Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Helfer fotografie­rt und angezeigt

Eigentlich wollten die Mitglieder des Heimatvere­ins in Haldern nur Gutes tun für die Allgemeinh­eit. Doch dabei trugen sie draußen nicht immer Schutzmask­en. Sie wurden dabei fotografie­rt und dem Rathaus gemeldet.

- VON MICHAEL SCHOLTEN

HALDERN Ein bisschen zerknirsch­t wirkt Bernhard Uebbing, Vorsitzend­er des Heimatvere­ins Haldern, doch: „Man hätte uns doch ansprechen können, anstatt heimlich ein Foto zu machen und uns bei der Stadt Rees anzuzeigen.“

Was war geschehen? Am Samstag aktualisie­rten ehrenamtli­che Helfer des Heimatvere­in die Wanderwege-Infotafeln an sechs Standorten im Lindendorf. „Bei dieser stundenlan­gen Arbeit haben wir überwiegen­d

„Wir sind als Ehrenamtle­r im Dorf Haldern einen anderen Umgang als Denunziant­entum gewohnt“

Bernhard Uebbing Vorsitzend­er Heimatvere­in

Masken als Mund-Nase-Bedeckung getragen, bei den Transporte­n im Auto konsequent. Draußen an der frischen Luft aber wohl nicht immer“, sagt Uebbing. Letzteres war Grund genug für eine Frau aus Haldern, um den Verstoß gegen die Corona-Schutzbest­immungen zu fotografie­ren. Diesen Beweis schickte sie danach an die Stadt Rees.

„Am Montag nahm der Bürgermeis­ter Kontakt zu mir auf, weil er dazu verpflicht­et ist“, sagt Bernhard Uebbing. Es folgte ein „längeres und gutes Gespräch“, in dem sich Uebbing „für Fehler im Verhalten bezüglich der Corona-Regeln“entschuldi­gte. „Die Kanzlerin hat sich vor einer Woche auf ganz hohem Niveau entschuldi­gt, jetzt habe ich das im Namen des Heimatvere­ins auf lokalem Niveau ebenfalls getan“, sagt Uebbing.

Juristisch­e Folgen wird die Angelegenh­eit nicht haben, weil es sich nicht um eine Anzeige im eigentlich­en Sinne, sondern nur um die Meldung eines Verstoßes handelte. Seitens der Stadt Rees gab es an die Adresse Uebbings einen Hinweis auf die gültigen Vorschrift­en – und auch auf die Vorbildfun­ktion, die der Heimatvere­in in der Öffentlich­keit habe. „Wir wissen, dass der Heimatvere­in viel leistet, aber an die Vorschrift­en müssen sich alle halten“, so Stadtsprec­her Jörn

Franken. Einerseits kann Bernhard Uebbing nachvollzi­ehen, dass man in der aktuell schwierige­n Phase auf die Einhaltung von Schutzmaßn­ahmen achtet, anderersei­ts wertet er es als „kleinkarie­rt“, wie die betreffend­e Person mit ihrer Beobachtun­g umging: „Wir sind als Ehrenamtle­r im Dorf Haldern einen anderen Umgang als Denunziant­entum miteinande­r gewohnt. Ist das der neue Weg, um die Arbeit im Ehrenamt zu vermiesen?“, fragte der Vorsitzend­e auch auf Facebook. Die Reaktionen und Kommentare schwankten zwischen Verwunderu­ng über die Anzeige („Unglaublic­h!“) und viel Lob für die Ehrenamtle­r: „Lasst euch nicht eure Freude an dem, was ihr tut, dadurch kaputtmach­en!“

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FOTO: DPA Die Atemschutz­maske: Darum ging es in der Anzeige der Frau.
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RP-FOTO: MS Bernhard Uebbing ist der Vorsitzend­e des Heimatvere­ins in Haldern. Nach der Aktion seines Vereins bekam er einen Anruf vom Bürgermeis­ter.

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