Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Helfer fotografiert und angezeigt
Eigentlich wollten die Mitglieder des Heimatvereins in Haldern nur Gutes tun für die Allgemeinheit. Doch dabei trugen sie draußen nicht immer Schutzmasken. Sie wurden dabei fotografiert und dem Rathaus gemeldet.
HALDERN Ein bisschen zerknirscht wirkt Bernhard Uebbing, Vorsitzender des Heimatvereins Haldern, doch: „Man hätte uns doch ansprechen können, anstatt heimlich ein Foto zu machen und uns bei der Stadt Rees anzuzeigen.“
Was war geschehen? Am Samstag aktualisierten ehrenamtliche Helfer des Heimatverein die Wanderwege-Infotafeln an sechs Standorten im Lindendorf. „Bei dieser stundenlangen Arbeit haben wir überwiegend
„Wir sind als Ehrenamtler im Dorf Haldern einen anderen Umgang als Denunziantentum gewohnt“
Bernhard Uebbing Vorsitzender Heimatverein
Masken als Mund-Nase-Bedeckung getragen, bei den Transporten im Auto konsequent. Draußen an der frischen Luft aber wohl nicht immer“, sagt Uebbing. Letzteres war Grund genug für eine Frau aus Haldern, um den Verstoß gegen die Corona-Schutzbestimmungen zu fotografieren. Diesen Beweis schickte sie danach an die Stadt Rees.
„Am Montag nahm der Bürgermeister Kontakt zu mir auf, weil er dazu verpflichtet ist“, sagt Bernhard Uebbing. Es folgte ein „längeres und gutes Gespräch“, in dem sich Uebbing „für Fehler im Verhalten bezüglich der Corona-Regeln“entschuldigte. „Die Kanzlerin hat sich vor einer Woche auf ganz hohem Niveau entschuldigt, jetzt habe ich das im Namen des Heimatvereins auf lokalem Niveau ebenfalls getan“, sagt Uebbing.
Juristische Folgen wird die Angelegenheit nicht haben, weil es sich nicht um eine Anzeige im eigentlichen Sinne, sondern nur um die Meldung eines Verstoßes handelte. Seitens der Stadt Rees gab es an die Adresse Uebbings einen Hinweis auf die gültigen Vorschriften – und auch auf die Vorbildfunktion, die der Heimatverein in der Öffentlichkeit habe. „Wir wissen, dass der Heimatverein viel leistet, aber an die Vorschriften müssen sich alle halten“, so Stadtsprecher Jörn
Franken. Einerseits kann Bernhard Uebbing nachvollziehen, dass man in der aktuell schwierigen Phase auf die Einhaltung von Schutzmaßnahmen achtet, andererseits wertet er es als „kleinkariert“, wie die betreffende Person mit ihrer Beobachtung umging: „Wir sind als Ehrenamtler im Dorf Haldern einen anderen Umgang als Denunziantentum miteinander gewohnt. Ist das der neue Weg, um die Arbeit im Ehrenamt zu vermiesen?“, fragte der Vorsitzende auch auf Facebook. Die Reaktionen und Kommentare schwankten zwischen Verwunderung über die Anzeige („Unglaublich!“) und viel Lob für die Ehrenamtler: „Lasst euch nicht eure Freude an dem, was ihr tut, dadurch kaputtmachen!“