Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Mitbestimmung erwünscht!
DÜSSELDORF
Im vergangenen Jahrzehnt ist ein Ausdruck, der das geringe Interesse junger Menschen an politischen Prozessen zu beschreiben versucht, mehr oder weniger zu einem geflügelten Wort geworden: „Politikverdrossenheit“. Gemeint ist damit meist ein allgemein steigendes Desinteresse in der Bevölkerung an politischen Themen. Ein Irrtum, wie der Blick auf die Website der Bundeszentrale für politische Bildung verrät. Denn diese eher generelle Behauptung ist wenig präzise. Wahrscheinlicher ist, dass es sich hierbei eher um Parteienverdrossenheit handelt, wobei auch der empirische Gehalt dieser sozialwissenschaftlichen Gegebenheiten umstritten ist.
Fest steht: Politisches Engagement ist vor allem von der eigenen Betroffenheit abhängig. Und nach über einem Jahr Auf und Ab in der Corona-Politik mit wechselnden Lockdowns sind weite Bevölkerungsteile, die vorher möglicherweise nicht politisch engagiert waren, nun eben aktiver geworden.
Das dürfte auch für Studierende gelten. Denn auch an der eigenen Hochschule gibt es verschiedene
Möglichkeiten, sich an politischer Willensbildung zu beteiligen und sich für Angelegenheiten, die einem wichtig sind, stark zu machen.
Wie aber funktioniert Hochschulpolitik überhaupt? Aus vielen Gesprächen mit Kommilitonen an der Heinrich-Heine-Universität lässt sich sagen, dass Interesse an Hochschulpolitik durchaus vorhanden ist – nur halten sich die Kenntnisse über die verschiedenen Gremien und Organe meist in Grenzen. Die allermeisten Studierenden lernen eher anonym vor sich hin, bekommen im besten Fall irgendwann eine Abschlussurkunde und wechseln schließlich als einer von vielen zur nächsten Uni oder ins Berufsleben.
Nur wenige nutzen die Möglichkeiten, ihre Studienzeit aktiv mitzugestalten. Aufrufe zur Wahlbeteiligung landen schnell im Papierkorb des Mailfachs, und die Wahlbeteiligung ist leider meist nicht sehr hoch. Oft steckt dahinter Unwissenheit über die verschiedenen Möglichkeiten. Hier ein Überblick über die Gremien,
die sich an der Heinrich-Heine-Universität so wählen lassen.
Asta
Dies bedeutet Allgemeiner Studierendenausschuss. Er versucht, die verschiedenen Gremien der Hochschulpolitik in zwei Gruppen
zu unterteilen: in die studentische Selbstverwaltung und in die studentische Mitbestimmung. Bei Ersterem handelt es sich um studentische, bei Letzterem um universitäre Gremien.
Studentenparlament
Die studentischen Gremien bestehen (an der HHU) zurzeit ausschließlich aus dem Studierendenparlament. Dieses wird immer im Sommersemester gewählt. Die Wahl erfolgt durch eine Listenwahl. Man wählt also nicht einfach eine zur Wahl stehende Einzelperson, sondern eine hochschulpolitische Liste, die aus mehreren Kandidaten besteht, welche sich vorher zusammengetan haben und gemeinsame Themen und Ziele vertreten.
Tritt ein Kandidat zurück, rückt der nächste Kandidat mit den meisten Stimmen derselben Liste nach. Der Sitz bleibt somit einem auf der Liste stehenden Kandidaten vorbehalten. Die universitären Gremien wiederum bestehen aus dem Senat, den Fakultätsräten sowie dem Rat der studentischen Hilfskräfte, kurz SHK-Rat.
Senat
Der Senat der Universität bildet das höchste zentrale universitäre Gremium. Er wählt unter anderem das Rektorat und setzt sich aus Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Studierenden und Vertretern des Rektorats zusammen. Diskutiert wird hier nichts Geringeres als die Fahrtrichtung der Uni im Allgemeinen, wobei es viele verschiedene Interessen zu diskutieren und gegebenenfalls zu berücksichtigen gibt. Er ermöglicht also die zentrale Willensbildung in der Universität unter Berücksichtigung aller Universitätsangehörigen.
Kommissionen
Zur effektiveren Umsetzung beschlossener Projekte, Programme oder spezifischer Themenbearbeitung stehen dem Senat einige Kommissionen und Ausschüsse zur Verfügung, etwa die Gleichstellungskommission.
Die Fakultätsräte vertreten, wie der Name schon verrät, jeweils eine der fünf Fakultäten der HHU. Neben Verwaltungsaufgaben sind sie vor allem für Lehre und Studienqualität verantwortlich und beschäftigen ebenfalls Kommissionen und Ausschüsse, in denen wiederum Studierende mitarbeiten. Wählen kann man den Fakultätsrat nur bei entsprechender Fakultätszugehörigkeit per Listenwahl. Der SHK-Rat ist eine Art Personalrat für studentischen Hilfskräfte. Er besteht aus einem Vertreter jeder Fakultät und ist das einzige Gremium, das nach Personenwahl gewählt wird. Er besteht also aus insgesamt fünf Personen.
Kandidatur
Es gibt folglich einige Partizipationsmöglichkeiten, sich einzubringen. Neben den Wahlmöglichkeiten kann man als Studierender für viele Gremien sogar kandidieren. Um seine Interessen zu vertreten, sollte man also nicht nur wählen gehen, sondern auch darüber nachdenken, aktiv ins politische Hochschulgeschehen einzugreifen. Die Aussichten gewählt zu werden, sind momentan gut.
Es gibt viele Möglichkeiten, das eigene Studentenleben politisch mitzugestalten. Viele nutzen aber diese Chance nicht. Wir erklären am Beispiel der Heinrich-HeineUniversität, wie Hochschulpolitik funktionieren kann.