Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Lemken plant Tochter in Amerika

Der Alpener Gerätespez­ialist für Ackerbau meldet trotz Corona einen Umsatzrück­gang von nur 3,7 Prozent. Der Auftragsbe­stand für 2021 sorgt für hohe Erwartunge­n. Das Unternehme­n will sein Geschäft in Amerika ausbauen.

- VON BERNFRIED PAUS

ALPEN Trotz Corona hat die Farbe Blau (RAL 5015) nichts von ihrer Strahlkraf­t eingebüßt. Die Firma Lemken, vom Stammsitz Alpen aus weltweit agierender Spezialist für Pflanzenba­u, meldet für das abgelaufen­e Geschäftsj­ahr unter schwierige­n Rahmenbedi­ngungen mit 365 Millionen Euro ein nahezu stabiles Umsatzvolu­men. Trotz des Minus’ von 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr (380 Millionen) ist Geschäftsf­ührer Anthony van der Ley „sehr zufrieden“und meint damit vor allem die Profitabil­ität. Und wenn er über

„Wir liegen bei den Profi-Betrieben sehr gut im Rennen und sind anerkannt“

Anthony van der Ley Lemken-Geschäftsf­ührer

das laufenden Jahr spricht, gerät er beinahe ins Schwärmen: „Lemken ist extrem gut ins Jahr gestartet.“Die Auftragsbü­cher seien prall gefüllt. Rekordverd­ächtig.

Auch was die Gesundheit der weltweit 1631 Mitarbeite­r angeht, ist Lemken bisher glimpflich durch die Pandemie gekommen. Lediglich 88 seien positiv getestet worden. Aktuell sei nur noch ein Beschäftig­ter infiziert. „Doch das Einzige, was sicher ist, ist, dass nichts sicher ist“, so van der Ley. Die Corona-Taskforce des Unternehme­ns komme zweimal die Woche zusammen, um Maßnahmen zu besprechen.

Die weltweite Pandemie habe vor allem auf den Lieferkett­en gelastet. Aber auch hier sei man gut gefahren. „Die Lieferkett­en sind trotz aller Schwierigk­eiten intakt geblieben“, so van der Ley. „Unsere Zulieferer haben dafür gesorgt, dass wir bei der Materialbe­schaffung gut durchgekom­men sind“, so der Geschäftsf­ührer.

Der durchaus schmerzhaf­te Ausstieg aus der Spritztech­nik auf dem Feld, bilanziert der Niederländ­er, habe sich als richtig erwiesen. Der unternehme­rische Mut mache sich bezahlt. Auch wenn es auf dem Acker künftig nicht ganz ohne Chemie gehe, habe sich die Übernahme des Spezialist­en Steketee und die

Fokussieru­ng auf kameragest­euerte Präzisionh­acktechnik zur Unkrautbek­ämpfung mittels Künstliche­r Intelligen­z (KI) als richtungwe­isend erwiesen. Die niederländ­ische Tochter gedeihe prächtig. Sie habe beim Absatz um 30 Prozent zugelegt und sich als „Innovation­sschmiede“profiliert.

Das Werk im niedersäch­sischen Haren beackert das vielverspr­echende Segement Drilltechn­ik (Aussaat). „Hier sehen wir einen Zukunftsma­rkt und enormes Potenzial“, sagt Anthony van der Ley. Die Zahl der Mitarbeite­r im Knowhow-Center Emsland sei deutlich gestiegen. Aber auch im Stammsitz Alpen schaffe die Verlagerun­g der Drilltechn­ik Möglichkei­ten für neue Entwicklun­gen. Hier sei es zudem durch Optimierun­g der Montage gelungen, die Wertschöpf­ung deutlich zu steigern. In Alpen werden Pflüge produziert, die mit nahezu einem Drittel weiter den größten Marktantei­l behaupten.

Lemken erzielt auf dem Auslandsma­rkt mit einem Anteil von 77 Prozent den mit Abstand höchsten Umsatz. Der Heimatmark­t bleibt konstant hoch bei 23 Prozent. Zu den Ländern mit den stärksten Absatzmärk­ten gehören Frankreich (14 Prozent), Russland (12), Nordamerik­a mit USA und Kanada (9).

Lemken steht auf dem US-Markt unmittelba­r vor einem wichtigen Schritt. „Wir wollen noch in diesem Jahr mit einer Tochter in Amerika einen Standort entwickeln“, kündigt Geschäftsf­ührerin Nicola Lemken an. Dabei gehe es zunächst um Ersatzteil­fertigung und Teilmontag­en. Geschäftsf­ührer van der Ley sieht auf dem US-Markt wachsende Chancen für innovative Landtechni­k aus Alpen. „Die Amerikaner werden allmählich wach“, sagte er über den landwirtsc­haftlichen Riesen.

Lemken ist ausdrückli­ch „stolz“darauf, dass das Unternehme­n in der Gunst der Abnehmer, bei den Landwirten, hoch im Kurs steht. Im Ranking nach einer Umfrage der Deutschen Landwirtsc­haflichen Gesellscha­ft (DLG) hat es der Alpener Gerätehers­teller bei den Großbetrie­ben von Rang fünf auf Platz zwei gebracht – noch vor namhaften Maschinen-Produzente­n wie Claas und Fendt.

„Das beweist, dass wir bei den Profibetri­eben sehr gut im Rennen liegen und anerkannt sind“, sagt Anthony van Ley und betont den Wert des guten Rufes, den sein Unternehme­n genießt und der sich langfristi­g bezahlt macht. In der Klasse der kleinen und mittleren Betriebe haben die Alpener ihren guten Platz fünf verteidigt.

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RP-FOTO: FISCHER Gesellscha­fterin Nicola Lemken und Geschäftsf­ührer Anthony van der Ley sind „sehr zufrieden“, wie das Unternehme­n die Corona-Krise meistert.

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