Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Heimspiel des SV Straelen abgesagt
Die Partie des Fußball-Regionalligisten konnte am Mittwochabend nicht angepfiffen werden, weil die Plätze unbespielbar waren.
Der 38-Jährige spricht über den Grund für sein Karriereende und seine Stationen als Fußballer.
BEDBURG-HAU Christian „Theo“Klunder hat die Reißleine gezogen. Der 38-jährige Angreifer und spielende Co-Trainer des Fußball-Landesligisten SGE Bedburg-Hau beendet seine Laufbahn zum Ende der aktuell unterbrochenen Saison. Der Rechtsfuß, der jahrelang auch für den 1. FC Kleve in der NRW-Liga und Oberliga kickte, wird Trainer Sebastian Kaul bei der SGE künftig als Teammanager zur Seite stehen.
Herr Klunder, die Mitteilung, dass Sie Ihre Laufbahn als Spieler zum Saisonende beenden würden, überraschte die Kreis Klever Fußballwelt. Wie kam es zu dem Entschluss?
CHRISTIAN KLUNDER Die Corona-Pause hat mir gezeigt, dass ich nicht mehr unbedingt auf dem Platz stehen muss. Trotz des Lockdowns fehlte mir nichts, außer natürlich das gesellige Zusammensein mit den Jungs in der Kabine. Dafür aber genieße ich momentan die Zeit mit meiner Familie. Mit 38 Jahren bin ich nun nicht mehr in einem Alter, in dem ich mich zum Training oder zum Spiel zwingen muss. So habe ich mit dem Saisonende den richtigen Zeitpunkt für ein Karriereende ausgemacht.
Künftig sollen Sie als Teammanager dazu beitragen, die SGE in der Landesliga zu halten.
KLUNDER Das wird meine neue Aufgabe. Wobei ich diese in Teilen schon in den vergangenen Jahren im Zusammenspiel mit Sebastian Kaul und dem Vorstand ausgefüllt habe. Mit der Kaderplanung habe ich mich bei der SGE immer auseinandergesetzt. Nun bekommt diese Arbeit eben einen offiziellen Namen.
Wie schwierig ist die Kaderplanung in Corona-Zeiten?
KLUNDER Es ist natürlich schade, dass man keine Spieler sichten kann. Aber mit dem Problem haben alle Mannschaften zu tun. Ansonsten steht die Kaderplanung bei der SGE mittlerweile. Mit dem größten Teil der Mannschaft werden wir auch in der kommenden Saison zusammenarbeiten. Wir haben 20, 21, 22 Spieler beisammen und sind damit gut aufgestellt. Der Kader ist groß und stark besetzt. Und wir haben zudem noch eine gut aufgestellte zweite Mannschaft. Hinzu kommen mehrere A-Jugendliche, die die Chance bekommen sollen, sich zu beweisen. Auf die Rückmeldung von drei Spielern, die uns qualitativ weiterbringen würden, warten wir nun noch. Auch für die Position des Co-Trainers sind wir in aussichtsreichen Gesprächen. So werden wir gut gerüstet in die neue Landesliga-Saison gehen.
Wie häufig werden Sie denn künftig noch auf dem Fußballplatz zu sehen sein?
KLUNDER Das wird sich zeigen. Ich werde mir bestimmt noch einige Spiele der Mannschaft oder von anderen Teams ansehen. Doch es werden Sonntage kommen, an denen ich nicht zum Stadion gehe. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es irgendwann doch wieder an den Füßen juckt, wenn ich den Jungs beim Abschlusstraining zugucke. Vielleicht schieße ich dann doch noch einmal aufs Tor. Außerdem kann ich mir vorstellen, bald wieder bei den Altherren des 1. FC Kleve vorbeizuschauen.
