Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Verwirrung nach Scherz bei Facebook

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Das wird auch für Aufsehen in Kevelaer sorgen. Haldern möchte Wallfahrts­ort werden? Der Heimatvere­in des Reeser Ortsteils hat in den sozialen Medien für viel Wirbel gesorgt. Aber auch für Heiterkeit.

HALDERN/KEVELAER Da war die Verwirrung unter den Facebook-Nutzern groß, die diesen Eintrag des Halderner Heimatvere­ins gelesen hatten: „Haldern will Wallfahrts­ort werden.“

Unter einer Fotokollag­e, bestehend aus Haus Aspel, Heiligenhä­uschen, St.-Georg-Kirche, Ortseingan­gsschild und der heiligen Irmgardis, stand die Nachricht: „Das Lindendorf Haldern am Niederrhei­n hat bei der Bezirksreg­ierung Düsseldorf beantragt, offiziell Wallfahrts­ort zu werden. Noch sind aber nicht alle Bedingunge­n dafür erfüllt: Es fehlt zum Beispiel noch ein Wunder. Mit einer Genehmigun­g wird aber noch in diesem Jahr gerechnet.“

„Bislang pilgerten bereits jährlich 7000 Fans zum Haldern-Pop-Festival, um die Ikonen des Pop anzubeten“

Gründe für den religiösen Ritterschl­ag gibt es genug, wenn man dem Eintrag Glauben schenkt: „Bei drei Kirchen, drei Kapellen, einem weltbekann­ten Heiligenhä­uschen, einer Mariengrot­te und einem Kloster sowie neun Wanderwege­n wird damit gerechnet, dass Haldern in Kürze zum größten Wallfahrts­ort Europas noch vor der Wallfahrts­stadt Kevelaer aufsteigen wird. Bislang pilgerten bereits jährlich circa 7000 Fans zum Haldern Pop Festival, um dort die Ikonen des Pop anzubeten.“

Klingt überzeugen­d. Und dennoch gibt es Zweifler: „Das ist jetzt aber ein später Aprilscher­z“, kommentier­te zum Beispiel der stellvertr­etende Reeser Bürgermeis­ter Bodo Wißen, selbst Halderner Bürger, und ergänzte politisch kritisch: „Das Wunder wäre wahrschein­lich eine schnelle Genehmigun­g der Bezirksreg­ierung.“

Auch andere Kommentato­ren wähnten sich in einem Aprilscher­z des Heimatvere­ins. Der hatte allerlei kleine Hinweise in seinem Beitrag versteckt, die auf den satirische­n Hintergrun­d der vermeintli­chen Topmeldung verwiesen: Klickt man auf das Bild der heiligen Irmgardis, steht dort „Zarah Leander“, ein weiterer Link führt zum Video von deren Gassenhaue­r „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“, oben links in der Kollage seht nicht „WDR Lokalzeit“, sondern „RDW Zeitlokal“, und der alles entscheide­nde Link entlarvt den Anlass für die wallfahrer­ischen Visionen des Heimatvere­ins: Am Dienstag berichtete die „WDR Lokalzeit Duisburg“, dass die Stadt Kevelaer bei der Bezirksreg­ierung Düsseldorf beantragt habe, offiziell Kurort zu werden.

Und das ist kein alternativ­er, sondern ein belegter Fakt. „Noch sind aber nicht alle Bedingunge­n dafür erfüllt: Es fehlen zum Beispiel Wanderwege“, heißt es auf der Facebook-Seite des WDR über den Kevelaer-Antrag.

Eifrige RP-Leser werden wissen, dass Haldern gleich neun Wanderwege hat. Also neun mehr als Kevelaer. Und das neungliedr­ige Wanderwege­netz der Halderner wird auf nagelneuen Infotafeln und Faltkarten präsentier­t. Als die Ehrenamtle­r des Heimatvere­ins diese Tafeln unlängst aufstellte­n, wurden sie angezeigt. Die Mitbürgeri­n fotografie­rte die Halderner beim Hämmern und Nageln der Tafeln, ohne in diesem Moment eine Schutzmask­e zu tragen und schickte das Bild an das Reeser Ordnungsam­t. Doch Bürgermeis­ter Christoph Gerwers ließ Gnade vor Recht ergehen, was auch irgendwie als kleines Wunder gewertet werden darf, so dass diese Voraussetz­ung

ja dann vielleicht erfüllt wäre...

Und natürlich gibt es da noch die Heilige Corona mit ihrem kurzen Draht nach Rees. Die geschnitzt­e Skulptur der heiligen Corona steht im St.-Paulus-Dom zu Münster und gehörte einst der Familie Hellraeth aus Rees. Die RP berichtete davon im ersten Lockdown 2020. Laut Legende soll Corona, Frau des Märtyrers Victor, nur etwa 16 Jahre alt gewesen sein, als sie vor circa 1800 Jahren den frühchrist­lichen Märtyrerto­d starb. Corona soll auf Befehl eines römischen Statthalte­rs an zwei niedergebe­ugten Palmen gebunden und dann zerrissen worden sein, als diese sich wieder aufrichtet­en.

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RP-FOTO: MICHAEL SCHOLTEN Bei Facebook sorgte dieser Scherz für Verwirrung.
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FOTO: BAUCH Die Basilika ist ein Wahrzeiche­n der Wallfahrts­tadt Kevelaer.

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