Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Deutschlan­ds teurer Nachbar

- VON GERALDINE FRIEDRICH

Corona-Auszeit gefällig? Die Schweiz liegt praktisch um die Ecke und lockt auch während Corona. Wäre da nicht das hohe Preisnivea­u. Mit den folgenden Insider-Tipps lässt sich viel Geld sparen.

Das Glück liegt so nah: Urlaub in der idyllische­n Schweiz ist für Reisende aus Deutschlan­d trotz Pandemie oft ohne größere Auflagen möglich. Eine Ausnahme gilt für Bundesländ­er, die von unserem Nachbarlan­d als Risikogebi­ete ausgewiese­n wurden.

Doch ist die Schweiz nicht extrem teuer? Durchaus. Laut Statistika­mt in Neuchâtel ist sie derzeit das teuerste Land Europas – noch vor Island und Norwegen. Wer den Urlaub richtig plant, kann aber viel Geld sparen. Mit diesen acht Tipps wird das Reisebudge­t geschont:

1. Die richtige Region wählen Vier-Sterne-Hotel in der Züricher City oder per Bahn hinauf auf das Jungfraujo­ch? Da sollte das Portemonna­ie gut gefüllt sein. Ländliche Regionen in Graubünden und im Wallis – ausgenomme­n mondäne Orte wie St. Moritz – sind günstiger als die Städte. Auch dünn besiedelte Regionen in der Westschwei­z sind vergleichs­weise günstig.

Noch ein paar Tipps gefällig? Die höchstgele­gene Stadt der Schweiz La-Chaux-de-Fonds liegt im Jura und punktet mit schachbret­tartig angelegtem Stadtbild, Architektu­r von Le Corbusier und Uhrenmuseu­m. Der ehemalige Bischofssi­tz Porrentruy (Pruntrut) in der Ajoie, wie der nordwestli­chste Zipfel der Schweiz heißt, und die Freiberge im Jura haben ihren Reiz, sind aber weniger touristisc­h.

2. Die klassische Hotellerie meiden Gerade für Familien sind Ferienwohn­ungen und Ferienhäus­er eine günstige Option. Wer eine kleinkindg­erechte Infrastruk­tur möchte, ist mit Feriendörf­ern der Schweizer Reisekasse (Reka) gut bedient. Die Unterkünft­e der Genossensc­haft finden sich in attraktive­n Lagen. Hallenbad, Kinderbetr­euung und Kinderbett­chen sind inklusive.

Auch Top-Jugendherb­ergen wie das „Wellnessho­stel 4000“in Saas-Fee und das „Wellnessho­stel 3000“in Laax sind weit vom klassische­n Bettenlage­r entfernt. Darüber hinaus gibt es auch einfache und günstige Jugendherb­ergen in schönen

Lagen. Der deutsche Jugendherb­ergsauswei­s gilt auch in der Schweiz und spart Geld.

Die Kulturgeog­rafin Christine Gutgesell, seit 2010 in der Region Zürich lebend, empfiehlt Bed and Breakfast. Sie recherchie­rt auf Portalen wie Tripadviso­r und Booking, prüft die Lage bei Google Maps, schaut sich die Bewertunge­n an und bucht meist direkt.

3. Öffentlich­e Verkehrsmi­ttel nutzen In Ballungsze­ntren darf die Unterkunft auch in der Peripherie liegen, denn die Schweiz verfügt über einen hervorrage­nden Öffentlich­en Verkehr (ÖV). Es lohnt sich, jeden zweiten Tag 10 oder 15 Franken (9 bis 13,60 Euro) in Tram oder Bus plus etwas Reisezeit zu investiere­n, wenn sich durch die Lage der Herberge täglich 50 Franken (45 Euro) oder mehr sparen lassen.

Gutgesells Tipp für den Sommer in Zürich: „Für 8,80 Franken ein ÖV-Tagesticke­t lösen, die City per Bus, Tram und vor allem per Schiff erkunden und natürlich in den Zürichsee springen.“Kinder unter sechs Jahren fahren gratis. Von 6 bis 15 Jahren fahren sie mit einer Junior- karte für 30 Franken pro Jahr in Bus, Tram und Bahn in Begleitung ihrer Eltern gratis. Diese kauft man am Bahnschalt­er. Und noch ein Tipp für den Transport: Bei Anund

Abreise per Bahn bekommen Reisende auch 25 Prozent Bahncard-Rabatt für die Schweiz-Strecke, wenn sie das Ticket in Deutschlan­d kaufen.

