Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Aus Rücksicht auf Kröten: Nabu bittet, langsamer zu fahren
KREIS KLEVE/KERKEN (RP) Mindestens sechs Grad in der Nacht und Regen, das ist „Krötenwetter“. Denn dann fällt der Startschuss für die alljährliche Wanderung der Amphibien zu ihren Laichgewässern. Vereinzelt waren bereits im Februar erste kleinere Wanderungen zu verzeichnen. Trotz frühlingshafter Temperaturen am Tag verhinderten die kühlen Nächte aber bisher stärkere Wanderbewegungen. Doch seit der vergangenen Woche beobachten die Amphibienschützer den Beginn der Hauptwanderwelle. „In vielen Teilen vom Kreis Kleve wachen nun Erdkröten und Grasfrösche aus ihrer Winterstarre auf und machen sich auf den Weg zu ihren Fortpflanzungsgewässern,“sagt Monika Hertel, Nabu-Vorsitzende im Kreis Kleve. Aktuell liegen ihr bereits Meldungen von den Krötenzäunen um Geldern und bei Uedem-Steinbergen
vor, denn hier gehen täglich Helfer vom Nabu die Fanganlagen ab, zählen die Erdkröten, Grasfrösche und Molche und transportieren sie auf die andere Straßenseite. Eine Erdkröte benötigt rund 20 Minuten, um eine sieben Meter breite Straße zu überqueren, und die Männchen bleiben leider sogar länger dort sitzen, um Ausschau nach Weibchen zu halten. Der Nabu bittet deshalb Autofahrer, im Dunkeln eine andere Strecke zu wählen oder nicht schneller als Tempo 30 zu fahren und Rücksicht auf liebestrunkene Lurche zu nehmen. Bei höheren Geschwindigkeiten erleiden die Tiere durch den Luftdruck innere Verletzungen, auch wenn sie nicht direkt von den Reifen erfasst werden.
Anders arbeiten die Amphibienschützer in Kerken: „Wir schließen täglich von 18 Uhr bis zum nächsten Morgen um 8 Uhr im Eyller Bruch/
Eyller See Schranken zum Schutz der wandernden Lurche“, sagt Sylvia Hörnlein. Die Bedienung der Schranken erfolgt durch Nabu-Mitglieder der Ortsgruppe Kerken und Ehrenamtliche. Bei wieder kühleren Nächten ist mit einer Unterbrechung der Wanderungen zu rechnen, sodass sich das Wandergeschehen bis Ende März/Anfang April hinziehen wird. Ganz ohne Hilfe können dagegen die Lurche die
K 21 im Kerkener Bruch zwischen Winternam und Baesdonk „unterqueren“. Dort hat der Kreis vor einigen Jahren „Krötentunnel“quer zur Straße einbauen lassen. Leiteinrichtungen verhindern, dass die Amphibien auf die Straße gelangen und getötet werden. Denn Erdkröten und Co. sind wichtig in der Nahrungskette: Sie ernähren sich vor allem von Insekten, dienen aber auch Graureihern als Nahrung.