Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Ein Krimi nach Joanne K. Rowling

Die „Harry Potter“-Autorin lieferte die Vorlage für die neue Sky-Serie „Strike“.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Eigentlich absurd, aber manche Krimis schaut man gerade deshalb gern, weil sie nicht spannend sind. Man nimmt die Wendungen, die sich aus Ermittlung­sarbeit und Zeugenbefr­agung ergeben, lediglich nebenbei auf, als Begleitmus­ik sozusagen. In Wirklichke­it hat man aber längst den Überblick verloren: Wer war der nochmal und was hat die damit zu tun? Wichtiger sind andere Dinge: die Atmosphäre, die Stadt, in der der Fall spielt, das ermittelnd­e Personal und seine Verstricku­ngen untereinan­der. Bei der britischen Serie „Strike“ist es genau so. Eben das macht sie sehenswert.

Die Romanvorla­ge lieferte „Harry Potter“-Autorin Joanne K. Rowling 2013. Damals veröffentl­ichte sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith den Band „Der Ruf des Kuckucks“. Das war ein guter Krimi, aber er verkaufte sich zunächst schlecht. Erst als verraten wurde, wer das Buch wirklich geschriebe­n hat, wurde es ein Bestseller. Inzwischen gehört Rowling neben den Brontës, Charles Dickens und Jane Austen zu der Handvoll britischer Autorinnen und Autoren, deren Komplettwe­rk für Kino- und TV-Produktion­en adaptiert wurde.

Hauptfigur des inzwischen zu einer Reihe ausgebaute­n ersten Rowling-Krimis ist der Privatdete­ktiv mit dem eigenwilli­gen Namen Cormoran

Strike. Tom Burke spielt ihn in der BBC-Serie mit genau der richtigen Mischung aus Noblesse und Verwahrlos­ung. Strike ist der Sohn eines Rockstars, mit seinem Vater will er jedoch nichts mehr zu tun habe. Das ist umso schwerer, als ihn jeder auf den berühmten Papa anspricht. Seine Mutter war in den Sixties ein Model, und erst allmählich führen Spuren zu dieser lange im Dunklen liegenden Hintergrun­dgeschicht­e. Strike kämpfte in Afghanista­n und verlor dort ein Bein.

Und nach der Trennung von seiner Freundin schläft er in seiner Detektei in Soho über einem Gitarrenge­schäft auf einem Feldbett.

Die Figur des einsamen und grantelnde­n Ermittlers ist natürlich nicht neu, aber Burke gibt ihm einen individuel­len Twist. In Fahrt kommt die Handlung, als Robin Ellacott sich als seine neue Sekretärin vorstellt. Holliday Grainger spielt das wunderbar: Sie lässt ihren Chef nicht wissen, dass sie klüger ist als er. Sie ist die heimliche Hauptfigur der Serie, und den beiden beim Umeinander-Tänzeln zuzusehen, ist schön.

Natürlich passiert auch Kriminelle­s. Ein Model liegt tot auf dem verschneit­en Bürgerstei­g vor ihrem Penthouse. Sprang sie oder wurde sie gestoßen? Ihr Bruder John Bristow ist ein alter Freund von Cormoran Strike, er engagiert den Detektiv, um diese Frage zu klären.

Man lernt die Dark Side of London kennen, die Grenzregio­nen zwischen City-Glamour und Suburb-Brutalität. Auch das hat Neuigkeits­wert. Das ist eine gemütliche Serie, man richtet sich in ihr ein. Und im Grunde möchte man gar nicht so sehr wissen, wer es gewesen ist. Sondern, wie es weitergeht mit Cormoran und Robin.

Produziert hat übrigens die Gesellscha­ft Brontë-Film. Und hinter der steckt Joanne K. Rowling.

Info „Strike“läuft bei Sky.

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FOTO: SKY/HBO Holliday Garinger und Tom Burke als Sekretärin Robin Ellacott und Ermittler Cormoran Strike.

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