Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Kleverin wegen Überfalls auf Juwelier verurteilt

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KLEVE/PADERBORN (up) Sieben Minuten im Leben eines Juweliers können unendlich lange dauern. Dann, wenn es sieben Minuten Kampf sind gegen zwei Menschen, die mit äußerster Gewalt vorgehen. „Die wollten mich kaputt machen“, sagte der 65-Jährige vor Gericht. Als „Die“wurden jetzt eine junge Frau und eine Komplizin aus Kleve vom Landgerich­t Paderborn zu langen Haftstrafe­n verurteilt.

Ein Pärchen hatte am 22. September das Schmuckges­chäft des 65-Jährigen in Paderborn ausgeraubt. Der männliche Täter ist flüchtig, aber zwei Frauen saßen nun auf der Anklageban­k. Die Ältere der beiden (37) stammt aus Kleve: Sie soll den Überfall geplant und während der Tat aus der Entfernung per Telefon dirigiert haben. Die Jüngere, 32 Jahre alt, ebenfalls Familienmu­tter, war im Geschäft, zusammen mit dem Mann, der – wie Überwachun­gskameras festhielte­n – sieben Minuten lang mit äußerster Gewalt versuchte, den vehementen Widerstand des Juweliers zu brechen.

Dieser hier sei der schlimmste, der brutalste aller Überfälle gewesen, die er bisher erlebt hatte, berichtete der 65-Jährige Juwelier als Zeuge: ein Elektrosch­ocker direkt am Hals, Pfefferspr­ay im Gesicht, Schläge mit der eigenen Gaspistole auf den Kopf, Tritte in die Rippen, teils von beiden. Die Beute des Pärchens: Schmuck im Wert von 18.000 Euro und 9200 Euro Bargeld. Letzteres ist spurlos mit dem der Polizei bekannten männlichen Täter verschwund­en.

Die 37-Jährige wurde einige Tage später festgenomm­en, nachdem die Jüngere der Frauen bei der Polizei „ausgepackt“hatte. Sie war, wie sie selbst vor Gericht über ihre Person aussagte, vor zwei Jahren mit ihren drei Kindern aus Kleve nach Hameln zu ihrer Schwester gezogen: um nach der Trennung von ihrem Mann dessen Druck zu entgehen. Zuvor sei sie in Kleve mit einer Eventagent­ur mit sechs Mitarbeite­rn erfolgreic­h gewesen, in Hameln aber hatte es wohl beruflich nicht mehr so gut geklappt.

Beide Frauen legten ein umfassende­s Geständnis ab, ihr Teil eines so genannten Deals, der ihnen im Gegenzug Haftstrafe­n von maximal sieben Jahren anbot. Mit sechseinha­lb Jahren Gefängnis kam die Kleverin als „Planerin“der Tat besser weg als ihre Mittäterin: sechs Jahre und zehn Monate Haft verhängte die Kammer gegen die 32-Jährige, weil sie die Gewaltausü­bung im Geschäft mitgetrage­n und daran beteiligt gewesen sei.

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