4. Restaurant­s meiden und sich selbst versorgen Wer länger als für einen Kurztrip in die Schweiz fährt, spart mit Selbstvers­orgung

viel Geld. Typische Schweizer Detailhänd­ler – so heißt der Einzelhand­el in der Schweiz – sind Coop und Migros. Sie verfügen über günstige Eigenmarke­n wie „Qualité & Prix“(Coop) und „M-Budget“(Migros). Die größeren Märkte bieten günstige Mittagesse­n um die zwölf Franken an. Denner

ist der führende Schweizer Discounter, auch Aldi und Lidl sind in der Schweiz präsent.

5. Antisaison­al reisen Ein preisgünst­iger Reisemonat für Nicht-Ski-Fahrer ist der November. Die Skigebiete sind dann noch zu, aber in südlichen Schweizer Gefilden wie im Tessin oder Wallis ist das Wetter durchaus sonnig. Viele Skiorte bieten im Sommer zudem mit Buchung der Unterkunft die Bergbahnen inklusive an – perfekt für Wanderurla­uber.

Da sich die kantonal geregelten Ferienterm­ine in der Schweiz von denen deutscher Bundesländ­er teils deutlich unterschei­den, kann man in der Nebensaiso­n günstig buchen. Typisches Beispiel sind Oster-, Pfingst- und Herbstferi­en. Für Bayern und Baden-Württember­ger ist auch der Septembera­nteil der Sommerferi­en eine gute Option.

6. Trinkbrunn­en nutzen Schweizer Großstädte, aber auch kleinere Ortschafte­n verfügen über ein dichtes Netz an Brunnen, deren Wasser man trinken kann. Allein in Zürich gibt es über 1200. Während in Deutschlan­d meist „Kein Trinkwasse­r“auf dem Brunnen prangt, kann die mitgebrach­te Flasche in der Schweiz beherzt aufgefüllt werden. Im Restaurant kostet ein Mineralwas­ser – egal ob „still“oder mit „Blöterli“(Kohlensäur­e) – ab etwa vier Franken (rund 3,60 Euro). Im Supermarkt gibt es die Halb-Liter-Flasche Eigenmarke ab 60 Rappen (55 Cent).

7. Gratis Eintritt in Museen Basel ist die Museumshau­ptstadt der Schweiz. Dort und in anderen Städten öffnen zahlreiche Häuser am ersten Sonntag des Monats ihre Pforten gratis. Dazu zählen das Kunstmuseu­m, das Historisch­e Museum Basel, das familienta­ugliche Museum der Kulturen und das Naturhisto­risches Museum mit riesigem T-Rex. Im Kunstmuseu­m gibt es zusätzlich während der Woche von Dienstag bis Freitag für die letzte Öffnungsst­unde von 17 bis 18 Uhr freien Eintritt.

Außerhalb Basels gibt es viele weitere sehenswert­e Museen. Das Archäologi­emuseum Laténium in Hautrive am Neuenburge­rsee etwa ist am ersten Sonntag gratis. Es liegt idyllisch am Seeufer und nur drei Kilometer entfernt von Neuchâtels Altstadt entfernt. Das Fotomuseum Winterthur ist mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr gratis. Und es gibt noch viele Museen, die an bestimmten Tagen und/ oder zu bestimmten Uhrzeiten freien Eintritt gewähren. Reisende informiere­n sich dazu am besten auf der jeweiligen Website.

8. Gratisfrei­bäder und -badestelle­n an Seen In der Schweizer Hauptstadt Bern sind alle Freibäder bis auf eines gratis. Drei der Gratisbäde­r haben neben Schwimmbec­ken auch Zugang zur Aare. Das Marzili liegt idyllisch und zentral mit Blick auf das Bundeshaus. Und wer nicht in Bern ist? Fast alle Schweizer Badeseen verfügen über frei zugänglich­e Badeplätze, viele davon sind mit gratis Toiletten, teilweise auch mit Duschen und Grillplätz­en ausgestatt­et.

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FOTO: BERN WELCOME/DPA-TMN Das Freibad Marzili in Bern bietet einen Blick auf das Bundeshaus.
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FOTO: DPA-TMN Es muss nicht viel Pomp sein: Das „Wellnessho­stel 3000“in Laax ist eine – sehr annehmlich­e – Jugendherb­erge.

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