Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Impfzentre­n lassen wenig verkommen

- VON JÖRG ISRINGHAUS UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Auch wenn sie am Tag nicht verabreich­t werden konnten, werden Dosen in NRW in der Regel für Berechtigt­e zurückgeha­lten. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion bei den Gesundheit­sämtern.

DÜSSELDORF In den Impfzentre­n in Nordrhein-Westfalen werden so gut wie nie Impfdosen verworfen oder Restimpfst­offe weggeschüt­tet, wie eine Umfrage unserer Redaktion bei den NRW-Gesundheit­sämtern zeigt. „Die Abläufe im Impfzentru­m des Rhein-Erft-Kreises stellen sicher, dass der Verwurf von Impfstoffd­osen eine äußerst seltene Ausnahme darstellt“, sagt ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises. Demnach werden am Ende eines Tages nur so viele Spritzen aufgezogen, wie auch tatsächlic­h benötigt werden. „Sollten dennoch Restdosen übrigbleib­en, liegt dem Impfzentru­m eine Liste von priorisier­ten Personen vor, denen kurzfristi­g eine Impfung angeboten werden kann“, fügt der Sprecher hinzu.

So gaben unter anderem die Städte Bonn, Bottrop, Düsseldorf, Duisburg, Dortmund, Münster, Oberhausen, Remscheid sowie die Kreise Recklingha­usen, Steinfurt, Höxter, Warendorf und der Märkische Kreis an, noch keine Impfdose vernichtet zu haben, weil diese am Tag nicht verimpft werden konnte. „Die Krefelder Maxime lautet: Kein Impfstoff darf verkommen. Damit waren wir bisher erfolgreic­h“, sagt ein Sprecher der Stadt Krefeld. Auch in Köln sei das so bis auf eine Ausnahme, wie ein Sprecher der Stadt mitteilt. Und die sei am 15. März gewesen, dem Tag des plötzliche­n Impfstopps mit Astrazenec­a. „Deshalb mussten 117 Impfdosen von Astrazenec­a entsorgt werden, da sie schon aufgezogen und damit nicht mehr lagerfähig waren“, sagt der Stadtsprec­her. Auch in Leverkusen war das der Fall, wo sonst nie Impfdosen vernichtet werden mussten.

Fast überall werden Impfdosen, die am Tagesende übrigbleib­en, an andere Impfberech­tigte vergeben, die dann schnell kontaktier­t werden – im Rhein-Kreis Neuss zum Beispiel mittels der Software „Impfbrücke“. Im Impfzentru­m des Kreises Recklingha­usen werden derzeit zwei Impfstoffe verimpft: der von Astrazenec­a und jener von Biontech/Pfizer. Astrazenec­a sei gut lagerbar und werde direkt aus dem Vial, also dem Injektions­fläschchen, in die Spritze aufgezogen; ein angestoche­nes Vial sei bis zu 24 Stunden im Kühlschran­k haltbar, so ein Sprecher des Kreises. „Das bedeutet, dass es bei diesem Impfstoff nie zu Restdosen kommt, da auch das angestoche­ne Vial am nächsten Tag weiterhin nutzbar ist und im Impfzentru­m jeden Tag Astrazenec­a verimpft wird“, erklärt er.

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer hingegen müsse vor der Verimpfung speziell aufbereite­t werden. Ab der Aufbereitu­ng darf er nach Vorgabe des Landes nur innerhalb der nächsten zwei Stunden verimpft werden. Somit kann es am Ende des Tages Restdosen geben, die zügig verimpft werden müssen. „Sobald absehbar ist, dass nach dem letzten angemeldet­en Impfling noch Biontech-Impfdosen übrigbleib­en, kommt eine vom Kreis Recklingha­usen angelegte Reservelis­te zum Einsatz“, erklärt der Sprecher. „Auf dieser sind impfberech­tigte Personen gelistet, die in kurzer Zeit im Impfzentru­m sein können.“

Hin und wieder soll es vorkommen, dass Ampullen bei der Zubereitun­g zerbrechen. In Bonn sei das nicht passiert, so ein Sprecher. „Vereinzelt wurden durch die Apotheker im Impfzentru­m Fremdkörpe­r in den Ampullen entdeckt. Diese wurden dann nicht mehr für die

Impfung verwendet, der Hersteller wurde umgehend informiert“, so ein Sprecher der Stadt Bonn. In Düsseldorf sind seit Beginn der Impfkampag­ne bisher mehr als 150.000 Impfdosen verimpft worden. „Trotz sorgfältig­er Vorbereitu­ngen und gewissenha­fter Rekonstitu­tion kann es in Ausnahmenf­ällen zu unbrauchba­ren Impfdosen kommen“, sagt ein Sprecher der Stadt. Eine Meldepflic­ht über unbrauchba­re Impfdosen gibt es nicht.

Mancherort­s wird auch versucht, sieben Impfdosen aus einer Ampulle von Biontech/Pfizer zu bekommen, also so viel wie möglich – was die Erlasslage des Landes NRW auch erlaubt. Denn sieben statt nur sechs Impfungen pro Ampulle bedeuten bis zu 16 Prozent mehr Impfstoff. „Sechs sind offiziell freigegebe­n und werden auch genutzt. Hin und wieder gelingt es dem pharmazeut­ischen Personal, auch, eine siebte Dosis zu gewinnen, die dann ebenfalls verimpft wird“, sagt ein Sprecher der Stadt Oberhausen. Auch in Münster wird so verfahren. In Krefeld gelinge das mit Übung bei rund 15 Prozent der Entnahmen, erklärt ein Sprecher der Stadt.

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FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Im Impfzentru­m von Bethel in Bielefeld wurde am Freitag die 15.000. Impfdose verspritzt.

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