Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Verhaltener Start des Schnelltest-Shoppings in Kleve
Die Klever Innenstadt war zu Beginn der Osterferienwoche trotz viel Sonnenschein ziemlich leer. Die Händler sind verunsichert.
KLEVE Es ist der erste richtige Frühlingstag, die Sonne strahlt vom Himmel, das Thermometer nähert sich der 20-Grad-Marke – das perfekte Wetter für einen Stadtbummel. Doch die Klever Fußgängerzone ist am Montagnachmittag eher schlecht als recht besucht. Zwar nutzen einige Bummler die Gelegenheit, die Schaufenster zu betrachten, doch in den Geschäften sind kaum Kunden zu sehen. Nach der neuen, vom Kreis Kleve erlassenen Allgemeinverfügung dürfen die Geschäfte in der Region zwar öffnen, Kunden aber nur mit einem tagesaktuell negativen Ergebnis eines Corona-Schnelltests hinein bitten. Das negative Ergebnis muss von einer der in der Corona-Test-und-Quarantäneverordnung vorgesehenen Teststelle schriftlich oder digital bestätigt werden. Ein tagesaktueller Test darf höchstens 24 Stunden zurückliegen. Offenbar hat dies zumindest am ersten Tag noch die Menschen davon abgehalten, in die Innenstädte zu gehen. Dass Kunden Waren nach Terminvergabe abholen („Click and collect“), ist auch weiter ohne Test möglich.
Den verhaltenen Start bestätigt Sebastian Kiesow vom gleichnamigen Lederwarenfachgeschäft in der Mitte der Großen Straße. „Die Notwendigkeit, ein negatives Testergebnis vorzulegen, ist für viele Kunden eine große Barrikade“, sagt er. „Es gibt viel Verwirrung.“Das gelte auch für ihn als Händler. Kiesow frage sich, wie die Geschäftsleute mit Corona-Selbsttests umgehen sollen. Zumindest am Montag kam er jedoch nicht in die Situation, ein Testergebnis kontrollieren zu müssen. „Es war niemand hier, der einen Test vorgelegt hat und einkaufen wollte“, sagt er.
Aus Händlersicht sei die neue Regelung ein Rückschlag. „Hinter uns liegen jetzt drei Wochen mit dem Einkaufsprinzip click and meet. Damit waren wir ganz zufrieden, das hat gut funktioniert“, sagt Kiesow. Dabei buchen Kunden vorab einen Termin im Laden und können dann für ein bestimmtes Zeitfenster einkaufen gehen. Das ist so einfach jetzt nicht mehr möglich. Immerhin funktioniere „klick and collect“noch besser als der erste Lockdown. „Da hatten wir ja wirklich einen Totentanz in der Innenstadt“, blickt Kiesow zurück.
Nach der neuen Corona-Verordnung des Landes wären seit Montag
Kundenbesuche im Geschäft eigentlich komplett gestrichen. Zu hoch ist die Inzidenz im Kreis Kleve – und das schon seit Wochen. Mit einer Allgemeinverfügung hat Landrätin Silke Gorißen aber erwirkt, dass Kunden
zumindest mit negativen Tests noch einkaufen dürfen.
Einige Meter weiter die Stadt hinunter versuchen derweil zwei ältere Damen, Eintritt in ein Modegeschäft gewährt zu bekommen. „Dürfen wir herein? Wir sind auch geimpft“, sagt eine der beiden Damen. Doch die Verkäuferin bleibt hart. „Wir brauchen einen aktuellen, bestätigten negativen Coronatest.“Die beiden potenziellen Kundinnen ziehen resigniert ab.
In der Kavarinerstraße beim Haushaltswarengeschäft Kotters hätten die beiden Damen auch mit einem bestätigten negativen Coronatest keinen Einlass bekommen. „Wir lassen keinen Kunden mehr in unser Geschäft“, erläutert ein Verkäufer. Der Grund: „Wir wissen gar nicht, wie ein solcher Nachweis eines negativen Coronatests aussieht.“Es gebe niemanden, der die Händler dahingehend geschult habe. „Man könnte uns alles vorlegen“, sagt der Verkäufer. Deswegen steht – wie derzeit in vielen Geschäften in der Klever City – eine Art Tresen im Eingangsbereich. So können die Kunden nicht ins Geschäft, sie können sich aber beraten lassen, Ware abholen oder an der Barriere in Augenschein nehmen.
Genau gegenüber, beim am Mittwoch eröffneten Damenmodehaus „Sinn“, hat man ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass es kaum Kunden gibt, die sich erst an einer offiziellen Stelle testen lassen und dann mit dem negativen Ergebnis in der Hand zum Einkaufen kommen. „Es waren einige wenige Kunden bei uns im Geschäft, aber das ist bei der Größe unseres Hauses für uns zu wenig“, sagt Store-Managerin Brigitta Schmitt. Mit dem Ziel, die Kundenfrequenz zu erhöhen, hat sich Sinn-Sprecher Wilhelm-Göbel nun ein neuartiges Konzept einfallen lassen: Konzernweit werden ausgewählte Mitarbeiter unter ärztlicher Aufsicht zwei Stunden lang geschult, so dass sie qualifiziert sind, einen Corona-Test an Kunden vornehmen zu können. So kann vor Ort getestet werden und die Kunden können anschließend shoppen. „Wir hoffen, dass wir bereits Ende der Woche so weit sind und mit den Tests in Kleve anfangen können“, sagt Schmitt.