Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Verwirrung nach Scherz bei Facebook
Das wird auch für Aufsehen in Kevelaer sorgen. Haldern möchte Wallfahrtsort werden? Der Heimatverein des Reeser Ortsteils hat in den sozialen Medien für viel Wirbel gesorgt. Aber auch für Heiterkeit.
HALDERN/KEVELAER Da war die Verwirrung unter den Facebook-Nutzern groß, die diesen Eintrag des Halderner Heimatvereins gelesen hatten: „Haldern will Wallfahrtsort werden.“
Unter einer Fotokollage, bestehend aus Haus Aspel, Heiligenhäuschen, St.-Georg-Kirche, Ortseingangsschild und der heiligen Irmgardis, stand die Nachricht: „Das Lindendorf Haldern am Niederrhein hat bei der Bezirksregierung Düsseldorf beantragt, offiziell Wallfahrtsort zu werden. Noch sind aber nicht alle Bedingungen dafür erfüllt: Es fehlt zum Beispiel noch ein Wunder. Mit einer Genehmigung wird aber noch in diesem Jahr gerechnet.“
„Bislang pilgerten bereits jährlich 7000 Fans zum Haldern-Pop-Festival, um die Ikonen des Pop anzubeten“
Gründe für den religiösen Ritterschlag gibt es genug, wenn man dem Eintrag Glauben schenkt: „Bei drei Kirchen, drei Kapellen, einem weltbekannten Heiligenhäuschen, einer Mariengrotte und einem Kloster sowie neun Wanderwegen wird damit gerechnet, dass Haldern in Kürze zum größten Wallfahrtsort Europas noch vor der Wallfahrtsstadt Kevelaer aufsteigen wird. Bislang pilgerten bereits jährlich circa 7000 Fans zum Haldern Pop Festival, um dort die Ikonen des Pop anzubeten.“
Klingt überzeugend. Und dennoch gibt es Zweifler: „Das ist jetzt aber ein später Aprilscherz“, kommentierte zum Beispiel der stellvertretende Reeser Bürgermeister Bodo Wißen, selbst Halderner Bürger, und ergänzte politisch kritisch: „Das Wunder wäre wahrscheinlich eine schnelle Genehmigung der Bezirksregierung.“
Auch andere Kommentatoren wähnten sich in einem Aprilscherz des Heimatvereins. Der hatte allerlei kleine Hinweise in seinem Beitrag versteckt, die auf den satirischen Hintergrund der vermeintlichen Topmeldung verwiesen: Klickt man auf das Bild der heiligen Irmgardis, steht dort „Zarah Leander“, ein weiterer Link führt zum Video von deren Gassenhauer „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“, oben links in der Kollage seht nicht „WDR Lokalzeit“, sondern „RDW Zeitlokal“, und der alles entscheidende Link entlarvt den Anlass für die wallfahrerischen Visionen des Heimatvereins: Am Dienstag berichtete die „WDR Lokalzeit Duisburg“, dass die Stadt Kevelaer bei der Bezirksregierung Düsseldorf beantragt habe, offiziell Kurort zu werden.
Und das ist kein alternativer, sondern ein belegter Fakt. „Noch sind aber nicht alle Bedingungen dafür erfüllt: Es fehlen zum Beispiel Wanderwege“, heißt es auf der Facebook-Seite des WDR über den Kevelaer-Antrag.
Eifrige RP-Leser werden wissen, dass Haldern gleich neun Wanderwege hat. Also neun mehr als Kevelaer. Und das neungliedrige Wanderwegenetz der Halderner wird auf nagelneuen Infotafeln und Faltkarten präsentiert. Als die Ehrenamtler des Heimatvereins diese Tafeln unlängst aufstellten, wurden sie angezeigt. Die Mitbürgerin fotografierte die Halderner beim Hämmern und Nageln der Tafeln, ohne in diesem Moment eine Schutzmaske zu tragen und schickte das Bild an das Reeser Ordnungsamt. Doch Bürgermeister Christoph Gerwers ließ Gnade vor Recht ergehen, was auch irgendwie als kleines Wunder gewertet werden darf, so dass diese Voraussetzung
ja dann vielleicht erfüllt wäre...
Und natürlich gibt es da noch die Heilige Corona mit ihrem kurzen Draht nach Rees. Die geschnitzte Skulptur der heiligen Corona steht im St.-Paulus-Dom zu Münster und gehörte einst der Familie Hellraeth aus Rees. Die RP berichtete davon im ersten Lockdown 2020. Laut Legende soll Corona, Frau des Märtyrers Victor, nur etwa 16 Jahre alt gewesen sein, als sie vor circa 1800 Jahren den frühchristlichen Märtyrertod starb. Corona soll auf Befehl eines römischen Statthalters an zwei niedergebeugten Palmen gebunden und dann zerrissen worden sein, als diese sich wieder aufrichteten.