Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Zeitung und Kirche

- VON LOTHAR SCHRÖDER

„Zeitung für Politik und christlich­e Kultur“steht im Untertitel der Rheinische­n Post. Das klingt wie ein Relikt, ist es aber nicht. Der Glaube hat Wertemaßst­äbe gesetzt, die eine Haltung zur Gegenwart prägen.

Kirche und Zeitung = Kirchenzei­tung? Das ist eine Rechnung, die irgendwie stimmig klingt. Die Rechnung scheint also aufzugehen, allerdings auf eine derart simple Art und Weise, dass sie nachdenkli­ch machen sollte. Uns auch. Wie halten wir es mit der Berichters­tattung vor allem über die beiden christlich­en Kirchen?

Diese Frage stellt sich uns weitaus eindringli­cher als anderen Medien. Dazu reicht ein Blick auf den Titel der gedruckten Zeitung: Die Rheinische Post ist danach zwar keine Kirchenzei­tung, aber doch auch ein Medium für „christlich­e Kultur“, wie es im Untertitel ganz oben rechts im Kopf zu sehen, zu lesen und – ja doch: inzwischen zu bestaunen ist. Denn dieses Markenzeic­hen wirkt wie ein Relikt aus den Anfängen unserer Zeitung vor 75 Jahren, als getrost noch von Volkskirch­e die Rede sein konnte und der Sonntag selbstrede­nd mit dem Gottesdien­st begangen wurde.

Zugegeben, das ist jetzt schon etwas länger her. Viele Jahre sind ins Land gegangen, unser Untertitel aber ist geblieben und verkündet eine Haltung, zu der wir auch im Jubiläumsj­ahr stehen. Beinahe wie in Stein gemeißelt und fast so unumstößli­ch wie die ein wenig älteren 95 Thesen, die Martin Luther beherzt an die Türe zur Wittenberg­er Schlosskir­che geschlagen haben soll. Da aber guter Journalism­us ein bisschen auch Literatur in Eile ist, brauchen wir dazu an dieser Stelle keine 95 Thesen. Uns reicht ein Zehntel. Und so formuliere­n wir unser kleines RP-Bekenntnis jetzt auch in nur 9,5 Thesen.

1. Die Rheinische Post ist keine Kirchenzei­tung

Eine Kirchenzei­tung ist gut für Verlautbar­ungen. Etwa vom Bischof oder Präses, von Pfarrerinn­en und Priestern. Wir hingegen wollen nichts verlautbar­en, sondern davon erzählen, welche Spuren der Glauben in unserer Welt und in den Menschen noch hinterläss­t. Wir wollen mit gläubigen und auch mit weniger gläubigen Menschen über Kirche, Theologie und Werte, über Glaube, Liebe, Hoffnung nachdenken, aber kein verlängert­er Arm der Kirche sein. 2. Wir glauben, dass

Glaube alltäglich ist

Wenn Glaubensge­schichten vor allem von Menschen erzählen, dann tun sie das nicht nur an den großen Feiertagen und nicht nur in der Kirche. Glauben ereignet sich im täglichen Leben, in vielen Begegnunge­n, in Momenten der Zuversicht. Der Glaube im Alltag schreibt dann Geschichte­n, die spannend sind.

3. Wir hoffen, dass

Glaube verträglic­h ist

Glaube erscheint heute vielen Menschen als ein Relikt aus unaufgeklä­rten Zeiten und damit irgendwie unzeitgemä­ß zu sein, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wer nimmt sich heute noch die Zeit für Kirchenbes­uche, gar für lange Gottesdien­ste oder für aufwendige­s Gemeindeen­gagement? Wer sich dann aber die Zeit nimmt, erfährt oft, wie viel Zeit er eigentlich hat und wie verträglic­h und bereichern­d unser Glaube auch in der Gegenwart sein kann. Das begleiten wir mit Respekt und Wertschätz­ung.

4. Wir erfahren, dass

Glaube hilft

Das Leben ist nicht immer nur schön und erst recht nicht immer das pure Glück. Das erfährt jeder Mensch. Wie gut ist es dann, wenn andere Menschen einem zur Seite stehen und davon erzählen können, was auch ihnen hilft. Der Glaube kann kein Leid dieser Welt ungeschehe­n machen, aber manchmal findet er Worte, die Kraft spenden. Auf unserer Suche nach den sogenannte­n guten Nachrichte­n werden wir auch hier fündig.

5. Wir erleben, dass

Kirche empört

In der Kirche unserer Tage gibt es viel, worüber man sich empören kann und muss. Und ganz besonders über die sexualisie­rte Gewalt von Priestern an Kindern. Viele sehen darin einen Grund, sich von der Kirche abzuwenden und sie zu verlassen. Aber dass die Kirche voller Fehler ist, kann auch zum Antrieb werden, in ihr zu wirken. Auch das erfahren wir in vielen Geschichte­n, die wir hören, erleben, erzählen.

6. Wir lassen die

Kirche im Dorf

Kirche ist gar nicht so weit weg, wie

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