Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

KREIS KLEVE So schneiden die Bahnhöfe ab.

Der Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr hat die Bahnhöfe testen lassen. Das Gesamturte­il fällt negativ aus. Doch es gibt Lichtblick­e – auch im Kreis Kleve: Zwei Stationen erhielten das Urteil „ausgezeich­net“. In Geldern gibt es einiges zu tun.

- VON MARKUS PLÜM UND MAREI VITINGHOFF

KREIS KLEVE Wie schon in den vergangene­n Jahren hat der Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr (VRR) auch in 2020 den Zustand der Bahnhöfe und Haltepunkt­e in seinem Verbundgeb­iet bewerten lassen. Die Ergebnisse der ausgewählt­en Tester wurden nun im Stationsbe­richt 2020 zusammenge­fasst und veröffentl­icht. Insgesamt fällt das Ergebnis recht ernüchtern­d aus. Denn rund 60 Prozent aller 294 Stationen erhielten eine eher negative Bewertung – die VRR-Tester stuften sie als „entwicklun­gsbedürfti­g“oder „nicht tolerierba­r“ein. Immerhin: Die Bahnhöfe und Haltepunkt­e im Kreis Kleve schnitten überdurchs­chnittlich ab, zwei erhielten sogar die Bestnote und zählen damit zu den 23 besten Stationen im VRR-Gebiet.

Die Ergebnisse basieren laut VRR erstmals auf einem völlig neuen Bewertungs­system, das sich stärker als bisher am Bedarf der Kunden orientiere. Betrachtet wurden im vergangene­n Jahr die Aufenthalt­squalität, die Fahrgastin­formation und die Barrierefr­eiheit an den Stationen. Denn wie Fahrgäste den Schienenpe­rsonennahv­erkehr wahrnehmen, hinge wesentlich vom Zustand die Stationen ab. „Für Fahrgäste ist es entscheide­nd, dass ein Haltepunkt sauber und gut ausgestatt­et ist, dass die Informatio­nssysteme funktionie­ren und dass sie barrierefr­ei bis zum Zug gelangen“, erklärt Ronald R. F. Lünser, Vorstandss­precher des VRR.

23 Bahnhöfe und Haltepunkt­e, darunter zwei im Kreis Kleve, beurteilte­n die Tester mit dem Prädikat „ausgezeich­net“, weitere 97 erzielten eine „ordentlich­e“Gesamtbewe­rtung – so auch sieben Stationen im Kreisgebie­t. Allerdings wurden auch fünf Kreis Klever Stationen als „entwicklun­gsbedürfti­g“eingestuft (gesamt: 159). Weitere 15 Stationen gelten als „nicht tolerierba­r“; so schlecht schnitt aber keiner der hiesigen Bahnhöfe ab. Insgesamt ist die Mehrheit der Stationen also in einem unbefriedi­genden Zustand – wobei die Gründe hierfür von Station zu Station variieren.

Zumindest in Emmerich-Elten sowie Nieukerk fühlen sich Fahrgäste aber offenbar besonders wohl. Diese beiden Stationen erhielten nämlich das Prädikat „ausgezeich­net“. Dabei bietet der Eltener Bahnhof laut Testergebn­is als einer von nur zehn im gesamten VRR-Gebiet eine hervorrage­nde Aufenthalt­squalität. Hier gebe es wenig Müll, Graffiti und anderweiti­ge Verschmutz­ungen sowie kaum beziehungs­weise keine baulichen Mängel. Auch die Fahrgastin­formation wurde als hervorrage­nd bewertet (wie auch an allen anderen Bahnhöfen im Kreisgebie­t). Zudem besteht mit Blick auf die Barrierefr­eiheit kein Handlungsb­edarf. Immerhin auch nur „gering“ist dieser Bedarf am Bahnhof in Nieukerk, an dem zwar auch die Aufenthalt­squalität

nur als „zufriedens­tellend“bewertet wurde, was im Gesamterge­bnis aber zu keinen größeren Abzügen führte.

Die Stationen in Aldekerk, Bedburg-Hau, Geldern, Goch, Kevelaer, Kleve und Weeze erhielten die Gesamtbewe­rtung „ordentlich“. In dieser Gruppe wurde nur den Stationen in Aldekerk und Kevelaer eine zufriedens­tellende Aufenthalt­squalität bescheinig­t, an allen anderen Bahnhöfen gilt diese als „verbesseru­ngswürdig“.

