Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
„Wir wollen den Niederrheinpokal spielen“
Für den Trainer des Fußball-Oberligisten 1. FC Kleve ist ein Verzicht auf den Wettbewerb kein Thema.
KLEVE Der Fußball-Oberligist 1. FC Kleve präsentierte sich im Herbst vergangenen Jahres in bestechender Form. Die Rot-Blauen überzeugten mit starken Leistungen und setzten sich im oberen Tabellendrittel fest. Doch Ende Oktober folgte die Saisonunterbrechung, die den sportlichen Lauf jäh beendete. Nun steht das Team von Trainer Umut Akpinar auf Tabellenplatz fünf. Weitere Begegnungen aber dürften in der Spielzeit 2020/2021 nicht mehr folgen. Dem Fußball-Verband Niederrhein wird wegen des Lockdowns keine andere Wahl bleiben, als die Saison zu annullieren. Auch für Umut Akpinar ist das ein schwerer Schlag. Der 43-Jährige ist seit Jahren das Gesicht des 1. FC Kleve – lange Zeit als Spieler und seit 2015 als Übungsleiter der Rot-Blauen.
Herr Akpinar, wie enttäuscht sind Sie über das drohende Saison-Aus? UMUT AKPINAR Nach den vergangenen Wochen war damit zu rechnen. Dabei waren wir im November noch so optimistisch, dass wir nach dem zweiten Lockdown im Februar oder März wieder auf den Platz dürfen. Daraus wurde nun nichts. Für die Oberliga kann ich sagen: Aufgrund des Lockdowns und der drei- bis vierwöchigen Vorbereitung auf einen Restart dürfte es bis Ende Juni nicht mehr möglich sein, auch nur 50 Prozent der Spiele auszutragen. Ich sehe zudem das Problem, dass wir in der Oberliga Mannschaften aus vielen verschiedenen Kreisen haben, die individuelle Regelungen zu Trainingsmöglichkeiten treffen werden, da die Corona-Situation regional unterschiedlich ist.
Die Hoffnung bleibt, dass immerhin der Niederrheinpokal ausgetragen wird. Es wurde ins Gespräch gebracht, dass Klubs, die noch im Rennen sind, jetzt aber auf die Teilnahme verzichten, für den Niederrheinpokal 2021/2022 eine Wildcard erhalten könnten. Ist das eine Option für den 1. FC Kleve? AKPINAR Nein, wir wollen den Niederrheinpokal spielen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Angebot für Vereine unterhalb der Oberliga eine Option sein könnte, die sich ansonsten noch über den Kreispokal qualifizieren müssten. Wir sind als Oberliga-Team aber sowieso für den Niederrheinpokal gesetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Mannschaft in der Oberliga gibt, die auf die Teilnahme verzichten will.
Inwiefern trainieren Ihre Spieler denn aktuell noch?
AKPINAR Bis kurz vor Weihnachten haben die Jungs von mir jede Woche detaillierte Pläne bekommen. Dann haben wir drei Wochen Pause gemacht. Seit Mitte Januar gibt es wieder Pläne für das Individual-Training von mir. Wir versuchen, die Einheiten so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Es gibt Laufübungen, Krafteinheiten, auch Videomaterial. Zuletzt haben wir wieder eine kleine Pause gemacht. Dennoch werden wir die Jungs weiter fit halten. Voll angreifen werden wir aber erst einmal nicht. Schließlich müssen wir abwarten, wie der Verband weiter plant.
Wie halten Sie aktuell Kontakt zur Mannschaft?
AKPINAR Wir führen regelmäßig Videokonferenzen durch, damit man sich von Angesicht zu Angesicht sieht. Außerdem telefoniere ich täglich mit Spielern. Die Trainingspläne schicke ich an den Kapitän Fabio Forster, der diese dann in die Whatsapp-Gruppe der Mannschaft weiterleitet. Wir sind also weiterhin in einem engen Austausch.
Haben Sie schon eine Idee, wie es in der neuen Saison weitergehen soll? AKPINAR Es muss jetzt im Lockdown, wenn der Trainings- und Spielbetrieb
ruht, geklärt werden, wie eine Saison ohne Spielabsagen durch Corona- und Quarantäne-Fälle zu Ende gespielt werden kann. Dieser Punkt ist wichtiger als der Starttermin der Saison. Wir müssen auf den Wiederbeginn bestens vorbereitet sein. Denn es kann nicht sein, dass wir vier Wochen nach dem Saisonstart wieder Corona- und Quarantäne-Fälle bei den Oberliga-Mannschaften haben, die dazu führen, dass manche Teams erst sechs, andere aber schon zehn Spiele durchgeführt haben. Das wäre wieder ein Chaos. Es muss nach machbaren und sinnvollen Lösungen gesucht und vielleicht auch mal über den Tellerrand hinaus geschaut werden.
Sie trainieren nicht nur das Oberliga-Team, sondern auch die
U-11-Mannschaft des 1. FC Kleve. Wie ist nach einem Jahr Corona die Stimmung unter den Jugendlichen? AKPINAR Wir haben in der vergangenen Woche mit der U-11-Mannschaft eine erste Trainingseinheit in Präsenz durchgeführt. Man hat in den Augen der Kinder so unglaublich viel Freude und Spaß gesehen – und auch an ihren Reaktionen. Sie hätten am liebsten die ganze Nacht durchgespielt. Es ist daher wahnsinnig bitter, dass wir den Eltern schon nach vier Tagen wieder mitteilen mussten, dass jetzt erneut Schluss ist. Das tut den Kindern verdammt weh. Sie sind es, die unbedingt als erstes wieder zurück auf den Fußballplatz müssen.