Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Klimastreik mit Kinderschuhen
Fridays for Future fordert mehr Begrünung und Fahrradfreundlichkeit in Kevelaer. Die Aktivisten hatten sich mehr Interesse an ihrer Aktion von Seiten der Kommunalpolitiker gewünscht.
Fridays for Future fordert in Kevelaer mehr Begrünung und Fahrradfreundlichkeit. Die Aktivisten wollen mehr Interesse seitens der Politik.
KEVELAER Laufschuhe, kleine Stiefelchen mit Klettverschluss, coole Chucks, bunte Gummistiefel und Lauflernschuhe – etwa 40 Paar Kinderund Jugendschuhe hatte die Kevelaerer Fridays-for-Future-Bewegung (FFF) am Peter-Plümpe-Platz auf einer Wäscheleine befestigt und ordentlich zu Paaren auf dem Boden platziert. „Diese Schuhe stehen symbolisch für alle, die heute nicht hierher kommen können“, erklärte Organisatorin Veronika Hartmann.
Es war der Tag des internationalen Klimastreiks. Wegen der Corona-Pandemie konnten allerdings keine großen Demonstrationen mit vielen Menschen stattfinden, deshalb hatten sich die Aktivisten in Kevelaer und weiteren Städten des Kreises entschieden, mit den Schuhen darauf hinzuweisen, dass sie stellvertretend für die Kinder und Jugendlichen vor Ort sind. „Außerdem stehen die Schuhe für die kommenden Generationen, die unter dem Klimawandel leiden werden oder eben von heutigen Maßnahmen zum Schutz des Klimas profitieren werden“, ergänzte Hartmann. Nach der Aktion wurden die Schuhe an die Caritas gespendet.
An einem Infostand konnten Passanten mit den Demonstranten ins Gespräch kommen. Wer wollte, konnte auf einem Zettel Forderungen an die Kevelaerer Politik formulieren. Diese Zettel wurden gegen Ende der Aktion zusammen mit einer Liste konkreter Forderungen Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler überreicht. Dieser wertete die FFF-Aktion positiv: „Auch in Corona-Zeiten ist die Klimaproblematik nicht weg. Die Aktion ist zudem coronakonform, die Idee mit den Schuhen finde ich gut.“Die Forderungen, die die Kevelaerer Klimaschützer an die Verantwortlichen der Stadt richten, betreffen die Fahrradinfrastruktur sowie die Baumschutzsatzung der Wallfahrtsstadt. Das gesamte Stadtgebiet, so heißt es im Forderungskatalog, solle mehr naturnahe Begrünung erhalten, um „Artensterben, Insektensterben
und Klimakrise entgegen zu wirken und deren Folgen abzumildern“. Die Stadt habe eine Vorbildfunktion. Konkret könnten Dächer und Schulhöfe begrünt und insektenfreundlich bepflanzt werden, beispielsweise auch der Spielplatz beim Museum. Weiter sollten mehr Bäume gepflanzt werden. Vorgeschlagen wird ein Bürgerwald. Verlorene Stadtbäume sollten eins zu eins ersetzt werden. Jährlich sollte die Menge der im Baumkataster der Stadt verzeichneten Bäume um zehn Prozent wachsen. Die Klimabewegung fordert, dass Kevelaer Mitglied in der Vereinigung „Kommunen für biologische Vielfalt“wird. Der zweite Forderungskomplex „Fahrradfreundlichkeit“enthält Verbesserungsvorschläge, zum Beispiel Tempo-30-Zonen in explizit genannten Straßen. Weiter wird ein Fahrradstraßennetz gewünscht, das sich über die gesamte Innenstadt erstrecken soll. Die Aktivisten weisen auch darauf hin, dass das „integrierte Handlungskonzept zum Klimaschutz“seit Jahren einen Fahrradbeauftragten vorsehe, und fordern ihn ein. Die Aktion wurde vor Ort unterstützt durch Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) des Kreisverbands Kleve. Bürgermeister Pichler, der bereits einen kurzen Blick auf die Liste der Forderungen geworfen hatte, sagte:
„Sicher gibt es an manchen Stellen Nachholbedarf in unserer Stadt bezüglich des Klimaschutzes. Aber zunächst einmal werden wir die Forderungen sichten. Gründlichkeit geht hier vor Schnelligkeit.“
Die Organisatoren zeigten sich zufrieden mit dem Tag, wenn auch nicht sehr viele Besucher da waren. „Es hätte mehr sein können“, so Veronika Hartmann. Jannik Berbalk merkte kritisch an, dass außer dem Bürgermeister und der Klimaschutzbeauftragten Lea Heuvelmann nur ein weiterer Kommunalpolitiker erschienen war: „Da hätten wir uns mehr gewünscht.“