Sie kommen aus der Jugend des BV/DJK Kellen, haben später beim 1. FC Kleve, Uedemer SV und der SGE Bedburg-Hau gespielt. Was war der Karriere-Höhepunkt? KLUNDER Nüchtern betrachtet müsste man da wahrscheinlich den Regionalliga-Aufstieg mit dem 1. FC Kleve im Sommer 2008 nennen. Vor 4000 Zuschauern im Saisonfinale dabei zu sein, war eine tolle Erfahrung. Und das unter Trainer Arie van Lent, dessen Trikot ich als Jugendlicher im Schrank hatte. Aber zugegebenermaßen konnte ich dem Spiel der Mannschaft damals nicht meinen Stempel aufdrücken. Ich hatte eigentlich nur zehn Kurzeinsätze. Dennoch hat mich die Zeit beim 1. FC Kleve sehr geprägt. Immerhin habe ich mich dort zu einem sehr guten Landesliga-Akteur entwickelt und durfte im Testspiel gegen den MSV Duisburg und Ailton treffen. Zudem erinnere ich mich gerne an die Saison 2001/2002 beim BV/DJK Kellen zurück. Wir sind in meinem ersten Seniorenjahr in die Bezirksliga aufgestiegen. 34 Tore habe ich damals gemacht. Das war eine geile Zeit. Die vielen erfahrenen Spieler im Team haben mich gewissermaßen als Sportler und Mann erzogen.
Beim Uedemer SV waren Sie dann von 2012 bis 2016 als Spielertrainer sehr erfolgreich und konnten zwei Aufstiege feiern.
KLUNDER Auch in Uedem habe ich tolle Zeiten erlebt. Die beiden Aufstiege mit meinem Co-Trainer Patrick Kleintjes und den vielen USV-Jungs bleiben unvergessen. Vielleicht klingt es wie eine Plattitüde. Aber ich meine es sehr ernst, wenn ich sage, dass ich keine einzige Station missen wollen würde. Ich bin auch überall immer im Frieden gegangen. Die vergangenen fünf Jahre in Bedburg-Hau waren natürlich noch einmal ein tolles Finale der Karriere. Der Aufstieg in die Landesliga war für den Verein ein Meilenstein – und auch für mich.
Bis zuletzt spielten Sie in der Landesliga als Routinier mit. Wie hoch ist das sportliche Niveau?
KLUNDER Die Landesliga hat ein hohes Level. Aber unser Aufstieg war halt auch kein Versehen. Wir haben einen richtig starken Kader, der sich diesen Erfolg verdient hatte. In der vergangenen Saison, die wir auf Tabellenplatz fünf abgeschlossen haben, hat eine Menge zusammengepasst. Es ist schon fast unwirklich, wenn man daran denkt, dass wir sogar noch vor dem SC Kapellen-Erft gelandet sind, obwohl das Team so unglaublich gut bestückt war. Aber die Liga ist sehr ausgeglichen. Wenn zwei, drei entscheidende Spiele anders gelaufen wären, hätte auch noch einmal Druck aufkommen können.
Wie würden Sie Ihren eher unkonventionellen Spielstil beschreiben? KLUNDER Nun ja, ich überzeuge nicht gerade durch Tempo. Ich bin eigentlich sogar seit Jahren der Langsamste. Das liegt auch daran, dass ich sechs, sieben oder acht Kilogramm zu viel habe. Aber das waren auch schon einmal 15 Kilogramm. Was ich aber schon als A-Jugendlicher hatte, ist eine gute Übersicht. Ich konnte immer gut einschätzen, wo sich mein Mitspieler und wo sich mein Gegenspieler befindet. Außerdem habe ich ein gutes Kopfballspiel. Daher spielte ich zuletzt auch häufig auf der Zehner-Position. So kann ich die Bälle mit dem Kopf für unsere schnellen Außenbahnspieler ablegen. Ein Erfolgsrezept. Ich bin mir auch sicher, dass ich in einer normalen Saison immer noch mindestens fünf Treffer gemacht hätte. Den Torriecher habe ich noch nicht ganz verloren.
Die SGE Bedburg-Hau steht in der aktuell unterbrochenen Spielzeit auf Tabellenplatz acht. Der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz beträgt nur drei Punkte. Wird die Saison noch einmal angepfiffen? KLUNDER Wir gehen nicht davon aus, dass noch angepfiffen wird. In der jetzigen Situation ist es wahrscheinlich sinnvoll, einen Schlussstrich zu ziehen, auch um eine Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden. Das letzte Spiel ist einige Monate her. Jetzt auf Teufel komm raus die Saison zu beenden, kann nicht das Ziel sein. Ich kann natürlich auch die möglichen Aufsteiger verstehen, die hoch wollen und ein Corona-Saisonaus ärgerlich finden würden. Wir spielen in dieser Saison gegen den Abstieg. Aber wir sind davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt auch mit sportlichen Mitteln hinbekommen hätten. Nächste Saison fangen wir dann wieder von vorne an.