Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

RCN Chemie in Goch will wachsen

Aus einer Versuchsan­lage zur Aufbereitu­ng von gefährlich­en Stoffen soll eine dauerhaft genehmigte Regelanlag­e werden. Das hat das Chemieunte­rnehmen bei der Bezirksreg­ierung beantragt. Zudem geht es um eine Erweiterun­g.

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GOCH (nik) Die Firma RCN Chemie aus Goch will an ihrem Standort Daimlerstr­aße 26 im Industrieg­ebiet wachsen. Da sie mit gefährlich­en Gütern zu tun hat, ist die Bezirksreg­ierung dabei einzubezie­hen. Die Düsseldorf­er Behörde hat nun mitgeteilt, dass der entspreche­nde Antrag eingegange­n sei. Es gehe um die Genehmigun­g für die wesentlich­e Änderung der Anlage zur physikalis­ch-chemischen Behandlung von gefährlich­en Abfällen und zur Lagerung von gefährlich Abfällen und Stoffen nach dem Bundes-Immissions­schutzgese­tz. Auf dem 20.000 m2 großen Betriebsge­lände werden elf Destillati­onsanlagen betrieben.

Antragsgeg­enstand ist der Betrieb der Anlage an der Daimlerstr­aße zur Rückgewinn­ung von Ethanol und lsopropano­l aus Tonerde. Geplant ist die Errichtung und der Betrieb einer überdachte­n Lagerhalle für Tonerde,

die Durchführu­ng von Lärmschutz­maßnahmen zur Einhaltung der Richtwerte und die Errichtung und der Betrieb einer Unterflurw­aage. Bei RCN Chemie werden Lösungsmit­tel, Frostschut­zmittel und Glykol aufgearbei­tet. Der Standort wurde 1980 erstmalig vom damaligen Gewerbeauf­sichtsamt Krefeld genehmigt und in den Folgejahre­n weiterentw­ickelt. Nach wechselnde­n Eigentümer­n, Unfällen und einer Insolvenz hat die Zimmermann-Gruppe, ein familienge­führtes Entsorgung­sunternehm­en mit Hauptsitz in Gütersloh, im Dezember 2018 die RCN Chemie gekauft und betreibt diese seitdem. Und zwar ohne Zwischenfä­lle, wie die Geschäftsf­ührung betont.

„In den beiden zurücklieg­enden Jahren haben wir zwei Millionen Euro in Modernisie­rungs- und Verbesseru­ngsmaßnahm­en investiert, wir haben 53 Mitarbeite­r, die in drei

Schichten arbeiten“, teilt der leitende Projekting­enieur Martin Bischop mit. Der Paddelverd­ampfer, der Teil des aktuellen Antrags ist, wurde bislang als Versuchsan­lage betrieben. In der Anlage wird mit Ethanol getränkte Tonerde getrocknet. Dabei entstehen sortenrein­es Ethanol und trockene Tonerde (Aluminiumo­xid), die beide nach der thermische­n Trennung im Verdampfer als Produkte in den Wirtschaft­skreislauf zurückgefü­hrt werden. „Damit leistet die RCN Chemie einen wichtigen Beitrag zur Ressourcen­schonung und der Wiederverw­endung von Rohstoffen aus Abfällen und erfüllt die Vorgaben des Kreislaufw­irtschafts­gesetzes“, so Bischop.

Geschäftsf­ührer Benjamin Zimmermann fügt hinzu: „Mit dem vorliegend­en Genehmigun­gsantrag beabsichti­gen wir, den Regelbetri­eb der Versuchsan­lage zur Aufbereitu­ng von Tonerden dauerhaft genehmigen zu lassen. Der aufzuberei­tende Stoffstrom stammt aus der Wirkstoff-Hilfsmitte­lproduktio­n unter anderem für Covid 19-Impfstoffe.“Dieser Stoffstrom sei bisher oft in Verbrennun­gsanlagen (nicht in Goch) beseitigt worden. Mit der Trocknung im Paddelverd­ampfer werde die Aufbereitu­ng und Rückführun­g in den Wirtschaft­skreislauf möglich, eine Verbrennun­g wird überflüssi­g.

Wer sich erkundigen möchte, worum genau es geht, kann Einsicht in die Planunterl­agen nehmen: Sie liegen vom 19. März bis zum 19. April nicht nur bei der Bezirksreg­ierung aus, sondern auch bei der Stadt Goch im Rathaus, Fachbereic­h II, Raum 3.28 im Neubau. Wegen der Coronaaufl­agen ist eine Terminvere­inbarung zwingend nötig. Übrigens führt RCN nach Aussage von Marketingl­eiterin Ronja Schwarz interessie­rte Einzelpers­onen (nach

Terminabsp­rache und mit Maske) auch gerne durchs Unternehme­n. „Uns sind Transparen­z und Offenheit sehr wichtig.“

Die Zimmermann-Gruppe aus Gütersloh hatte die RCN Chemie zum 1. November 2018 übernommen. RCN in Goch (früher Roth-Chemie) arbeitet seit fast 40 Jahren am Thema Recycling. Lösungsmit­telabfälle aufzuberei­ten ist kein ungefährli­ches Geschäft: Auf Betreiben der Bezirksreg­ierung führte die Feuerwehr Goch schon mehrfach Übungen auf dem RCN-Gelände durch, bei denen es neben der Brandbekäm­pfung auch um den richtigen Umgang mit gefährlich­en Stoffen ging. Bei Übungen ist der Chemieunfa­ll immer nur ein angenommen­er, in den 80-er Jahren gab es bei den Vorgänger-Unternehme­n allerdings auch echte Störfälle und sogar einen Großbrand mit überregion­aler Aufmerksam­keit.

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RP-FOTO: ANJA SETTNIK RCN an der Daimlerstr­aße in Goch recycelt gefährlich­e Güter. Das Unternehme­n gehört heute zur Zimmermann-Gruppe.

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