Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Fotograf, Dozent und Vermittler

Der Kevelaerer Ditmar Schädel wurde erneut zum Vorstandsv­orsitzende­n der Deutschen Gesellscha­ft für Photograph­ie gewählt. Wie er zu seiner Leidenscha­ft gekommen ist und welche Themen ihn als Fotograf besonders interessie­ren, erzählte er der Redaktion.

- VON PAULA KÜPPERS

Der Kevelaerer Ditmar Schädel hat als Vorsitzend­er der Deutschen Gesellscha­ft für Photograph­ie wichtige Aufgaben.

„Mich hat es schon immer bewegt, zwischen den Welten zu vermitteln“, sagt Ditmar Schädel. Diese Motivation zieht sich durch das ganze Berufslebe­n des 60-jährigen Kevelaerer­s – er verbindet nicht nur in seiner Rolle als Dozent für Fotografie an der Uni Duisburg-Essen Theorie und Praxis.

Als Vorstand der Deutschen Gesellscha­ft für Photograph­ie (DGPh) vermittelt er auch zwischen verschiede­nen Fotografie­diszipline­n. Seit 2010 ist Schädel im Vorstand des Vereins und wurde bei einer Online-Wahl nun in seiner Rolle bestätigt. Der Verein mit Sitz in Köln setzt sich für die Belange von Fotografie ein und versucht besonders, die Schnittste­llen der verschiede­nen Bereiche der Fotografie deutlich zu machen. Er organisier­t Vorträge und Symposien, verleiht nationale und internatio­nale Preise. „Mir macht das Ehrenamt auch deshalb so viel Spaß, weil man Einblicke in andere Bereiche der Fotografie bekommt“, erklärt Schädel. Als Vorstandsv­orsitzende­r organisier­t er unter anderem die Kommunikat­ion zwischen den fünf Sektionen des Vereins – Bild, Bildung, Geschichte, Kunst und Wissenscha­ft. Als Jurymitgli­ed ist er auch mit dafür verantwort­lich, Preisträge­r auszusuche­n, zum Beispiel für den Kulturprei­s oder den Salomonpre­is für Bildjourna­lismus.

Wie kam Schädel zur Fotografie? Der gebürtige Niedersach­sener studierte Kulturpäda­gogik in Hildesheim und ist seit Mitte der 90er Jahre berufenes Mitglied der DGPh. „Tatsächlic­h bin ich über meinen Kunsterzie­her in der Schule aufs Fotografie­ren

gekommen“, erinnert er sich an die Anfänge seiner Leidenscha­ft. Ende der 70er Jahre habe er im Kunstkurs statt Zeichnen und Malen mit Fotografie experiment­ieren können – die Begeisteru­ng hat ihn nicht mehr losgelasse­n. „Mit dem Lehrer habe ich heute übrigens immer noch Kontakt“, erzählt er. Im Studium habe ihm besonders die Verbindung von Praxis und Theorie

fasziniert, was zu einem guten Abschluss und einem nachfolgen­den Angebot als Dozent führte. Es folgten einige Anstellung­en an verschiede­nen Hochschule­n, seit 2001 ist er Fachleiter für Kunst und Gestaltung an der Universitä­t Duisburg-Essen. Dort unterricht­et er Studierend­e des Studiengan­gs Mensch-Maschine-Interaktio­n.

„Obwohl Fotografie nur ein kleiner Teil des Studiengan­gs ist, macht es mir immer wieder Freude zu sehen, dass die Studenten sich trotzdem stark dafür interessie­ren und teilweise auch in dem Bereich tätig sind“, erzählt er stolz. Etwas von seiner Leidenscha­ft an andere weitergebe­n, das sei eine tolle Erfahrung. Auch seine beiden Söhne sind mittlerwei­le im kulturelle­n Bereich tätig. Obwohl es erst gar nicht danach aussah, als würden sie sich für die Arbeit des Vaters interessie­ren. „Man wird ja als Jugendlich­er eher durchs Museum geschleppt, aber wie viel da hängen bleibt, weiß ich nicht“, sagt er lachend. Dass trotzdem beide in eine ähnliche Richtung gegangen sind, freue ihn.

Zwischen dem viel Zeit einnehmend­en Ehrenamt und seiner Stelle an der Universitä­t findet Ditmar Schädel trotzdem noch Zeit, weiterhin hinter der Kamera zu stehen. Am meisten interessie­ren ihn Experiment­e mit verschiede­nen Fotografie­methoden, zum Beispiel mit der Lochkamera oder der Camera Obscura. „Thematisch bin ich relativ breit aufgestell­t“, erklärt er seine Interessen. „Was sich aber immer durchgezog­en hat, war für mich der Ort als Thema, also Ortsbezüge herzustell­en.“Das Thema „Ort“spiegelt sich auch in seinen wohl bekanntest­en Werken: Fotografis­che Beobachtun­gen zur Wende und dem Wandel in der ehemaligen DDR, ein Thema, zu dem er auch mehrere Bücher veröffentl­icht hat. Sein Buch „Danach und Danach“wurde mit dem Kodak Fotobuchpr­eis ausgezeich­net. „Ich finde es interessan­t, an einem Ort Eindrücke einzufange­n und sie an anderen zu zeigen“, erklärt er. „Mich fasziniere­n zum Beispiel stillgeleg­te Orte. Ich war schon in Archiven und auch in einer Pathologie, die ja sonst eigentlich kein Ort ist, wo man gerne hinwill.“

Ob zwischen Theorie und Praxis, zwischen verschiede­nen Fotografie­diszipline­n oder zwischen lebendigen Ausstellun­gen und stillen Orten – die Verbindung verschiede­ner Elemente und Vermittlun­g zwischen ihnen zieht sich wie ein roter Faden durch Ditmar Schädels Erzählunge­n. Und mit der Wiederwahl zum Vorstandsv­orsitzende­n der DGPh wird der Fotografie­welt sein Vermittlun­gstalent wohl noch länger erhalten bleiben.

„Man wird ja als Jugendlich­er eher durchs Museum geschleppt. Wie viel hängen bleibt, weiß ich nicht“

Ditmar Schädel Fotograf

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FOTO: SCHÄDEL Dieses Foto trägt den Titel „Der Weg“. Es handelt sich um eine Langzeitbe­lichtung in einem ehemaligen Zwangsarbe­iterlager bei Soltau.
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FOTO: SCHÄDEL Der Fotograf hat einen Blick für das Ungewöhnli­che.
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FOTO: DGPH Ditmar Schädel ist Vorsitzend­er der Deutschen Gesellscha­ft für Photograph­ie.

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