Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Very british oder typisch deutsch ?
Deutsch-englische Küche: Cilly Hawkins-Grüterich aus Twisteden hat ihr zweites Kochbuch für den guten Zweck geschrieben.
Cilly Hawkins-Grüterich aus Twisteden veröffentlicht ihr zweites Kochbuch mit Rezepten aus beiden Ländern für den guten Zweck.
TWISTEDEN Normalerweise wären Cilly Hawkins-Grüterich und Rodney Hawkins zum deutsch-britischen Familientreffen wie seit 50 Jahren beim Skifahren in Tirol. Normalerweise. Jedoch: Seit Monaten lebt das Ehepaar vorsorglich deutlich zurückgezogen in Twisteden, telefoniert mit Kindern und Enkeln drüben auf der Insel. Tirol fällt definitiv für alle aus. Nichtstun, zu Hause sitzen und abwarten, das ist irgendwie nicht das Ding von Cilly Hawkins-Grüterich. „Basteln, backen, werkeln, irgendwie kreativ werden, eine Modenschau zu Hause organisieren. Alles war im Herbst fertig für den Basar des Inner-Wheel-Clubs. Dann kam die Absage. Jetzt stapelt sich alles im Gästezimmer“, bedauert die gebürtige Weezerin.
Die Antriebsfeder, sich sozial zu engagieren, liegt tief verwurzelt in ihrer katholischen Erziehung. Mutter Gertrud prägte den Charakter ihres Nachwuchses: „Alles zur größeren Ehre Gottes!“Und so entlastete die Tochter freiwillig sonntags die Krankenschwestern in der Pflege, half in der Pfarrgemeinde, wo immer es ihr ermöglicht wurde. „Es geht anderen Leuten schlechter. Dann muss man was Gutes tun“, geht die 74-Jährige immer noch mit offenen Augen durch die Welt. Sie arbeitet ehrenamtlich als Geschäftsführerin des Royal-Air-Force-Museums, betreut eine alte Dame im Seniorenstift. Alle Gelder, die die Twistedenerin über ihre Aktivitäten einnimmt, spendet sie an die Kinderkrebsklinik Düsseldorf oder ans RAF-Museum. Dazu zählten auch die kompletten Einnahmen ihres ersten zweisprachigen Kochbuches. Auflage: 600 Stück. „Wenn es auch nur kleine Beträge sind, die ich spenden kann, so will ich gerne dazu beitragen“, findet die Charity-Lady.
„Cilly’s Kochbuch Nummer 2“heißt das jüngste zweisprachige Werk von Cilly Hawkins-Grüterich. Seit Ende des vergangenen Sommers 2020 tüftelte die Autorin an einem Mix traditioneller Rezepte aus britischer und deutscher Küche, jeweils in Deutsch und Englisch verfasst und überwiegend bebildert. Es ist auf 86 Seiten nicht die exquisite, ausgetüftelte Küche für gehobene Ansprüche abgebildet, wie Spitzenkoch Jamie Oliver sie zelebriert, sondern eher gutbürgerlich. „Ich habe alle bis auf drei Rezepte selbst ausprobiert“, bekräftigt die Autorin, dass ihre Kochanleitungen alltagstauglich und selbst für Ungeübte praktikabel sind. Am Schluss des Hardcovers fügt sie noch Tipps von der Mutter an. „Eine gute Küche ist das Fundament allen Glücks“, gibt die aktive Seniorin ihren Lesern im Vorwort noch mit auf den Weg.
Als deutsche Ehefrau an der Seite eines britischen Offiziers führte sie in seiner aktiven Zeit ein abwechslungsreiches Leben mit vielen Standort-Wechseln, auf Laarbruch von 1965 bis 1973. „Der Höhepunkt seiner beruflichen Karriere bedeutete die hohe Auszeichnung „Member of Britisch Empire“im Buckingham Palast“, erklärt Cilly Hawins-Grüterich.
Seit das Ehepaar sich den Niederrhein als Zuhause auserkor, hat Cilly Hawkins-Grüterich auf ihre Weise versucht, die britische Lebensart in einem kleinen Geschäft in Kevelaer zu vermitteln. Dass es dort „very British“zuging – Produkte wie antike Möbel, Silber, Schmuck, und Spezialitäten zu kaufen gab, lockte einst sogar Kenner aus der Großstadt bis in den kleinen Laden der Pilgerstadt, berichtet die Seniorin. In ihrem Domizil
in Twisteden kommuniziert das Ehepaar ausschließlich auf Englisch. „Zu Beginn unserer Ehe vor 47 Jahren haben mein Mann und ich überlegt, uns eine Woche englisch und eine Woche deutsch zu unterhalten. Dann sagte Rodney aber nur: ‚Das wird aber eine ruhige deutsche
Woche‘, erzählt die ehemalige Offiziersfrau. Vielleicht erklärt es ein wenig, warum sie sich für eine internationale Fassung ihrer 80-seitigen Lektüre entschied.
Welches landestypische Gericht würde also die Hobbyköchin als Ostermenü vorschlagen? Da muss sich nicht lange überlegen. „Als Vorspeise eine Möhren-Orangen-Suppe, dann Lammbraten mit Kartoffeln und Bohnen und zum Dessert könnte ich mir Eton Mess vorstellen“, blättert sie durch sie durch ihr Nachschlagewerk und stellt die Rezepte unseren Lesern zur Verfügung.
Da wäre dann noch ein Ratschlag, den sie ihren Lesern mit auf den Weg gibt, wenn es mal wieder soweit sein sollte, Gäste zu bewirten: „Verzagen Sie nicht, wenn mal etwas schief geht. Lächeln Sie es einfach weg, flirten sie mit den Gästen und trinken sie ein Glas Wein. Alles wird gut!“