Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
KREIS KLEVE So schneiden die Bahnhöfe ab.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr hat die Bahnhöfe testen lassen. Das Gesamturteil fällt negativ aus. Doch es gibt Lichtblicke – auch im Kreis Kleve: Zwei Stationen erhielten das Urteil „ausgezeichnet“. In Geldern gibt es einiges zu tun.
KREIS KLEVE Wie schon in den vergangenen Jahren hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) auch in 2020 den Zustand der Bahnhöfe und Haltepunkte in seinem Verbundgebiet bewerten lassen. Die Ergebnisse der ausgewählten Tester wurden nun im Stationsbericht 2020 zusammengefasst und veröffentlicht. Insgesamt fällt das Ergebnis recht ernüchternd aus. Denn rund 60 Prozent aller 294 Stationen erhielten eine eher negative Bewertung – die VRR-Tester stuften sie als „entwicklungsbedürftig“oder „nicht tolerierbar“ein. Immerhin: Die Bahnhöfe und Haltepunkte im Kreis Kleve schnitten überdurchschnittlich ab, zwei erhielten sogar die Bestnote und zählen damit zu den 23 besten Stationen im VRR-Gebiet.
Die Ergebnisse basieren laut VRR erstmals auf einem völlig neuen Bewertungssystem, das sich stärker als bisher am Bedarf der Kunden orientiere. Betrachtet wurden im vergangenen Jahr die Aufenthaltsqualität, die Fahrgastinformation und die Barrierefreiheit an den Stationen. Denn wie Fahrgäste den Schienenpersonennahverkehr wahrnehmen, hinge wesentlich vom Zustand die Stationen ab. „Für Fahrgäste ist es entscheidend, dass ein Haltepunkt sauber und gut ausgestattet ist, dass die Informationssysteme funktionieren und dass sie barrierefrei bis zum Zug gelangen“, erklärt Ronald R. F. Lünser, Vorstandssprecher des VRR.
23 Bahnhöfe und Haltepunkte, darunter zwei im Kreis Kleve, beurteilten die Tester mit dem Prädikat „ausgezeichnet“, weitere 97 erzielten eine „ordentliche“Gesamtbewertung – so auch sieben Stationen im Kreisgebiet. Allerdings wurden auch fünf Kreis Klever Stationen als „entwicklungsbedürftig“eingestuft (gesamt: 159). Weitere 15 Stationen gelten als „nicht tolerierbar“; so schlecht schnitt aber keiner der hiesigen Bahnhöfe ab. Insgesamt ist die Mehrheit der Stationen also in einem unbefriedigenden Zustand – wobei die Gründe hierfür von Station zu Station variieren.
Zumindest in Emmerich-Elten sowie Nieukerk fühlen sich Fahrgäste aber offenbar besonders wohl. Diese beiden Stationen erhielten nämlich das Prädikat „ausgezeichnet“. Dabei bietet der Eltener Bahnhof laut Testergebnis als einer von nur zehn im gesamten VRR-Gebiet eine hervorragende Aufenthaltsqualität. Hier gebe es wenig Müll, Graffiti und anderweitige Verschmutzungen sowie kaum beziehungsweise keine baulichen Mängel. Auch die Fahrgastinformation wurde als hervorragend bewertet (wie auch an allen anderen Bahnhöfen im Kreisgebiet). Zudem besteht mit Blick auf die Barrierefreiheit kein Handlungsbedarf. Immerhin auch nur „gering“ist dieser Bedarf am Bahnhof in Nieukerk, an dem zwar auch die Aufenthaltsqualität
nur als „zufriedenstellend“bewertet wurde, was im Gesamtergebnis aber zu keinen größeren Abzügen führte.
Die Stationen in Aldekerk, Bedburg-Hau, Geldern, Goch, Kevelaer, Kleve und Weeze erhielten die Gesamtbewertung „ordentlich“. In dieser Gruppe wurde nur den Stationen in Aldekerk und Kevelaer eine zufriedenstellende Aufenthaltsqualität bescheinigt, an allen anderen Bahnhöfen gilt diese als „verbesserungswürdig“.
Der Klever Bahnhof konnte dafür mit seiner Barrierefreiheit glänzen, an den anderen sechs Stationen wurde hier ein geringer Handlungsbedarf identifiziert.
Im Kreisvergleich am schlechtesten schnitten derweil die fünf rechtsrheinischen Stationen Emmerich, Empel-Rees, Haldern, Millingen (Rees) und Praest ab – hier lautet die Gesamtnote lediglich „entwicklungsbedürftig“. Das gilt einerseits für die Kategorie Aufenthaltsqualität
(alle außer Praest „verbesserungswürdig“), aber insbesondere mit Blick auf die Barrierefreiheit. Denn an allen fünf Stationen wurde ein „sehr hoher Handlungsbedarf“festgestellt – sprich: es gibt weder einen stufenfreien Zugang zum Gleis, noch ist der Bahnsteig mindestens 76 Zentimeter hoch, noch gibt es taktile Leitsysteme für blinde Menschen. In Kombination führte das schließlich zur unterdurchschnittlichen Bewertung aller fünf
Bahnhöfe.
Betrachtet man einmal nur die fünf Stationen im Gelderland (Aldekerk, Geldern, Kevelaer, Nieukerk und Weeze), dann erhielten bis auf Nieukerk – mit dem Prädikat „ausgezeichnet“– alle Stationen die Gesamtbewertung „ordentlich“. Die Aufenthaltsqualität an den Bahnhöfen wurde von den VRR-Testern in Aldekerk, Kevelaer und Niekerk als „zufriedenstellend“eingestuft. In Geldern hat hier es nur für ein „verbesserungswürdig“gereicht – bemängelt wurden dabei vor allem Müll und Graffiti. Auch die Aufenthaltsqualität in Weeze erhielt die Bewertung „verbesserungswürdig“. Neben Müll an der Station wurde hier auch noch Verschmutzung als Kritikpunkt erwähnt. Bei der Barrierefreiheit an den Bahnhöfen sahen die Tester in allen fünf Kommunen „geringfügigen Handlungsbedarf“. Die Fahrgastinformation schätzen sie – wie im gesamten Kreis – als „hervorragend“ein.
Beim VRR nimmt man die Ergebnisse zum Anlass, die Planungen anzupassen. Zwar seien die Ergebnisse des neuen Stationsberichts aufgrund der veränderten Bewertungsparameter nicht mit denen der Vorjahre vergleichbar, weshalb man auf eine Gegenüberstellung bewusst verzichte. Dennoch habe man Handlungsempfehlungen ableiten können. „Um die Situation im Interesse der Fahrgäste zu verbessern, sollten die Betreiber die Stationen intensiver reinigen und instand halten“, sagt Vorstandsprecher Lünser daher. „Mögliche Optionen könnten sein, die Reinigungsintervalle zu verkürzen, Graffiti häufiger zu entfernen und Beschädigungen zügiger auszubessern.“Der VRR selbst will derweil das Problem der mangelnden Barrierefreiheit verstärkt angehen. „Unser Ziel ist es, den Zustand der Verkehrsstationen fortlaufend zu verbessern. Deshalb fördern wir als Bewilligungsbehörde die Modernisierung von Haltepunkten und Bahnhöfen und legen dabei einen besonderen Fokus auf den barrierefreien Ausbau“, so Lünser.