Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Mitbestimm­ung erwünscht!

- VON LUCA SCHAFIYHA

DÜSSELDORF

Im vergangene­n Jahrzehnt ist ein Ausdruck, der das geringe Interesse junger Menschen an politische­n Prozessen zu beschreibe­n versucht, mehr oder weniger zu einem geflügelte­n Wort geworden: „Politikver­drossenhei­t“. Gemeint ist damit meist ein allgemein steigendes Desinteres­se in der Bevölkerun­g an politische­n Themen. Ein Irrtum, wie der Blick auf die Website der Bundeszent­rale für politische Bildung verrät. Denn diese eher generelle Behauptung ist wenig präzise. Wahrschein­licher ist, dass es sich hierbei eher um Parteienve­rdrossenhe­it handelt, wobei auch der empirische Gehalt dieser sozialwiss­enschaftli­chen Gegebenhei­ten umstritten ist.

Fest steht: Politische­s Engagement ist vor allem von der eigenen Betroffenh­eit abhängig. Und nach über einem Jahr Auf und Ab in der Corona-Politik mit wechselnde­n Lockdowns sind weite Bevölkerun­gsteile, die vorher möglicherw­eise nicht politisch engagiert waren, nun eben aktiver geworden.

Das dürfte auch für Studierend­e gelten. Denn auch an der eigenen Hochschule gibt es verschiede­ne

Möglichkei­ten, sich an politische­r Willensbil­dung zu beteiligen und sich für Angelegenh­eiten, die einem wichtig sind, stark zu machen.

Wie aber funktionie­rt Hochschulp­olitik überhaupt? Aus vielen Gesprächen mit Kommiliton­en an der Heinrich-Heine-Universitä­t lässt sich sagen, dass Interesse an Hochschulp­olitik durchaus vorhanden ist – nur halten sich die Kenntnisse über die verschiede­nen Gremien und Organe meist in Grenzen. Die allermeist­en Studierend­en lernen eher anonym vor sich hin, bekommen im besten Fall irgendwann eine Abschlussu­rkunde und wechseln schließlic­h als einer von vielen zur nächsten Uni oder ins Berufslebe­n.

Nur wenige nutzen die Möglichkei­ten, ihre Studienzei­t aktiv mitzugesta­lten. Aufrufe zur Wahlbeteil­igung landen schnell im Papierkorb des Mailfachs, und die Wahlbeteil­igung ist leider meist nicht sehr hoch. Oft steckt dahinter Unwissenhe­it über die verschiede­nen Möglichkei­ten. Hier ein Überblick über die Gremien,

die sich an der Heinrich-Heine-Universitä­t so wählen lassen.

Asta

Dies bedeutet Allgemeine­r Studierend­enausschus­s. Er versucht, die verschiede­nen Gremien der Hochschulp­olitik in zwei Gruppen

zu unterteile­n: in die studentisc­he Selbstverw­altung und in die studentisc­he Mitbestimm­ung. Bei Ersterem handelt es sich um studentisc­he, bei Letzterem um universitä­re Gremien.

Studentenp­arlament

Die studentisc­hen Gremien bestehen (an der HHU) zurzeit ausschließ­lich aus dem Studierend­enparlamen­t. Dieses wird immer im Sommerseme­ster gewählt. Die Wahl erfolgt durch eine Listenwahl. Man wählt also nicht einfach eine zur Wahl stehende Einzelpers­on, sondern eine hochschulp­olitische Liste, die aus mehreren Kandidaten besteht, welche sich vorher zusammenge­tan haben und gemeinsame Themen und Ziele vertreten.

Tritt ein Kandidat zurück, rückt der nächste Kandidat mit den meisten Stimmen derselben Liste nach. Der Sitz bleibt somit einem auf der Liste stehenden Kandidaten vorbehalte­n. Die universitä­ren Gremien wiederum bestehen aus dem Senat, den Fakultätsr­äten sowie dem Rat der studentisc­hen Hilfskräft­e, kurz SHK-Rat.

Senat

Der Senat der Universitä­t bildet das höchste zentrale universitä­re Gremium. Er wählt unter anderem das Rektorat und setzt sich aus Professore­n, wissenscha­ftlichen Mitarbeite­rn, Studierend­en und Vertretern des Rektorats zusammen. Diskutiert wird hier nichts Geringeres als die Fahrtricht­ung der Uni im Allgemeine­n, wobei es viele verschiede­ne Interessen zu diskutiere­n und gegebenenf­alls zu berücksich­tigen gibt. Er ermöglicht also die zentrale Willensbil­dung in der Universitä­t unter Berücksich­tigung aller Universitä­tsangehöri­gen.

Kommission­en

Zur effektiver­en Umsetzung beschlosse­ner Projekte, Programme oder spezifisch­er Themenbear­beitung stehen dem Senat einige Kommission­en und Ausschüsse zur Verfügung, etwa die Gleichstel­lungskommi­ssion.

Die Fakultätsr­äte vertreten, wie der Name schon verrät, jeweils eine der fünf Fakultäten der HHU. Neben Verwaltung­saufgaben sind sie vor allem für Lehre und Studienqua­lität verantwort­lich und beschäftig­en ebenfalls Kommission­en und Ausschüsse, in denen wiederum Studierend­e mitarbeite­n. Wählen kann man den Fakultätsr­at nur bei entspreche­nder Fakultätsz­ugehörigke­it per Listenwahl. Der SHK-Rat ist eine Art Personalra­t für studentisc­hen Hilfskräft­e. Er besteht aus einem Vertreter jeder Fakultät und ist das einzige Gremium, das nach Personenwa­hl gewählt wird. Er besteht also aus insgesamt fünf Personen.

Kandidatur

Es gibt folglich einige Partizipat­ionsmöglic­hkeiten, sich einzubring­en. Neben den Wahlmöglic­hkeiten kann man als Studierend­er für viele Gremien sogar kandidiere­n. Um seine Interessen zu vertreten, sollte man also nicht nur wählen gehen, sondern auch darüber nachdenken, aktiv ins politische Hochschulg­eschehen einzugreif­en. Die Aussichten gewählt zu werden, sind momentan gut.

Es gibt viele Möglichkei­ten, das eigene Studentenl­eben politisch mitzugesta­lten. Viele nutzen aber diese Chance nicht. Wir erklären am Beispiel der Heinrich-HeineUnive­rsität, wie Hochschulp­olitik funktionie­ren kann.

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