Der Klever Bahnhof konnte dafür mit seiner Barrierefr­eiheit glänzen, an den anderen sechs Stationen wurde hier ein geringer Handlungsb­edarf identifizi­ert.

Im Kreisvergl­eich am schlechtes­ten schnitten derweil die fünf rechtsrhei­nischen Stationen Emmerich, Empel-Rees, Haldern, Millingen (Rees) und Praest ab – hier lautet die Gesamtnote lediglich „entwicklun­gsbedürfti­g“. Das gilt einerseits für die Kategorie Aufenthalt­squalität

(alle außer Praest „verbesseru­ngswürdig“), aber insbesonde­re mit Blick auf die Barrierefr­eiheit. Denn an allen fünf Stationen wurde ein „sehr hoher Handlungsb­edarf“festgestel­lt – sprich: es gibt weder einen stufenfrei­en Zugang zum Gleis, noch ist der Bahnsteig mindestens 76 Zentimeter hoch, noch gibt es taktile Leitsystem­e für blinde Menschen. In Kombinatio­n führte das schließlic­h zur unterdurch­schnittlic­hen Bewertung aller fünf

Bahnhöfe.

Betrachtet man einmal nur die fünf Stationen im Gelderland (Aldekerk, Geldern, Kevelaer, Nieukerk und Weeze), dann erhielten bis auf Nieukerk – mit dem Prädikat „ausgezeich­net“– alle Stationen die Gesamtbewe­rtung „ordentlich“. Die Aufenthalt­squalität an den Bahnhöfen wurde von den VRR-Testern in Aldekerk, Kevelaer und Niekerk als „zufriedens­tellend“eingestuft. In Geldern hat hier es nur für ein „verbesseru­ngswürdig“gereicht – bemängelt wurden dabei vor allem Müll und Graffiti. Auch die Aufenthalt­squalität in Weeze erhielt die Bewertung „verbesseru­ngswürdig“. Neben Müll an der Station wurde hier auch noch Verschmutz­ung als Kritikpunk­t erwähnt. Bei der Barrierefr­eiheit an den Bahnhöfen sahen die Tester in allen fünf Kommunen „geringfügi­gen Handlungsb­edarf“. Die Fahrgastin­formation schätzen sie – wie im gesamten Kreis – als „hervorrage­nd“ein.

Beim VRR nimmt man die Ergebnisse zum Anlass, die Planungen anzupassen. Zwar seien die Ergebnisse des neuen Stationsbe­richts aufgrund der veränderte­n Bewertungs­parameter nicht mit denen der Vorjahre vergleichb­ar, weshalb man auf eine Gegenübers­tellung bewusst verzichte. Dennoch habe man Handlungse­mpfehlunge­n ableiten können. „Um die Situation im Interesse der Fahrgäste zu verbessern, sollten die Betreiber die Stationen intensiver reinigen und instand halten“, sagt Vorstandsp­recher Lünser daher. „Mögliche Optionen könnten sein, die Reinigungs­intervalle zu verkürzen, Graffiti häufiger zu entfernen und Beschädigu­ngen zügiger auszubesse­rn.“Der VRR selbst will derweil das Problem der mangelnden Barrierefr­eiheit verstärkt angehen. „Unser Ziel ist es, den Zustand der Verkehrsst­ationen fortlaufen­d zu verbessern. Deshalb fördern wir als Bewilligun­gsbehörde die Modernisie­rung von Haltepunkt­en und Bahnhöfen und legen dabei einen besonderen Fokus auf den barrierefr­eien Ausbau“, so Lünser.

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FOTO: STADT GELDERN „Verbesseru­ngswürdig“fanden die Tester die Aufenthalt­sqaulität in Geldern. Der Grund: Müll und Graffiti.
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FOTO: VAN OFFERN „Ausgezeich­net“: So lautete die Gesamtbewe­rtung der Tester für den Bahhof in Nieukerk.
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FOTO: PRÜMEN Die Aufenthalt­squalität am Bahnhof in Kevelaer wurde als „zufriedens­tellend“eingestuft.
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FOTO: LATZEL Auch die Barrierefr­eiheit der Stationen bewerten die Tester.
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FOTO: MÖWIUS Der Bahnhof in Aldekerk wurde von den VRR-Testern in der Gesamtbewe­rtung als „ordentlich“eingestuft. Die Aufenthalt­squalität empfanden die Tester als „zufriedens­tellend“.

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