größere Gefahr, sich bei Aldi anzustecken als bei einem Flug nach Fuerteventura.“Die Hotels seien zurzeit lediglich zwischen 30 und 50 Prozent belegt. Dort Abstände einzuhalten, sei gar kein Problem. Dasselbe gilt für Kreuzfahrtschiffe. Die Gänge seien breit genug.
Ja, antwortet Martina Westermann auf die Frage, ob sie Hilfen bekommen habe. „Aber welches Unternehmen kann schon über ein Jahr lang auf seine Einnahmen verzichten, während die Fixkosten weiterlaufen?“Was die Buchungssituation betrifft, gehe sie davon aus, dass sich die Situation frühestens ab den Sommerferien verbessern wird. „Die Leute sind verunsichert. Sie machen sich Sorgen, was sie erwartet. Und Angst und Unsicherheit waren immer schon schlechte Voraussetzungen, wenn es darum geht, eine Reise zu buchen.“
Es sei eben eine schwierige Situation für alle, sagt Renate Schatorjé, Mitinhaberin des Reisebüros Schatorjé in Kevelaer. Trotzdem sei sie optimistisch. „Wir sind da, und wir bleiben auch da.“Die Kunden können auf sie zählen. Was Mallorca betrifft, hätte es bislang so gut wie keine Buchungen gegeben, berichtet sie. Überhaupt halte sich das Ostergeschäft
bisher noch sehr in Grenzen. „Stattdessen versuchen wir, so gut es geht, für unsere Kunden da zu sein, ob am Telefon oder nach Terminvereinbarung im Büro.“Und die Kunden? Melden sich. Sie wollen verreisen, sagt Renate Schatorjé, aber sie wissen nicht, was möglich ist und ab wann es wieder möglich ist. „Es wird ja weiterhin von Reisen abgeraten“, so die Reiseexpertin.
Das Kevelaerer Reisebüro ist gleichzeitig auch Veranstalter. Seit Wochen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. „Im April werden wir unseren neuen Katalog mit Busund Flugreisen präsentieren“, sagt Renate Schatorjé. Der letzte Katalog sei im Spätsommer erschienen. „Eigentlich wäre er schon im November herausgekommen, aber wir haben gewartet, um so aktuell wie möglich zu sein.“Dass Reisen auch eingeschränkt durchführbar sind, hätten die Reiseveranstaltungen vor dem Lockdown bewiesen. „Wir haben zu unseren Busreisen statt 50 nur noch 25 Personen zugelassen. Auch das Hygienekonzept hat sich bewährt: Es gab nicht einen Urlauber, der sich auf einer unserer Reisen infiziert hat. Trotzdem mussten wir alle Fahrten über Weihnachten absagen.“