Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Der Kranenburger TC hat große Pläne
Der Tennisclub hatte einmal 250 Mitglieder, jetzt sind es nur noch 47. Nun soll es wieder rasant aufwärts gehen. Der große Hoffnungsträger ist dabei Trainer Eric Borges, der schon mit Erfolg im Ruhrgebiet gearbeitet hat.
KRANENBURG Die goldenen Zeiten des Kranenburger Tennisclubs RotGelb sind längst vorbei. Einst spielten 250 Mitglieder auf den sechs Ascheplätzen der Anlage. Heute ist der Blick auf den Verein ein trister: Der Club hat nur noch 47 Mitglieder, darunter keine Kinder und Jugendliche. Lediglich drei der sechs Plätze sind für den Spielbetrieb aufbereitet, mehr brauchte es zuletzt einfach nicht mehr. Die übrigen Tennisfelder sind mittlerweile unter dem Dickicht der Pflanzenwelt kaum mehr zu erkennen.
„Wie viele Vereine in der Region hatten wir einen drastischen Mitgliederschwund. Es war schwer, diesem Trend entgegenzuwirken. Nun wollen wir den Verein endlich wieder ans Laufen kriegen“, sagt Thomas Lungershausen, Vorsitzender des Kranenburger Tennisclubs. Zum Hintergrund: Viele Tennisvereine im Kreis Kleve haben Existenzsorgen. Die Anzahl der Aktiven und der Meden-Mannschaften sinkt, gleichzeitig ist die Anzahl konkurrierender Klubs weiterhin hoch.
Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht in Kranenburg vor allem einer: der 70-jährige Eric Borges. Vor sechs Monaten ist der Tennislehrer von Mülheim an der Ruhr nach Kranenburg gezogen. Borges, der als Spieler selbst in der Regional- und Niederrheinliga aufschlug, hat zahlreiche Stationen als Trainer im Ruhrgebiet hinter sich. So begleitete er etwa den früheren Bundesliga- und Davis-Cup-Spieler Lars Burgsmüller aus Mülheim an der Ruhr. Nun will Eric Borges am unteren Niederrhein angreifen.
„Eric ist wirklich ein unglaublicher Glücksfall für unseren Verein“, sagt Thomas Lungershausen. Schließlich wollen die Rot-Gelben mit Borges eine Mitgliederoffensive
starten. „Wir wollen Breitensport fördern, Kinder gewinnen und Balltalente finden“, sagt Hoffnungsträger Eric Borges. Mit seiner Initiative wolle er Kinder im Alter ab vier Jahre und Erwachsene bis 90 Jahre ansprechen. „Tennis ist ein echter Familiensport, der keine Altersgrenzen kennt“, sagt er.
Um ganze Familien vom Spiel mit dem gelben Ball zu begeistern, setzt der TC RG Kranenburg auf einen möglichst hürdenlosen Beitritt. Junge Familien mit bis zu vier Kindern können in der Sommersaison von April bis September für einen monatlichen Beitrag von nur 30 Euro pro Familie Mitglied werden. Das
Equipment, etwa Schläger und Bälle, werden in der Anfangszeit vom Verein gestellt. „Mit der Beitragserleichterung wollen wir den Interessierten die Scheu nehmen und möglichst viele Menschen auf die Tennisanlage holen“, sagt Kassenwart Sönke Hanno. Schließlich soll endlich wieder echtes Vereinsleben in Nachbarschaft zum Sportverein TuS Kranenburg entstehen.
Doch Eric Borges plant sein Engagement groß. Er will möglichst schon in den kommenden Monaten eine Ballschule an den Start bringen, die für die Grundlagenausbildung aller Tenniskinder sorgt. „In den ersten Monaten werden das Ballgefühl, die Koordinationsfähigkeit und die Auge- und Handkoordination entwickelt sowie die Begeisterung für Bälle und Rückschlagspiele entfacht. Es findet in der Phase noch keine Spezialisierung statt“, sagt Borges.
Schon nach wenigen Einheiten mit dem Tennislehrer sollen die Kinder fähig sein, in Eigenregie kleine Matches und Wettkämpfe auszutragen. „Das Grundprinzip der ersten Schritte lautet: spielen, spielen, spielen und nochmal spielen“, sagt Eric Borges. Der Übungsleiter hofft darauf, dass sich unter den engagierten Aktiven dann einige Talente herauskristallisieren, die er langfristig im Tennis-Zirkus begleiten kann. „Das sind dann aber wahrscheinlich nur etwa fünf Prozent
aller Kinder, die bei uns aktiv werden sollen“, sagt Borges, der zusammen mit seiner Frau und seinen Adoptivkindern in die Grenzgemeinde gezogen ist.
Noch fraglich aber ist, wann der Neustart beim Tennisclub möglich sein wird. Die Verantwortlichen hatten den 18. April für einen Kennenlerntag ausgeguckt. Wenig später sollte die Ballschule an den Start gehen. „Aktuell steht aber ein wenig in den Sternen, wie es mit Corona weitergeht. Da müssen wir jetzt die weiteren Entwicklungen abwarten“, sagt Sönke Hanno. Die Ehrenamtler planen für die kommenden Wochen eine Flyeraktion, um auf die neuen Entwicklungen aufmerksam zu machen. Es sollen nicht nur Interessierte in Kranenburg, sondern auch in den Ortsteilen angesprochen werden. „Wir wollen auch nach Mehr, Wyler, Zyfflich oder Nütterden schauen“, sagt Thomas Lungershausen.
Wohin die Reise des Vereins gehen soll, weiß Eric Borges aber schon ganz genau. Bis 2024 sollen 200 Erwachsene Mitglied geworden sein. Die Nachwuchs-Abteilung soll dann 100 Kinder und Jugendliche umfassen, die auch wieder in Meden-Mannschaften aktiv werden sollen – und die rot-gelben Farben im Kreis Kleve vertreten. „Der Verein soll wieder lebendig werden und für seine exzellente Ausbildung über die Grenzen von Kranenburg hinaus bekannt sein. Dafür trete ich an“, sagt Borges.
Bis dahin aber wartet eine Menge Arbeit auf den Verein, der seit Jahren nur noch eine Mannschaft im Medenspielbetrieb gemeldet hat. Es ist das Team der Herren 65, für das auch Thomas Lungershausen und Sönke Hanno auf Bezirksebene aufschlagen. Sie sind es, die dem Verein nun gemeinsam mit Eric Borges die Existenzängste nehmen wollen. „Wir müssen alles dafür tun, dass der Laden hier nicht zugrunde geht. Vielleicht funktioniert es ja“, sagt der Vorsitzende Thomas Lungershausen.
„Wir müssen alles dafür tun, dass der Laden nicht zugrunde geht“
Thomas Lungershausen Vorsitzender Kranenburger TC