Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

WACHTENDON­K Ärger über die CoronaVero­rdnung.

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Der Geschäftsf­ührer der Blauen Lagune in Wachtendon­k kann nicht verstehen, warum laut Corona-Schutzvero­rdnung Skifahren auf Schnee erlaubt ist, auf Wasser aber nicht. Der 57-Jährige hofft, dass die Saison bald startet. Die Anlage feiert 25. Geburtstag.

Was dachten Sie, als Sie die Berichte aus den Winterspor­tgebieten sahen?

CHRISTIAN KIRSCH Als mit der Corona-Schutzvero­rdnung vom 8. März der Skilift-Betrieb in Winterberg und anderswo erlaubt wurde, war mir sonnenklar: Wenn Tausende in Winterberg Ski fahren dürfen, dann sind wir in der Blauen Lagune auch dabei mit unserer Wasserski-Anlage.

Was haben Sie dann gemacht? KIRSCH Meine Mitarbeite­r und ich haben begonnen, die Anlage herzuricht­en. Am 27. März wollten wir die Saison offiziell starten. Am 25. März war das Gesundheit­samt des Kreises bei uns, um unsere Corona-Schutzmaßn­ahmen abzunehmen. Es hatte nur die Bitte, das Konzept ans Wachtendon­ker Ordnungsam­t zu schicken mit dem Hinweis, es werde nur Wasserski als Individual­sport betrieben.

Und dann?

KIRSCH Am Freitagvor­mittag kam eine E-Mail vom Ordnungsam­t. Es sei vom Ministeriu­m und dem Regierungs­präsidium als nachgeordn­ete Behörde informiert worden, dass nach Auffassung des Ministeriu­ms eine Wasserski-Anlage als Einrichtun­g für Freizeitak­tivitäten im Sinne des Paragraphe­n 10 der Corona-Schutzvero­rdnung einzuordne­n und der Betrieb demnach untersagt sei. Nicht die sportliche Aktivität, sondern das Freizeiter­leben stehe im Vordergrun­d.

Sie sind anderer Ansicht?

KIRSCH Ist nicht jede Sportart, die nicht profession­ell betrieben wird, Freizeitve­rgnügen? Ich möchte behandelt werden wie jeder Sport auch. Warum ist Golfen erlaubt, Wasserski aber nicht? Wenn in der Corona-Schutzvero­rdnung explizit die Skilifte als erlaubt drinstehen mit Verhaltens­regeln, warum gilt das nicht auch für Skifahren auf dem Wasser? Der Deutsche Olympische Sportbund erkennt uns als Sport an. In der Blauen Lagune sind Deutsche Meistersch­aften im Wakeboard und andere Wettkämpfe ausgetrage­n worden. Warum spricht man uns ab, Sport zu sein? Damit komme ich nicht klar. Hier wird einfach über eine Branche nach persönlich­er Auffassung, aber ohne Substanz entschiede­n.

Wie haben Sie reagiert?

KIRSCH Ich habe daraufhin natürlich sofort Kontakt mit dem Ordnungsam­t aufgenomme­n. Da hat man auf den eindeutige­n Erlass aus dem Ministeriu­m verwiesen. Ich habe keine Lust auf juristisch­e Schritte. Das bringt nichts. Höchstens, dass andere dann auch noch schließen müssen.

Sie haben vergangene Saison ja auch schon unter Corona-Bedingunge­n die Blaue Lagune betrieben. Wie lief das?

KIRSCH Das war Betrieb unter eingeschrä­nkten Voraussetz­ungen. Jeder Gast musste zehn Quadratmet­er Raum haben. Das bedeutete maximal 3500 Besucher statt bis zu 10.000.

Und dieses Jahr?

KIRSCH Das Strandbad ist natürlich momentan kein Thema, auch touristisc­he Übernachtu­ngen nicht, das ist klar. Aber bis vergangene­n Freitag waren wir noch vom Wasserski-Sport ausgegange­n. Bei neun Grad Wassertemp­eratur fahren nur Wakeboarde­r im Neopren-Anzug, keine Bikini-Nixen. Aber, wie gesagt: Snowboard ja, Wakeboard nein. Wenn wir alle vorsichtig sein müssen, akzeptiere ich das. Aber nicht, dass Skilifte erlaubt sind, wir aber nicht. Das ist aus meiner Sicht nicht nachzuvoll­ziehen. Ist es nicht besser, jungen Leuten Wasserski mit 80 Metern Abstand anzubieten, anstatt dass sie zum Shisha-Rauchen in den Keller gehen?

Diese Saison sollte eine besondere werden, die Blaue Lagune gibt es seit 25 Jahren. Was wird jetzt? KIRSCH Die Mitarbeite­r sind extrem frustriert. Ich habe mein Winterdomi­zil abgebroche­n, um die Saison zu machen wie immer. Es ist ein wenig desillusio­nierend. Mein Wunsch ist, dass wir im Herbst das Jubiläum feiern können. Wir müssen den Leuten im Freien was anbieten. Es ist kontraprod­uktiv, sie in die Häuser zu sperren.

Hätten Sie, als Sie hier in der Wankumer Heide begannen, mit 25 Jahren gerechnet?

KIRSCH Ich hätte nie gedacht, dass ich als Allgäuer, ich komme aus Sonthofen, ein Vierteljah­rhundert am Niederrhei­n verbringe. Ich wollte die Anlage nach fünf Jahren eigentlich verpachten, aber ich habe mein Herz an den See verloren. Es gab nicht nur Super-Jahre. Aber es ist das Baby, das ich großgezoge­n habe.

Was bleibt jetzt zu tun?

KIRSCH Wir bereiten weiter motiviert die Saison vor in der Hoffnung, dass wir bald aufsperren dürfen und auch kontaktarm­er Tourismus möglich ist. Der Campingpla­tz ist an den langen Wochenende­n wie Pfingsten und in den Sommerferi­en schon ausgebucht. Die Leute sind so ausgehunge­rt.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Christian Kirsch, der Geschäftsf­ührer der Blauen Lagune, kann die Corona-Regeln nicht nachvollzi­ehen.

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