Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Terrassen neu gestalten

- VON JULIA SIEGERS

Am Anfang steht die Grundsatze­ntscheidun­g: Holz oder Stein? Beide Werkstoffe eignen sich in unterschie­dlichen Ausprägung­en bestens für die Anwendung im Freien, hier muss einfach der Geschmack entscheide­n. Marius Gerber, Vorsitzend­er des Bezirksver­bands Rheinland-Mitte des Verbandes Garten-, Landschaft­s- und Sportplatz­bau NRW und selbst Inhaber eines Gartenbaub­etriebs in Heiligenha­us, beobachtet allerdings zurzeit wieder eine stärkere Nachfrage nach Holzterras­sen als in den vergangene­n Jahren.

„Holz punktet mit seiner Natürlichk­eit, ist ein warmes Produkt, wörtlich ‚fußwarm‘ beim Barfußlauf­en, aber auch im übertragen­en Sinne“, fasst er zusammen, wogegen Stein eher als „kühl“wahrgenomm­en werde – was er aber faktisch nicht unbedingt ist. Beides könne man aber in vielen Stilrichtu­ngen von rustikal bis modern einsetzen.

Erste Wahl für Holzterras­sen sind nach wie vor tropische Harthölzer, vor allem Bangkirai, Afrikulu oder Ipe. Sie haben den Vorteil, dass sie von Natur aus durch eingelager­te Öle oder Säuren

resistent gegen Schädlinge und Schimmel sind und somit eine lange Haltbarkei­t bieten, die etwa zwischen 20 und 30 Jahren liegen kann. Um gerade bei Tropenhölz­ern die Nachhaltig­keit im Auge zu behalten, empfiehlt Marius Gerber, beim Kauf von Terrassend­ielen auf das FSC-Siegel für die Einhaltung von strengen Umwelt- und Sozialstan­dards der Holzproduz­enten zu achten. Eine Alternativ­e kann das Nadelholz der Douglasie sein, das allerdings zu den etwas weicheren Hölzern zählt und deshalb schneller unter Verwitteru­ngseinflüs­sen leidet.

Der besondere Tipp vom Fachmann: „Ein neuer Trend ist die Nutzung von ‚Stauseehol­z‘, also Holz von Tropenbäum­en, die an ihrem ursprüngli­chen Standort von einem Stausee überschwem­mt wurden und dort seit Langem abgestorbe­n im Wasser stehen, das sie sozusagen konservier­t. Das macht das Holz noch einmal deutlich haltbarer und sorgt zudem für eine spannende neue Optik.“Allerdings hat diese aufwendig gewonnene Variante natürlich einen deutlich höheren Preis als „normale“Hölzer. Dafür wird aber auch kein neuer Baum gefällt.

Ob Hart- oder Nadelholz: Vor Holzsplitt­ern in nackten Fußsohlen muss man bei einer Holzterras­se keine Angst haben – die Dielen werden glattgehob­elt und mit einem Öl oder einer Lasur behandelt, die das Holz vor dem Austrockne­n und vor

Wenn die Temperatur­en steigen, wird der Außenberei­ch zum grünen Wohnzimmer. Ein ansprechen­d gestaltete­r Boden bildet die Grundlage für das Wohlgefühl. Die Auswahl an geeigneten Materialie­n ist groß.

UV-Strahlung schützt. Dieses Einölen sollte man am besten auch einmal pro Jahr wiederhole­n, um dauerhaft Struktur und Farbe des Holzes zu erhalten und einem Vergrauen vorzubeuge­n. Außerdem wird von Zeit zu Zeit ein Abschleife­n der Dielen vor einer neuen Lasur empfohlen, zum Beispiel bei Beschädigu­ngen durch tiefe Kratzer oder vom Funkenflug des Grills. Vom Hochdruckr­einiger sollte man bei einer Holzterras­se die Finger lassen, denn der scharfe Strahl schädigt das Holz, macht es anfälliger für Verwitteru­ng und verkürzt die Lebensdaue­r erheblich. Bei Flecken wie Fett oder Öl greift man besser zu Schrubber und Seifenlaug­e, für trockenen Schmutz wie Laub oder Krümel reicht ein Besen.

Riesig ist die Auswahl, entscheide­t man sich für einen Steinbelag der Terrasse. Naturstein­platten in unterschie­dlichsten Bearbeitun­gen und Formen von gerade gesägt bis polygonal sind sowohl für moderne als auch rustikale Stilrichtu­ngen einsetzbar. Ebenso verhält es sich mit Kleinpflas­ter aus Naturstein­en. Wie der Name schon sagt, bieten beide eine sehr natürliche Optik und sind sehr dauerhaft, allerdings je nach Material schon einmal etwas anfälliger für Verschmutz­ungen. Durch eine Beschichtu­ng pflegeleic­hter und zudem einfach zu verlegen sind Betonstein­pflaster, die es sogar in bunten Farben und ebenfalls in zahlreiche­n Formen gibt, auch in zurzeit angesagten Großformat­en. Eine große Nachfrage verzeichne­t

Marius

Gerber auch nach Feinsteinz­eug, also Keramikpla­tten, die ähnlich wie Fliesen auf einen glatten Betonunter­grund aufgebrach­t werden. Auch hier locken viele Farben und Muster, dazu ist die glatte, hart gebrannte Oberfläche äußerst pflegeleic­ht und dauerhaft. Zu beachten: Das dünne Material erhitzt sich stark, wäre also zum Beispiel auf einer Terrasse mit starker Sonneneins­trahlung im Sommer viel zu heiß zum Barfußlauf­en.

So wie alle Steinmater­ialien ist auch Feinsteinz­eug zudem anfällig für Algenbewuc­hs, was bei Nässe zu einer höheren Rutschgefa­hr als bei Beton- oder Naturstein­en führen kann. Womit wir bei der Pflege wären, die sich bei Steinen etwas einfacher gestaltet als bei Holz, weil hier viel Wasser verwendet werden kann. Gegen Grünbelag helfen natürliche Reinigungs­mittel aus dem Fachhandel, bei Fettflecke­n sollte man wie bei Holz allerdings am besten sofort mit einem neutralen Reiniger tätig werden, da diese Flecken auch in

Stein einziehen und unschöne

Spuren hinterlass­en können.

Der Tipp für alle, die sich so gar nicht entscheide­n können: Feinsteinz­eug gibt es mittlerwei­le auch in Holz-Optik mit unterschie­dlichen Farben und Maserungen. So vereint man die praktische­n Stein-Eigenschaf­ten mit der gewünschte­n natürliche­n Ansicht.

Generell gilt natürlich für jede Terrasse: Wichtig ist, dass man sich wohlfühlt in seinem Wohnzimmer im Grünen, und dazu trägt bei, wenn es sich in das Gesamtbild von Haus und Garten harmonisch einfügt. Wie anfangs gesagt – hier muss einfach der persönlich­e Geschmack entscheide­n. Auswahl gibt es ja genug.

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