Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Streit um Termin der Erstkommunion
Steigende Infektionszahlen und Kontaktbeschränkungen würden die Freude auf das Fest trüben. Die Kirchengemeinde St. Dionysius Kerken verweist auf die Schutzmaßnahmen. Es gehe um das Sakrament und nicht um das Familienfest.
Viele Eltern in Kerken wünschen sich wegen der Corona-Einschränkungen eine Verschiebung. Die Gemeinde hält nichts davon.
KERKEN Im April sollen die Erstkommunionfeiern in Aldekerk, Stenden und Nieukerk stattfinden unter den Einschränkungen, die wegen der Corona-Pandemie derzeit erforderlich sind. Einige Eltern wünschen sich auch angesichts der steigenden Infektionszahlen, dass die Erstkommunion so wie im vergangenen Jahr auf spätere Termine im Herbst verschoben wird. 21 Familien unterschrieben einen Brief an die Pfarrei St. Dionysius mit der Bitte um eine andere Lösung. Pfarrer Christian Stenz bekräftigt jedoch im Namen der Gremien der Gemeinde, in denen man das Thema mehrfach diskutiert habe, dass die Erstkommuniongottesdienste wie geplant durchgeführt werden sollen.
Die Eltern argumentieren mit den eingeschränkten Vorbereitungen aufgrund der Corona-Pandemie und verweisen auf die Corona-7-Tages-Inzidenz von 121,0 (Stand 25. März2021) im Kreis Kleve. Ein Haushalt dürfe in der Öffentlichkeit lediglich eine weitere Person treffen. „Die Erstkommunion ist nach der Taufe im Kleinkindalter das erste Sakrament, das die Kinder bewusst wahrnehmen. Dieser besondere Moment verdient eine besondere Feier. Der besondere Moment der Erstkommunion soll in Gemeinschaft mit der Kirche, aber auch mit anderen Menschen gefeiert werden können. Die aktuelle Corona-Lage und die damit verbundenen Einschränkungen lassen dies aber nicht zu“, heißt es in dem Brief der Eltern. Die Verschiebung im Vorjahr werde von den Familien der letztjährigen
Kommunionkinder als „sehr richtig und eine sinnvolle, weitsichtige Maßnahme“beschrieben.
Die Kirchengemeinde St. Dionysius Kerken verweist dagegen auf die Schutzmaßnahmen für die Gottesdienste. „Es gibt soweit bekannt bisher keine Ansteckungsfälle im Zusammenhang mit dem Besuch von katholischen Gottesdiensten“, heißt es. Eine generelle Verschiebung in den Herbst habe man nicht ins Auge gefasst, weil nicht zu erwarten sei, dass sich die Lage bis dahin grundlegend ändert. „Im Gegenteil, es ist nach den Sommerferien ja eventuell sogar mit einer Verschlechterung der Lage zu rechnen. Dies wäre also kein sinnvoller Weg“, so schreibt die Gemeinde den Eltern.
Zudem, das betonte Christian Stenz auch im Gespräch mit unserer Redaktion, gehe es darum, den Kindern zum ersten Mal den Empfang der heiligen Eucharistie anzubieten. Stenz: „Dies werden wir so lange tun, wie es uns erlaubt ist. Bei der Frage, ob dieses Angebot angenommen wird, sollte das Sakrament im Vordergrund stehen und nicht die Frage, in welch großem Rahmen ein anschließendes Familienfest gefeiert werden kann. Auch vergangenes Weihnachten hat ja stattgefunden, wenn auch in kleinerem Rahmen als sonst.“
Den Konflikt zwischen „Sakrament im Vordergrund“und dem „Rahmen des anschließenden Familienfestes“greifen auch die Eltern auf. „Mit anderen Worten interessiert Sie das, was im Anschluss geschieht, nicht. Die Familien der Kommunionkinder sind Ihnen nicht wichtig. Damit bestätigen Sie jeden Vorwurf an die katholische Kirche, nur sich selbst im Vordergrund zu sehen und dabei nicht (mehr) auf ihre Gläubigen zu achten“, schreiben die Eltern. Für die Kinder sei die Erstkommunion nicht eine Feier wie Weihnachten oder der eigene Geburtstag, die jedes Jahr stattfinden. Die Erstkommunion empfange man nur einmal im Leben. Die Eltern verweisen auf den besonderen Stellenwert der Familie in der katholischen Kirche. „Opa, Oma, Tante, Onkel und Taufpaten sind wichtig und gehören zu einer Erstkommunion dazu“, heißt es weiter. Und auch: „Diese Kompromisslosigkeit lässt uns alle fassungslos zurück.“
Stenz betont, es sei die Entscheidung jeder Familie, ob ihr Kind in diesem Jahr an der Erstkommunion teilnimmt oder im nächsten Jahr. „Wir freuen uns über jedes Kind, das teilnimmt, haben aber auch großes Verständnis, wenn sich eine Familie anders entscheidet.“Auf keinen Fall wolle man diejenigen enttäuschen, die sich persönlich für eine Teilnahme in diesem Jahr entschieden haben. Zur Bewertung der Stimmungslage in Kerken ergänzt er, dass 33 Familien den Brief nicht unterschrieben haben.