Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Im Altenheim geht’s wieder lockerer zu
Impfungen und Schnelltests erleichtern den Alltag der Senioren – auch in der Einrichtung Regina Pacis in der Marienstadt.
Das Coronavirus hat den Alltag in den Seniorenheimen sehr verändert. Dank Impfungen und Testungen gibt es aber wieder Lockerungen. Was alles wieder möglich ist, zeigen die Bewohner von Regina Pacis in Kevelaer.
KEVELAER Der grüne Malkittel raschelt, als die 91-jährige Anni Reicharz den mit Farbklecksen übersäten Pinsel zur Seite legt. Sie betrachtet ihr Werk, an dem sie seit 10 Uhr arbeitet, gleich ist Mittagessenszeit in ihrem Zuhause, dem Seniorenheim Regina Pacis. Es gibt Fisch, weil Freitag und das Seniorenheim in Kevelaer eine katholische Einrichtung ist. Ihre Sitznachbarin Margret Scholten beugt sich vor und betrachtet die gemalte Blume auf blauem Hintergrund anerkennend. Ihre Augen und Hände wollen nicht mehr so, wie sie will, deswegen überlässt die 83-Jährige das Malen anderen. Langeweile kennt sie dennoch nicht. Sie erzählt von den Rommé-Runden und einmal in der Woche wird in der Einrichtung eine Kegelbahn aufgebaut. Endlich dürfen sich auch wieder die Bewohner etagenübergreifend treffen. Als das nicht möglich war, ließen sich die Bewohner einiges einfallen, um ihre Freundschaften zu pflegen. Zum Beispiel Balkon-Gespräche: „Es wurde gefenstert“, sagt Pflegedienstleiterin Nicole Kaschubat.
Einrichtungsleiterin Denise Knauff gibt einen kurzen Überblick, wie Corona den Alltag in Altenheimen ganz schön durcheinanderwirbelte. In Regina Pacis gab es kurz vor Weihnachten zwei Corona-Fälle. Zwei Bewohner waren positiv auf das Virus getestet worden. Ein Zufallsbefund im Rahmen einer regelmäßigen Testung der Bewohner, denn Symptome hatten beide nicht. Das bedeutete aber auch, das die gesamte Etage in Quarantäne geschickt wurde, Besuche von Verwandten zu den Feiertagen waren damals nicht möglich.
Auch die Besucher der Tagespflege, die ebenfalls im Regina Pacis angeboten wird, blieben kurz nach Pandemiebeginn erst einmal weg, sagt Denise Knauff. Die Angst vor einer Ansteckung sei groß gewesen. Mit der mittlerweile zweiten Impfung sieht das schon anders aus. Langsam kehre der Alltag zurück. Lediglich zwei Bewohner wollten sich nicht impfen lassen. Wenn sie Besuch bekommen, muss der Besuch eine Maske tragen. Bei den Geimpften gilt: mit Abstand aber ohne
Maske sind Besuche auf den Zimmern der Bewohner möglich. Das sei eine große Verbesserung, sagt Denise Knauff. Denn durch die Maske ist die Sprache eher undeutlich, die älteren Bewohner können ihr Gegenüber nicht so gut verstehen. Es fehlt die Mimik: Ein freundliches Lächeln ist unter der Maske nicht zu sehen. Die Bewohner untereinander brauchen keine Maske tragen.
Für die Bewohner des Regina Pacis, es gibt 73 Plätze im Seniorenheim, war der erste gemeinsame Gottesdienst mit einem Geistlichen, der ins Haus kam, in den vergangenen Tagen das Highlight. Auch der wurde, wie alle Besucher, vor dem Eintritt in den inneren Bereich des Heims einem Schnelltest unterzogen. Unterstützung bei den Testungen gibt es von der Bundeswehr. Sie nehmen die Kontaktdaten der Besucher auf, übernehmen die Fiebermessung an der Stirn und die eigentliche Testung. Für die Bewohner sind die Soldaten der Bundeswehr eine willkommene Abwechslung, verrät die Einrichtungsleiterin und für die Einrichtung eine Riesen- Entlastung.
Bleiben sollen die Soldaten bis nach Ostern, noch warte man auf Rückmeldung, ob auch danach mit der Unterstützung zu rechnen sei.
Die Bundeswehrsoldaten testen nicht nur die Besucher der Einrichtung, sondern auch die Mitarbeitet. Pro Woche fallen so 300 Teste an. Richtung Ostern dürfte es mehr sein, weil man natürlich mit mehr Besuchern rechne, so Denise Knauff. Kommen könne die ganze Familie mit Enkelkindern, maximal fünf Personen. „Dann wird es aber auch sportlich in dem Zimmer“, sagt die Einrichtungsleiterin und so ein Ausschöpfen der Personenzahl eher selten. Eher nutzen die Bewohner bei mehreren Personen auch die Möglichkeit und gehen raus. Wenn sie zurückkommen, werden sie getestet. Aber das nehmen alle in Kauf, für einen Schritt Richtung Alltag mit der Familie.