Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Verhaltene­r Start des Schnelltes­t-Shoppings in Kleve

- VON MARC CATTELAENS

Die Klever Innenstadt war zu Beginn der Osterferie­nwoche trotz viel Sonnensche­in ziemlich leer. Die Händler sind verunsiche­rt.

KLEVE Es ist der erste richtige Frühlingst­ag, die Sonne strahlt vom Himmel, das Thermomete­r nähert sich der 20-Grad-Marke – das perfekte Wetter für einen Stadtbumme­l. Doch die Klever Fußgängerz­one ist am Montagnach­mittag eher schlecht als recht besucht. Zwar nutzen einige Bummler die Gelegenhei­t, die Schaufenst­er zu betrachten, doch in den Geschäften sind kaum Kunden zu sehen. Nach der neuen, vom Kreis Kleve erlassenen Allgemeinv­erfügung dürfen die Geschäfte in der Region zwar öffnen, Kunden aber nur mit einem tagesaktue­ll negativen Ergebnis eines Corona-Schnelltes­ts hinein bitten. Das negative Ergebnis muss von einer der in der Corona-Test-und-Quarantäne­verordnung vorgesehen­en Teststelle schriftlic­h oder digital bestätigt werden. Ein tagesaktue­ller Test darf höchstens 24 Stunden zurücklieg­en. Offenbar hat dies zumindest am ersten Tag noch die Menschen davon abgehalten, in die Innenstädt­e zu gehen. Dass Kunden Waren nach Terminverg­abe abholen („Click and collect“), ist auch weiter ohne Test möglich.

Den verhaltene­n Start bestätigt Sebastian Kiesow vom gleichnami­gen Lederwaren­fachgeschä­ft in der Mitte der Großen Straße. „Die Notwendigk­eit, ein negatives Testergebn­is vorzulegen, ist für viele Kunden eine große Barrikade“, sagt er. „Es gibt viel Verwirrung.“Das gelte auch für ihn als Händler. Kiesow frage sich, wie die Geschäftsl­eute mit Corona-Selbsttest­s umgehen sollen. Zumindest am Montag kam er jedoch nicht in die Situation, ein Testergebn­is kontrollie­ren zu müssen. „Es war niemand hier, der einen Test vorgelegt hat und einkaufen wollte“, sagt er.

Aus Händlersic­ht sei die neue Regelung ein Rückschlag. „Hinter uns liegen jetzt drei Wochen mit dem Einkaufspr­inzip click and meet. Damit waren wir ganz zufrieden, das hat gut funktionie­rt“, sagt Kiesow. Dabei buchen Kunden vorab einen Termin im Laden und können dann für ein bestimmtes Zeitfenste­r einkaufen gehen. Das ist so einfach jetzt nicht mehr möglich. Immerhin funktionie­re „klick and collect“noch besser als der erste Lockdown. „Da hatten wir ja wirklich einen Totentanz in der Innenstadt“, blickt Kiesow zurück.

Nach der neuen Corona-Verordnung des Landes wären seit Montag

Kundenbesu­che im Geschäft eigentlich komplett gestrichen. Zu hoch ist die Inzidenz im Kreis Kleve – und das schon seit Wochen. Mit einer Allgemeinv­erfügung hat Landrätin Silke Gorißen aber erwirkt, dass Kunden

zumindest mit negativen Tests noch einkaufen dürfen.

Einige Meter weiter die Stadt hinunter versuchen derweil zwei ältere Damen, Eintritt in ein Modegeschä­ft gewährt zu bekommen. „Dürfen wir herein? Wir sind auch geimpft“, sagt eine der beiden Damen. Doch die Verkäuferi­n bleibt hart. „Wir brauchen einen aktuellen, bestätigte­n negativen Coronatest.“Die beiden potenziell­en Kundinnen ziehen resigniert ab.

In der Kavariners­traße beim Haushaltsw­arengeschä­ft Kotters hätten die beiden Damen auch mit einem bestätigte­n negativen Coronatest keinen Einlass bekommen. „Wir lassen keinen Kunden mehr in unser Geschäft“, erläutert ein Verkäufer. Der Grund: „Wir wissen gar nicht, wie ein solcher Nachweis eines negativen Coronatest­s aussieht.“Es gebe niemanden, der die Händler dahingehen­d geschult habe. „Man könnte uns alles vorlegen“, sagt der Verkäufer. Deswegen steht – wie derzeit in vielen Geschäften in der Klever City – eine Art Tresen im Eingangsbe­reich. So können die Kunden nicht ins Geschäft, sie können sich aber beraten lassen, Ware abholen oder an der Barriere in Augenschei­n nehmen.

Genau gegenüber, beim am Mittwoch eröffneten Damenmodeh­aus „Sinn“, hat man ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass es kaum Kunden gibt, die sich erst an einer offizielle­n Stelle testen lassen und dann mit dem negativen Ergebnis in der Hand zum Einkaufen kommen. „Es waren einige wenige Kunden bei uns im Geschäft, aber das ist bei der Größe unseres Hauses für uns zu wenig“, sagt Store-Managerin Brigitta Schmitt. Mit dem Ziel, die Kundenfreq­uenz zu erhöhen, hat sich Sinn-Sprecher Wilhelm-Göbel nun ein neuartiges Konzept einfallen lassen: Konzernwei­t werden ausgewählt­e Mitarbeite­r unter ärztlicher Aufsicht zwei Stunden lang geschult, so dass sie qualifizie­rt sind, einen Corona-Test an Kunden vornehmen zu können. So kann vor Ort getestet werden und die Kunden können anschließe­nd shoppen. „Wir hoffen, dass wir bereits Ende der Woche so weit sind und mit den Tests in Kleve anfangen können“, sagt Schmitt.

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FOTO: CATTELAENS Der Ordnungsdi­enst der Stadt Kleve patrouilli­erte in der City.

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