Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Bürger äußern sich zum „Lüßfeld“
Drei Wochen hatten die Gelderner Zeit, ihre Anmerkungen zum Bebauungsplan vorzutragen. Heute werden die Ergebnisse im Bau- und Planungsausschuss präsentiert. Kontrovers diskutiert ist die Öffnung des Dreihöfewegs.
Drei Wochen hatten die Gelderner Zeit, ihre Anmerkungen zum Bebauungsplan vorzutragen. Heute werden die Ergebnisse präsentiert.
GELDERN Lange hat’s gedauert: Nach mehr als vier Monaten werden am heutigen Donnerstag endlich die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplan Nr. 154 „Im Lüßfeld“im Bau- und Planungsausschuss präsentiert. Drei Wochen hatten die Bürger im vergangenen Jahr Zeit, um sich über die Planungen des neuen Baugebietes im Lüßfeld zu informieren und ihre Anmerkungen, Kritik oder Fragen an die Verwaltung einzureichen (bis 9. November). Am 30. Oktober wurde der Bebauungsplan im Rahmen einer vorzeitigen Online-Veranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt.
Herausgekommen ist ein umfangreiches Werk, das man sich über das Ratsinformationssystem auf der Homepage der Stadt Geldern herunterladen kann. Es trägt den sperrigen Titel „Abwägungstabelle zur vorgezogenen Öffentlichkeitsbeteiligung“und umfasst insgesamt 32 Stellungnahmen – mit diversen Unterpunkten –, die auf 65 DIN-A4-Seiten zusammengefasst wurden. Die Verwaltung hat sie nach dem jeweiligen Eingangsdatum sortiert, kommentiert und bewertet. Auffällig: Mehr als ein Drittel aller Einreichungen dreht sich um die Verkehrssituation.
Eine der größten Sorgen, die die Anwohner umtreibt, ist, dass der Verkehr zum Erliegen kommen könnte, sollte es bei lediglich einer Zufahrtsstraße (über die Grunewaldstraße in Höhe der Straße Tinnagel) in das Baugebiet bleiben. Das sei derselbe Fehler, wie er bei der Planung des Baugebietes „Petersfeld“gemacht wurde, kritisiert ein Bürger. „Ein großes Baugebiet mit vielen Wohnbereichen, aber viel zu wenig Anbindung an das Verkehrsnetz.“
Doch das sehen nicht alle so. Auch die Öffnung des Dreihöfewegs, wie zum Beispiel von der Bürgerinitiative „Im Lüßfeld“gefordert, stößt auf Widerstand. „Die Planungen, diesen Weg betreffend, dürften über fünf Jahrzehnte einen eigenen Raum im Archiv füllen“, schreibt ein Anwohner. „Bleiben wir bei seiner jetzigen Funktion. Er war und ist ein Wirtschaftsweg. Der Erhalt des Bahnüberwegs sowie die Anbindung an den Stickeshof sind wie auch immer ,erkämpft‘ worden. Neben der Landwirtschaft
waren und sind Schüler, Radfahrer und Fußgänger die Gewinner, Durchgangsverkehr (Kfz) war nie vorgesehen.“Diesen Weg anderweitig zu nutzen, sei sogar aktiv unterbunden worden, heißt es weiter. Problematisch wird auch die Sicherheit der Radfahrer gesehen. „Die Grunewaldstraße in Verbindung mit den Fahrradschutzstreifen und dem zunehmenden Verkehr ist zu schmal für die Fahrradfahrer. Vor allem mit kleineren Kindern, die beim Fahrradfahren im Straßenverkehr noch auf Unterstützung angewiesen sind, ist es sehr gefährlich, dort zu fahren“, wird bemängelt. Noch hält sich die Stadt mit einer konkreten Stellungnahme zurück. Sie möchte erst die Ergebnisse des neuen Verkehrsgutachtens abwarten, das man bei der DTV-Verkehrsconsult GmbH aus Aachen in Auftrag gegeben hat und das in der der nächsten Bauausschusssitzung am 10. Juni vorgestellt werden soll. Einzig dem Vorwurf, dass man sich vorrangig um die Interessen der Anlieger kümmere, wurde widersprochen.
Andere Themen, die die Bürger beschäftigen, betreffen die 128 geplanten Wohneinheiten: Gefordert wird, dass die Baugrundstücke vorrangig Veerter Bürgern zur Verfügung gestellt werden, mehr Mehrfamilienhäuser mit barrierefreien und öffentlich geförderten Wohnungen entstehen, die Häuser niedriger gebaut („dörflicher Charakter“) und das Feuerwehrgerätehaus weiter außerhalb der Stadt errichtet werden sollte. Auch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat sich im Rahmen der Bürgerbeteiligung zu Wort gemeldet. Ziel müsse es sein, ein klimaneutrales Wohngebiet zu schaffen. Dazu gehört nach Ansicht der Grünen ein Verbot von Schottergärten, eine Baumpflanzpflicht auf jedem Grundstück, eine Photovoltaikanlage und ein Passivhausstandard für alle Neubauten sowie Straßenlaternen mit Lademöglichkeiten für E-Autos.
Und jetzt? Wie geht es weiter? Zunächst, so die Verwaltung, müssen die Bebauungsplanurkunde, die Begründung, der Umweltbericht, die textlichen Festsetzungen sowie die erforderlichen Gutachten für das Baugebiet „Im Lüßfeld“erarbeitet werden. Hauptaugenmerk gilt hierbei den Ergebnissen des noch ausstehenden Verkehrsgutachtens. Im nächsten formellen Verfahrensschritt sollen dann zeitgleich die Öffentlichkeit und die Träger öffentlicher Belange, dazu gehört zum Beispiel der Kreis Kleve, beteiligt werden.