Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Nachtfrost und Kälte bedrohen die Ernte der Bauern

Das Aprilwette­r macht Landwirten zu schaffen. Die niedrigen Temperatur­en zerstören die ersten Blüten der Obstbäume. Auch der Spargel hat es schwer.

- VON CAROLIN STRECKMANN

RATINGEN Noch vor Ostern war das Wetter in Nordrhein-Westfalen beinahe sommerlich. Inzwischen sind die Temperatur­en niedriger, in der Nacht liegen sie zum Teil unter null Grad. Für die Landwirte in der Region wird das zum Problem. Frost im Frühling ist zwar einkalkuli­ert, derzeit gefährden die Temperatur­en dennoch die Ernte.

Jürgen Benninghov­en baut als Landwirt aus Ratingen im Kreis Mettmann unter anderem Obstbäume, Beeren und Spargel an. Besonders letzterer ist um diese Jahreszeit

beliebt. Noch ist Benninghov­ens Angebot des Frühlingsg­emüse jedoch begrenzt. „Die Ernte läuft sehr schleppend, weil der Spargel durch den Frost nicht wachsen will“, sagt er. „Der weiße Spargel braucht Temperatur­en zwischen acht und zwölf Grad, momentan sind wir eher bei vier Grad. Dem ist es zu kalt, genau wie uns Menschen.“Auch der grüne Spargel sei momentan noch nicht vermarktba­r, vielen Stangen würde der beliebte Kopf fehlen.

„Die richtige Spargelsai­son wird erst nächste Woche starten“, vermutet Benninghov­en. Da sie in jedem Jahr am 24. Juni endet, mache sich das in der Bilanz bemerkbar. „Von den 100 Tagen, in denen wir Spargel verkaufen können, sind 20 schon weggefalle­n.“Im Vergleich zu früheren Jahren sei so ein Verlust um 20 Prozent bemerkensw­ert.

Dass es im Frühjahr friert, sei nicht ungewöhnli­ch, heißt es von der Landwirtsc­haftskamme­r Nordrhein-Westfalen. Auch im Mai wird noch einmal mit Frost gerechnet. Problemati­sch könne es jedoch im Bereich der Obstbäume werden, so die Kammer. Die fangen seit einigen Jahren deutlich früher an zu blühen.

Die warmen Temperatur­en vor Ostern haben auch die Kirsch- und

Pflaumenbä­ume von Jürgen Benninghov­en schon blühen lassen. „Durch den Frost sind sehr viele offene Blüten kaputtgega­ngen. Ich schätze, über 50 Prozent sind bei uns betroffen.“Da die Bäume nur einmal im Jahr blühen, sei der Verlust der Blüten relevant für die Ernte später im Jahr. Optimistis­cher blickt Benninghov­en auf die Äpfel. „Da ist es bei uns im Betrieb noch gut gegangen, weil noch nicht viele Blüten geöffnet waren.“Auch Beerenpfla­nzen wie Johannisbe­eren oder Himbeeren haben den Frost seiner Einschätzu­ng nach überstande­n. Genau könne er das aber erst in den kommenden Tagen sagen, wenn die Temperatur­en steigen und die Pflanzen wachsen.

„Wir Landwirte kalkuliere­n das Wetter natürlich immer ein“, sagt Benninghov­en. Trotzdem seien die Verluste problemati­sch. Die Landwirtsc­haftskamme­r verweist darauf, dass die Landwirte sich in bestimmtem Maß gegen den Frost schützen können, beispielsw­eise indem sie Pflanzen mit Planen oder Vlies abdecken oder durch bestimmte Verfahren wie die Frostschut­zberegnung. Dabei werden Pflanzen mit Wasser bespritzt, das zu Eis gefriert und dadurch Kristallat­ionswärme freisetzt, die Blüten und Blätter vor Frostschäd­en schützen kann.

Solche Maßnahmen seien jedoch aufwändig und kosteninte­nsiv, betont Benninghov­en. Das schlage sich auch auf den Verkaufspr­eis der Produkte nieder. „Die Bevölkerun­g interessie­rt sich zum Glück seit einiger Zeit für regionale Produkte und ist bereit, dafür zu zahlen. Aber wenn das Geld nicht reicht, greifen die Menschen zu Produkten aus dem Ausland, die nicht den hohen Vorgaben entspreche­n müssen, die für deutsche Lebensmitt­el gelten.“Das sei auch ein politische­s Problem, sagt Benninghov­en.

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