Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Münzfund im Fünf-Ringe-Haus
Es handelt sich offenbar um Goldmünzen schätzungsweise aus der Zeit um 1400.
GOCH Dieser Fund interessiert sogar die obersten Archäologen des Landes, heißt es. Denn während römische Spuren im Rheinland beinahe alltäglich sind, ist über das Mittelalter eher wenig bekannt. Wenn dann mal Artefakte aus jener Zeit auftauchen, ist die Freude groß. So dürfte es auch im Rathaus der Stadt Goch gewesen sein, als die Nachricht bekannt wurde, dass bei bodenarchäologischen Arbeiten im benachbarten Fünf-Ringe-Haus historische Münzen gefunden wurden. Stadtsprecher Torsten Matenaers bestätigt: „Ja, es gibt einen außergewöhnlichen Fund im Haus zu den Fünf Ringen.“Eine dazu geplante Pressekonferenz musste erst einmal verschoben werden, sie soll aber demnächst stattfinden. Und zwar vor Ort, „damit man sich den Fund auch real anschauen kann.“Per Video sei es nicht dasselbe.
Dem Vernehmen nach wird ein Vertreter des Landschaftsverbands Rheinland dabei sein, um den Fund einzuordnen. Bisher sickerte durch, dass es sich offenbar um Goldmünzen aus der Zeit um 1400 handelt. Nicht gleich um einen ganzen Goldschatz, sondern um Einzelstücke, die derzeit sicher in einem Tresor lagern. Gefunden wurden sie unter dem Fußboden des Vorderhauses, wo sie vermutlich im Zuge des Hausbaus
bewusst vergraben wurden. Denn den Brauch, in den Grundstein ein paar Münzen einzulassen, gab es schon vor Jahrhunderten.
Bis die Stadt Goch das prominenteste Gebäude am Markt kaufte, gehörte es der Familie Janßen. Johannes Janßen, bekannt als „der Brauer“, sprach mit der Rheinischen Post über das Ereignis, das auch ihm nicht verborgen blieb. „Als ich davon zuerst hörte, dachte ich, es handele sich um Schmuggelgut, das mein Großonkel vielleicht dort vergraben hatte. Der wohnte im früheren Zigarrenmacher-Häuschen im Garten des benachbarten Van-den-BoschHauses und war ein ziemliches Schlitzohr...“Doch dem Onkel ist dies eher nicht vorzuhalten, vielmehr scheint wahrscheinlich, dass sie zur Baugeschichte des großbürgerlichen Hauses gehören. Das wurde um 1550 erbaut und gehörte im Laufe der Zeit verschiedenen Familien, die im Hinterhaus Bier brauten oder den Keller als Weinlager nutzten. Brauer Theodor Janßen und sein Sohn Franz waren die letzten, die dort dunkles niederrheinisches Bier produzierten, Johannes Janßen betrieb später einen Getränkehandel, den er 1983 in die Benzstraße verlagerte. Die letzte Bewohnerin des Hauses war seine Mutter Elisabeth Janßen.
„Als Kind habe ich viel Zeit in den wunderbaren Kellerräumen im Vorder
und im Hinterhaus verbracht“, erzählt er. Die Tonnengewölbe, der Frischwasserbrunnen, den die Brauer nutzten, der bröckelige Naturstein und die Erzählungen von einem Geheimgang hätten damals die phantasiereichen Spiele der Kinder beflügelt. „Mit Kerzen haben wir unsere Namen an die Decke gemalt“, erinnert sich Janßen. Wenn sie dann auch noch von den Goldmünzen gewusst hätten...
Im Zweiten Weltkrieg war das Innere des Fünf-Ringe-Haues nahezu vollständig zerstört worden, der Fußboden und die Fassade blieben erhalten. Im Zuge des Wiederaufbaus erhielt das Denkmal seine schönen grün-weiß-roten Holzblendläden. Die Architektur mit dem zinnenbewehrten Giebel und den Eckwarten macht das Gebäude zum eindrucksvollsten der gesamten Stadt. Entsprechend soll es langfristig das Schmuckstück des Marktplatzes werden, aber zugleich verschiedene Funktionen erfüllen. Vor genau einem Jahr wurden dem Bauausschuss die Pläne des Gocher Architekten Klaus Völling vorgestellt. Danach wird das Stadtarchiv im hinteren Teil des Hauses untergebracht, es gibt ein Büro für die Archivarin, einen Besprechungsraum und im Obergeschoss Platz für den Heimatverein. Ins Erdgeschoss könnte die Touristen-Information einziehen.