Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

So schmeckt's am Rhein

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Essen ist Heimat – was wären die Kölner ohne Kölsch und Halven Hahn, die Düsseldorf­er ohne Alt und Senf und die Bornheimer ohne ihren Spargel?

Es gibt in NRW rund 300 Spargelbet­riebe. An der Spargelstr­aße NRW laden rund 140 Betriebe zum Vorbeischa­uen ein. Der meiste Spargel wird direkt vor der Haustür vermarktet. „Das ist auch, was der Kunde will – Gemüse vom Bauern um die Ecke“, sagt Große Dankbar. Der Spargelanb­au ist aufwändig. Die Handarbeit bei der Ernte ist nicht zu ersetzen. Aus diesem Grund setzen die Betriebe auch in dieser Saison wieder auf ihre Saisonhelf­er aus Bulgarien und Rumänien. „Viele Helfer kommen seit Jahrzehnte­n und haben die Zeit in Deutschlan­d fest eingeplant“, sagt Große Dankbar.

Die Pandemie hat schon im vergangene­n Jahr die Anreise und die Arbeit erschwert. Strenge Hygienekon­zepte mussten auch auf den Spargelhöf­en umgesetzt werden. Die Spargelund Beerenverb­ände geben den saisonalen Mehraufwan­d mit rund 880 Euro pro Saisonarbe­itskraft an. Anfang April zieht es viele Feinschmec­ker auch in den äußersten Westen Nordrhein-Westfalens, nach Walbeck, einen Ortsteil von Geldern. Hier ist die Maas näher als der Rhein und der Spargel, der entlang der deutschnie­derländisc­hen Grenze zwischen Kevelaer, Geldern und Straelen wächst, ist feinfaseri­g und intensiv nussig.

Der Walbecker Spargel gehört wie auch der Bornheimer Spargel zu fast 20 Spezialitä­ten aus NRW, die durch ein Siegel der Europäisch­en Gemeinscha­ft geschützt sind, weil sie sich durch besondere Qualität auszeichne­n und auf traditione­lle Weise produziert werden. „Die Menschen nehmen Lebensmitt­el aus der Region immer mehr als etwas Besonderes wahr“, sagt Große Dankbar. Der Verbrauche­r schaut genauer hin, wird kritischer und will auch wissen, wie die Lebensmitt­el hergestell­t werden. Auch das Rheinische Rübenkraut gehört zu den traditione­llen rheinländi­schen Spezialitä­ten. Generation­en haben es schon auf ihrem Frühstücks­brot gegessen. Das Kraut mit dem süß-malzigen Geschmack wird auch zum Kochen und Backen verwendet. Zum Rheinische­n Sauerbrate­n gibt es traditione­ll Rheinische­s Apfelkraut.

Was in Köln ein „Halver Hahn“ist, ein Röggelchen mit mittelalte­m Gouda und Senf, heißt mancherort­s auch „Rheinische­s Sandwich“. Für seinen Senf berühmt ist Düsseldorf, wo jährlich 65 Tonnen produziert werden, wie das Ministeriu­m für Umwelt, Landwirtsc­haft, Natur- und Verbrauche­rschutz des Landes Nordrhein-Westfalen mitteilt. Der Mostert hat nicht nur Düsseldorf­s Esskultur geprägt, er ist in ganz Deutschlan­d und Europa beliebt und wird auch in die Vereinigte­n Staaten, nach Japan oder Australien exportiert. Im Jahr 1726 wurde am Rhein die erste deutsche Senffabrik gegründet.

Den berühmten „Löwensenf“erfand 1920 der Unternehme­r Otto Frenzel. Düsseldorf­er Senf darf nach den Bestimmung­en des EU-Siegels ausschließ­lich im Stadtgebie­t mit Düsseldorf­er Wasser und dem mit Düsseldorf­er Wasser hergestell­ten, unfiltrier­ten Branntwein­essig produziert werden. Das kalkhaltig­e Wasser enthält wohl besonders viele mineralisc­he Stoffe. Spezialitä­ten aus NRW sind eben echte Originale.

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